Holz- und Rindenpilze
Pilze im Wald
Pilze üben in Wäldern viele verschiedene ökologische Funktionen aus. Als Mykorrhiza gehen sie wechselseitige Beziehungen mit Baumwurzeln ein: Sie liefern Wasser und erhalten im Gegenzug etwas, das sie selbst nicht herstellen können: Zucker. Als Destruenten führen sie abgestorbenes organisches Material wieder in den Nährstoffkreislauf des Waldes zurück. Und nicht zuletzt sind viele Waldpilze auch als Speisepilze beliebt. In Deutschland gibt es ca. 1600 Großpilzarten, die auf Holz leben. Hinzu kommen zahlreiche Arten, die als Mykorrhizabildner und Streusaprophyten (Pilze, die die Streu am Waldboden abbauen) die Wälder besiedeln. Es gibt auch zahlreiche Pilze, die Käfern als Nahrungsquelle dienen: Ambrosiakäfer wie der Kleine Holzbohrer leben in selbstgebauten Gängen in Holz, und legen an den Wänden des Brutsystems richtige Pilzgärten an.
Pilze als Schadfaktoren
Pilze können aber auch als Schadfaktor im Wald auftreten und Rindennekrosen oder Holzfäule verursachen. Dann beeinträchtigen sie die Gesundheit und das Wachstum von Bäumen, vermindern die Qualität des stehenden und lagernden Holzes und haben Auswirkungen auf die Arbeits- und Verkehrssicherheit im Wald.
Manche Pilze können endophytisch (ohne Symptome zu produzieren) im Holz- oder Rindengewebe vorkommen. Sind die Wirtsbäume zum Beispiel durch Schädlingsbefall, Verletzungen oder Trockenheit geschwächt, gehen sie in ihre pathogene Phase über. Sie werden daher auch als „latente Pathogene“ bezeichnet, also als versteckte Krankheitserreger. Während manche Pilzarten in einer Baumart nur endophytisch vorkommen, können sie in einer anderen pathogen sein.
Hallimasch – der „Kambium-Killer“
Holzzersetzende Pilze können über Wunden (Verletzungen an Stamm oder Wurzeln, Astbrüche, lnsektenfraß) in den Baum gelangen. Es gibt aber auch parasitäre Pilze, die einen Baum befallen können, selbst wenn dieser noch gesund erscheint, jedoch bereits durch Trockenheit, Staunässe oder Schädlinge geschwächt ist. Dazu gehört zum Beispiel der Hallimasch (Armillaria sp.). Er breitet sich unter der Rinde des Baumes aus und bildet wurzelartige Stränge (Rhizomorphen), sowie weiße Matten aus Pilzgewebe (Myzel). Dabei wird das lebenswichtige Kambium (Zellteilungsgewebe) zwischen Rinde und Holz zerstört, was zum Absterben des Baumes führt. Zusätzlich kann auch der Kern des Baumes befallen und das Holz zersetzt werden.
Baumschwämme
Auffällig sind die sogenannten Baumschwämme, die konsolenartig aus toten oder manchmal noch lebenden Baumstämmen herauswachsen. Diese Pilzkonsolen sind allerdings lediglich die Fruchtkörper der holzbewohnenden Pilze. Mit ihren fadenförmigen Pilzhyphen (Zellen, die der Nährstoff- und Wasseraufnahme dienen) durchdringen sie die Baumstämme und ernähren sich von der Holzbiomasse. Ihre Fruchtkörper werden meist erst dann gebildet, wenn die Holzzersetzung schon fortgeschritten ist.
Beläge und Überzüge
Neben den klassischen, konsolenartig wachsenden Baumschwämmen kommt eine Vielzahl von holzzersetzenden Pilzen auch unscheinbarer als Belag oder Überzug vor. Der Erreger der Rußrindenkrankheit des Ahorns, Cryptostroma corticale, ist erst in einem fortgeschrittenen Befallsstadium anhand der sich ablösenden Rinde und der darunterliegenden schwarzen Pulverschicht zu erkennen. An Buchen finden sich ähnliche, mitunter schwer voneinander zu unterscheidende schwarze Beläge oder Krusten, verursacht durch z.B. den Brandkrustenpilz (Kretzschmaria deusta) oder den Münzenförmigen Rindenkugelpilz (auch Pfennig-Kohlenkruste, Biscogniauxia nummularia).
Braunfäule
Je nachdem, welche Holzbestandteile zersetzt werden, unterscheidet man zwischen Braunfäule, Weißfäule und Moderfäule. Bei einem Befall durch Braunfäule werden die helle Zellulose und Hemizellulose abgebaut, zurück bleibt dunkelbraunes, brüchiges Lignin. Daraus resultiert das charakteristische Schadbild des Würfelbruchs. Braunfäule kommt überwiegend an Nadelholz vor. Pilzarten, die Braunfäule verursachen, sind z. B. der Schwefelporling (Laetiporus sulphureus), oder der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola).
Weißfäule
Bei der Weißfäule hingegen wird neben der Zellulose und Hemizellulose auch das braune Lignin abgebaut, das befallene Holz wird entsprechend weiß und zerfasert. Weißfäule kommt vor allem an Laubholz vor und benötigt als Lebensgrundlage eine gewisse Holzfeuchte. Zu den häufigsten Weißfäule-Erregern gehören zum Beispiel die Zunderschwämme (Fomes sp.) oder der Gemeine Wurzelschwamm (Heterobasidion annosum).
Moderfäule
Moderfäule entsteht meist an Holz, das ständig einer hohen Feuchtigkeit ausgesetzt ist. Sie ähnelt der Braunfäule, denn auch sie zersetzt bevorzugt die Zellulosebestandteile des Holzes. Deswegen sind Hölzer, die im Freien verbaut oder gelagert werden besonders gefährdet. Von Moderfäule befallenes Holz riecht muffig und hat im nassen Zustand eine schmierige, schwärzliche Oberfläche. Nach der Austrocknung ähnelt das Schadbild der würfelbrüchigen Struktur der Braunfäule – die Bruchlinien sind jedoch feiner und reichen nur wenige Millimeter in die Tiefe. Zu den Pilzen, die Moderfäule hervorrufen, gehört beispielsweise der Münzenförmige Rindenkugelpilz (Biscognauxia nummularia).
Weitere Pilzarten
Natürlich gibt es noch viel mehr als die hier vorgestellten Pilzarten. Viele von ihnen können die Rinde von Bäumen nachhaltig schädigen und dadurch Eintrittspforten für holzzerstörende Pilze und Insekten schaffen. Der Schlauchpilz Cryphonectria parasitica verursacht den Esskastanienrindenkrebs. Rindennekroseerreger wie das Scharlachrote Pustelpilzchen Neonectria coccinea und Eutypella quaternata sind maßgeblich am Krankheitsbild Buchenvitalitätsschwäche beteiligt. Das Rindenpathogen Anthostoma decipiens kann Rindenläsionen und -nekrosen verursachen und ist Erreger des Hainbuchensterbens.

Sporenranken von Libertella faginea (Nebenfruchtform von Eutypella quaterna) an Rotbuche, ThüringenForst
Der Walddoktor
Die Story-Serie „Der Walddoktor“ entsteht in Zusammenarbeit des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie und der TU Ilmenau mit dem Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha von ThüringenForst im Rahmen des Projektes „Der Walddoktor“. Dieses wird durch das Bundesamt für Bildung und Forschung, das Förderprogramm „Wir! – Wandel durch Innovation in der Region“ und das Bündnis Holz-21-regio gefördert.“
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