Blüten unter der Lupe: Wärmeregulierung im Winter

Im Winter oder in kalten Habitaten wie Hochgebirgen ist eine optimale Blütentemperatur wichtig für eineerfolgreiche Fortpflanzung. Einige Pflanzen können in ihren Blüten aktiv Wärme produzieren, wie Helleborus foetidus mithilfe von Hefebakterien im Nektar (Herrera and Pozo, 2010). Aber das ist die Ausnahme. Für die meisten Pflanzen der kalten Regionen (oder Frühblüher) gilt, je mehr Wärme sie aus der Umwelt aufnehmen oder zumindest nicht verlieren können, umso besser. In dieser Story lernst Du, welchen Einfluss Eigenschaften wie Form, Farbe, Behaarung oder die Ausrichtung zur Sonne auf die Temperatur in der Blüte haben.

Glocken und Scheiben

Vielleicht hast Du Dich schon einmal gefragt, warum viele Frühblüher glockenförmige Blüten haben? Die Antwort ist: Glocken sammeln mehr Wärme ein als scheibenförmige Blüten. Hängende Glocken können Wärme aus der Bodenstrahlung aufnehmen und so im Inneren der Blüte 3-11 °C über der Umgebungstemperatur liegen (Kevan, 1989). Aufrechte Glocken, wie beispielsweise Enziane, bündeln Sonnenstrahlen, wenn sie in einem bestimmten Winkelbereich einfallen. In scheibenförmigen Blüten sind die Fortpflanzungsorgane der Umgebung direkt ausgesetzt und sitzen mittig, wo das meiste einfallende Licht der Blüte reflektiert wird. Aber auch die Blütenblätter spielen eine Rolle. In einem Experiment wurde in Blüten von Saxifraga oppositifolia der Temperaturüberschuss im Vergleich zur Umgebung um 70% reduziert, nachdem die Kelchblätter entfernt wurden (Kevan, 1970).

Mikro-Gewächshäuser

Eine weitere erfolgreiche Strategie ist das Ausbilden von „Mikro-Gewächshäusern“. Das sind beispielsweiseblasenförmige Strukturen aus durchscheinenden Hüllblättern, wie beim Kleinen Klappertopf (Rhinanthus minor), oder aus Kelchblättern wie bei Physalis. Diese filtern Licht im UV-Bereich, lassen aber längere Wellenlängen durch, wodurch die Luft im Inneren erwärmt wird. Ähnlich wie Blüten können aber auch hohle Stängel einen heizenden Effekt aufweisen, wenn die im Stängel eingeschlossene Wärme zu einem Anstieg der Innentemperatur führt (Kevan et al. 2018, 2019). Das kann die Entwicklung der unmittelbar darüber liegenden Blütenknospe fördern.

Ausrichtung zur Sonne (Heliotropismus)

Manche Pflanzen richten ihre Blüten im Tagesverlauf permanent so aus, dass sie der Sonne zugewandt sind. Insbesondere in kalten Regionen führt das zu einer effektiven Erwärmung der Blüte. Das kann Vorteile für die Pflanze mit sich bringen, beispielsweise durch erhöhte Temperaturen in den Fortpflanzungsorganen, schwerere Samen und mehr Besuche von Bestäubern. Viele Experimente versuchten bereits die Mehrwerte von Heliotropismus nachzuweisen, aber nicht in jedem Fall erfolgreich. (Van der Kooi, 2019).

Farbe

Dunklere Farben können mehr Strahlungsenergie absorbieren. Diese kann in der Blüte in Wärme umgewandelt werden, wodurch sich die Temperatur der Blüte erhöhen kann. In einer Reihe von Experimenten mit Plantago konnte eine enge Beziehung zwischen der Farbe der blütentragenden Ähre und ihrer Temperatur festgestellt werden. Individuen, die sich bei niedrigen Temperaturen entwickeln, bilden dunklere Rispen aus, die in voller Sonne 0,2-2,6 °C wärmer waren als die Vergleichsgruppe (Anderson et al., 2013). Eine andere Studie fand heraus, dass violett gefärbte Blüten von Ranunculus glacialis wärmer waren und mehr Samen produzierten als weiß gefärbte Blüten der gleichen Art (Ida & Totland, 2014). Allerdings gibt es auch Studien, bei denen die Farbe der Blüte keinen Einfluss auf die Blütentemperatur hat (Van der Kooi, 2019). Um den Zusammenhang zwischen Blütenfarbe, Temperatur und Fortpflanzungsfähigkeit besser zu verstehen, sind weitere Studien notwendig.

Öffnen und Schließen

Das Öffnen und Schließen von Blüten durch die Bewegung der Blütenblätter ist im gesamten Pflanzenreich verbreitet. Vor allem schalen- oder scheibenförmig blühende Arten schützen sich so vor äußeren Faktoren wieLicht, Feuchtigkeit oder Temperatur.  Das Öffnen und Schließen kann je nach Art mehrere Minuten oder Stunden dauern. Es wird angenommen, dass das Schließen der Blüte den Pollen vor Niederschlag (Ausspülen, Beschädigung) oder Austrocknung schützt, was dessen Lebensfähigkeit erhöht. Es gibt verschiedene Experimente, die den Einfluss des Blütenschlusses auf die Temperatur im Blüteninnerenuntersucht haben: Schließen sich beispielsweise die Hüllblätter von Tulipa iliensis bei kühlen Temperaturen, wird eine konstantere Temperatur innerhalb der Blüte aufrechterhalten (Abdusalam und Tan, 2014).

Behaarung
Wahrscheinlich ist die Behaarung von Blüten für die Aufrechterhaltung der Blütentemperatur wichtig, aber im Gegensatz zur Blattbehaarung wurde das bislang nur wenig untersucht. Pflanzenarten, die in hochgelegenen, kalten Regionen wachsen, bilden mitunter eine dicke Blattbehaarung aus. Dadurch entsteht eine isolierende Grenzschicht zur angrenzenden kalten Luftmasse, die den Wärmeverlust verringert (Meinzer und Goldstein, 1985). Die Behaarung der Blüten kann eine ähnliche isolierende Wirkung haben, wie im Beispiel von Weidenkätzchen: In Alaska wurde untersucht, dass es im Inneren von Weidenkätzchen 15-25 °C warm sein kann bei einer Lufttemperatur von 0 °C. Wurden die wolligen Haare entfernt, sanken die Innentemperaturen im Kätzchen um etwa 60% (Krog, 1955).

Quellen:

  • Herrera CM, Pozo MI. 2010. Nectar yeasts warm the flowers of a winter-blooming plant. Proceedings of the Royal Society of London B 277: 1827–1834.
  • Kevan PG. 1989. Thermoregulation in arctic insects and flowers: adaptation and co-adaptation in behaviour, anatomy, and physiology. Thermal Physiology 1: 747–753.
  • Kevan PG, Nunes-Silva P, Sudarsan R. 2018. Short communication: thermal regimes in hollow stems of herbaceous plants—concepts and models. International Journal of Biometeorology 62: 2057–2062.
  • Kevan PG, Tikhmenev EA, Nunes-Silva P. 2019. Temperatures within flowers and stems: possible roles in plant reproduction in the north. Bulletin of the NorthEastern Science Centre of the Russian Academy of Sciences, Magadan, Russia 1: 38–47.
  • Casper J van der Kooi, Peter G Kevan, Matthew H Koski, The thermal ecology of flowers, Annals of Botany, Volume 124, Issue 3, 16 August 2019, Pages 343–353,
  • Anderson ER, Lovin ME, Richter SJ, Lacey EP. 2013. Multiple Plantago species (Plantaginaceae) modify floral reflectance and color in response to thermal change. American Journal of Botany 100: 2485–2493.
  • Ida TY, Totland Ø. 2014. Heating effect by perianth retention on developing achenes and implications for seed production in the alpine herb Ranunculus glacialis. Alpine Botany 124: 37–47.
  • Abdusalam A, Tan D-Y. 2014. Contribution of temporal floral closure to reproductive success of the spring-flowering Tulipa iliensis. Journal of Systematics and Evolution 52: 186–194.
  • Meinzer F, Goldstein G. 1985. Some consequences of leaf pubescence in the Andean giant rosette plant Espeletia timotensis. Ecology 66: 512–520.
  • Krog J. 1955. Notes on temperature measurements indicative of special organization in arctic and subarctic plants for utilization of radiated heat from the sun. Physiologia Plantarum 8: 836–839.
  • Kevan PG. 1970. High arctic insect-flower relations: the inter-relationships of arthropods and flowers at Lake Hazen, Ellesmere Island, N.W.T., Canada. PhD Thesis, University of Alberta, Canada.

 

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Die Forsythie blüht aber zeitig dieses Jahr!

Es ist richtig, dass sich der Blühzeitpunkt der Forsythie seit den 1950-er Jahren deutlich verfrüht hat, von ehemals April in den März hinein, mitunter sogar schon in den Februar. Wenn jedoch bereits im Dezember und Januar gelb blühende Sträucher in Städten und Gärten beobachtet werden, dann handelt es sich bei diesen oft nicht um die Forsythie (Forsythia × intermedia), sondern um den Winter-Jasmin (Jasminum nudiflorum). Dieser Artikel soll helfen, diese Verwechslung zukünftig zu vermeiden:

Winter-Jasmin

Das Ölbaumbewächs stammt aus China und wurde als Zierpflanze nach Europa gebracht. In Frankreich gilt er bereits als beständig verwildert. Berühren seine hängenden Zweige den Boden, wurzeln sie an – was zu einem wirren, dichten Wuchs des Strauches führt. Winter-Jasmin kann in Deutschland schon ab Ende Dezember blühen und frostige Tage machen der Pflanze wenig aus – sie treibt an ihren grünen, nackten Trieben beständig neue Blüten nach. Daher auch der Artname: nudiflorum bedeutet so viel wie „nacktblütig“. Ein genauer Blick auf die Blüte zeigt, dass bei ihr fünf bis sechs gelbe Kronblätter zu einer tellerförmigen Blütenkrone zusammengewachsen sind. Im Gegensatz zu vielen anderen Jasminen duften seine Blüten nicht.

Forsythie

Gern gepflanzt, blütenreich (aber im Januar noch kahl, wie im Bild ersichtlich) sind Hybriden von Forsythien. Sie bilden aufrechte Sträucher von bis zu 3 m Höhe. Noch in den 1950-er Jahren blühten Forsythien ab April, aber der Blühbeginn verlagert sich durch den Klimawandel immer weiter in den März hinein, vereinzelt schon in den Februar. Ihre Blüten wachsen kelchförmig, mit vier zipfelförmigen, kurz verwachsenen Kronblättern an nackten, braunen Trieben. Neben den aus China, Korea und Japan stammenden, stark züchterisch veränderten Zierpflanzen (Hybriden) gibt es mehrere natürliche Arten, unter anderem eine, die in Europa auf der Balkanhalbinsel beheimatet ist. Sie blüht im April und wird nur selten als Zierpflanze außerhalb von botanischen Sammlungen kultiviert.

Zusammenfassung

Winter-Jasmin blüht ab Weihnachten bis etwa März, dann beginnen auch Forsythien zu blühen. Winter-Jasmin bildet wirre, herabhängende Sträucher, Forsythien wachsen aufrecht. Die Triebe des Winter-Jasmins sind grün, die der Forsythie braun. Die 5-6 Kronblätter des Winter-Jasmins sind rundlich und tellerförmig zusammengewachsen, Forsythien haben 4 kelchförmig zusammengewachsene Kronblätter.

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Phänologie: Spätherbst – Vorbereitung auf den Winter

Laubblätter sorgen mit ihrer Oberflächenstruktur dafür, dass das Wasser, welches die Pflanzen über ihre Wurzeln aufnehmen, wieder verdunstet. Das Absterben der Blätter im Herbst sorgt also dafür, dass sie nicht vertrocknen, wenn der Frost das Wasser im Boden gefrieren lässt. Der Spätherbst stellt die letzte phänologische Jahreszeit vor der Vegetationsruhe dar und ist dann eingeläutet, wenn sich das Laub der Stiel-Eiche herbstlich verfärbt und viele andere Laubgehölze ihre Blätter abwerfen.

Laubfärbung Stiel-Eiche

Du findest Stiel-Eichen (Quercus robur) vom Norddeutschen Tiefland bis auf über 1000 Meter Höhe in den Alpen. Ihr Verbreitungsgebiet reicht weit über Mitteleuropa hinaus, bis in den Kaukasus. Nachdem die nun nicht mehr benötigten Chlorophylle abgebaut wurden und die anderen Pflanzenstoffe sichtbar werden (Carotinoide machen die Blätter gelb, rote Farbtöne entstehen durch Anthocyane, und braune Tönungen durch wasserlösliche Farbstoffe, die erst nach dem Absterben der Blätter auftreten), leuchtet herbstliches Eichenlaub in Gelb- und Brauntönen.

Blattfall Eberesche

Der Blattfall der Eberesche (Sorbus aucuparia) wird vom Deutschen Wetterdienst als weitere Leitphase für den Eintritt des Spätherbstes definiert. Die Laubblätter der Eberesche sitzen wechselständig an den Zweigen und sind klar in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Mit ihrer kräftig roten Herbstfärbung sind sie ein beliebter Blickfang. Die Früchte der Eberesche, die sogenannten Vogelbeeren, hängen oft den ganzen Winter hinweg in Büscheln am Baum, und sind in dieser Zeit eine wichtige Nahrung für Singvögel.“

Ein Hauch von Grün

Typisch für den Spätherbst sind auch zartgrüne Ackerflächen, denn auch der Aufgang des Wintergetreides dient als Marker für diese phänologische Jahreszeit. Winterweizen, welcher Mitte September ausgesät wird, keimt nach etwa 15-20 Tagen und zeigt nun die ersten grünen Triebe. Erst im Frühjahr setzt jedoch das Streckungswachstum ein und die Blätter entwickeln sich.

 

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Krokusse im Herbst? Die Herbst-Zeitlose im Portrait.

Ein zarter Herbst-Bote
Etwa 100 Arten zählt die der Familie der Zeitlosengewächse (Colchicaceae). Der wahrscheinlich bekannteste Vertreter ist die Herbst-Zeitlose (Colchicum autumnale), die mit ihren hell-violetten Blüten im Spätsommer bis Herbst für so manchen letzten blühenden Farbtupfer auf unseren Wiesen sorgt. Daher auch der Name, der den Beginn der Herbstzeit „lost“ (vorhersagt). Nicht selten werden sie von Passant:innen für Herbstkrokusse (Crocus sp.) gehalten, aber diese gehören einer ganz anderen Pflanzenfamilie an, den Schwertliliengewächsen (Iridaceae).
6 Staubblätter oder 3?
Die Herbst-Zeitlose ist eine krautige, äußerst giftige Pflanze, aus deren Sprossknolle ein bis fünf Blüten treiben. Im Allgemeinen sind diese mit etwa 20 cm Länge deutlich größer als Krokusse. Wer schnell und sicher wissen will, was man vor sich hat, zählt die Staubblätter. Die Herbst-Zeitlose hat sechs davon, ein Krokus nur drei.
Herbst-Zeitlose treiben Blätter ohne Blüten
Krokusse treiben ihre Blüten zusammen mit ihren Blättern aus. Die Blätter der Herbst-Zeitlose findet man hingegen vor allem im Frühsommer, immer ohne Blüten. Hier kann es zu einer ganz anderen, gefährlichen Verwechslung kommen: Die teilen sich ihren Standort nicht selten mit dem gern gesammelten (und verzehrten) Bärlauch (Allium ursinum). Wie man im Frühjahr vermeidet, Bärlauch mit anderen Pflanzen zu verwechseln, kannst Du hier nachlesen: So kannst Du Bärlauch sicher von Maiglöckchen, Herbst-Zeitlose, Aronstab und Salomonsiegel unterscheiden

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Phänologie: Vollherbst

Ein Blick in die Natur zeigt: Reife Kornelkirschen liegen auf dem Boden und die Herbst-Zeitlosen sind verblüht. Eine neue phänologische Jahreszeit beginnt: Der Vollherbst. Vielleicht beschert er uns einen „Goldenen Oktober“ mit vielen warmen Tagen, aber das Wetter ist kein Anzeiger der Phänologie. Diese beachtet den alljährlich gleich ablaufenden Entwicklungszyklus von Pflanzen, und so ist der Vollherbst bestimmt durch die Fruchtreife der Stiel-Eiche, dann folgen späte Birnensorten und Weinreben. Der Höhepunkt ist die Laubfärbung der Rosskastanie. Das Ende des Vollherbstes tritt ein, wenn sich das Laub von Rot-Buche und Stiel-Eiche verfärbt und beginnt zu fallen. Im Mittel dauert der Vollherbst vom 17. September bis zum 19. Oktober.

Eicheln

Die Stiel-Eiche (Quercus robur) gehört zur Familie der Buchengewächse. Sie ist in Europa weit verbreitet und verträgt sowohl (kurze) Staunässe als auch Trockenphasen. Entsprechend findet man sie sowohl im Tiefland als auch auf Höhen von bis zu 100 m NHN. Im April-Mai blüht die Stiel-Eiche, und spätestens dann erkennt man auch ihr namensgebendes Element: Die Blüten (und später die Eicheln) sitzen an 4-6 cm langen Stielen. Eicheln sind eine wichtige Nahrungsquelle für viele Vogel- und Säugetierarten (Eichelhäher, Eichhörnchen!)

Späte Birnensorten

Äpfel und Birnen zu vergleichen ist selten eine gute Idee, aber eines kann man ganz gut sagen: Birnen (Pyrus communis) brauchen mehr Wärme als Äpfel, um ihr volles Aroma zu entfalten. Frühe Birnensorten müssen schnell verzehrt werden und sind nicht lagerfähig. Die im Herbst reifenden Früchte können – je nach Sorte – bis über den Winter gelagert werden. Klassische aromatische Birnensorten sind Conférence und Gellerts Butterbirne. Unter den Neuheiten punktet die ertragreiche Sorte „David“ mit festen, süßen, saftigen Früchten und einem Reifezeitpunkt von Anfang bis Mitte Oktober.

Weintrauben

Die Weinrebe (Vitis vinifera) ist die Heilpflanze des Jahres 2023, denn ihre Früchte (Weinbeeren) sind reich an sekundären Pflanzeninhaltsstoffen. Diese sind vor allem in den Kernen der Beeren konzentriert. Man findet sie aber auch in der Schale und im Laub roter Trauben. Ob eine Traube reif zur Ernte ist, erkennt man daran, dass alle ihre Beeren verfärbt sind und die Fruchtstiele verholzt. Außerdem sind in den Beeren die Kerne braun und nicht mehr cremefarben, und sie lösen sich leicht vom umgebenden Fruchtfleisch. Die Trauben werden am besten mit einer Schere komplett vom Trieb abgeschnitten und sind im Kühlschrank bis zu 14 Tage lang haltbar – wenn verdorbene Beeren zuvor entfernt wurden.

Rosskastanie
Es gibt mehrere Arten der Gattung Rosskastanie, phänologisch interessant ist die Gewöhnliche Rosskastanie Aesculus hippocastanum. Übrigens: Die Edelkastanie, Castanea sativa, von der die leckeren Maroni stammen, ist mit den Rosskastanien nicht verwandt! Die Rosskastanie stammt aus den Mittelgebirgen des Balkans und wird in Mitteleuropa seit dem 16. Jahrhundert als Straßenbaum verbreitet angepflanzt. Weissblühende Rosskastanien leiden oft unter dem Befall der Miniermotte. Dieser führt zu einem vorzeitigen Welken und Abfallen der Blätter im August bis Anfang September. Wenn Du die Laubfärbung der Rosskastanie als Anzeiger für Phänologie dokumentieren möchtest, nutze also bitte gesunde Bäume.

 

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#Krautschau im Frühherbst: Ritzenrebellen in der Stadt

Krautschau – auch im Herbst!

Klein(st)e Pflanzen in Pflasterritzen, Mauern, am Wegrand oder in dunklen Fugen – sie bilden wertvolle Korridore, in denen Insekten und andere Kleinstlebewesen Nahrung und Lebensraum finden. Sie kühlen den Boden, binden Staub und führen über ihre Wurzeln Oberflächenwasser ins Erdreich ab. Damit leistet das “Unkraut” einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas. Möchtest Du einen wissenschaftlichen Beitrag leisten und kartieren, was in Deiner Stadt, in Deinem Dorf in Mauern und Ritzen gedeiht? Bis zu 550 Arten sind das deutschlandweit! Schalte in den Einstellungen der Flora-Incognita App mit dem Code KRA VT5 HAV das Krautschau-Projekt frei, und gib jeder relevanten Beobachtung das Stichwort „Krautschau“ mit. Mehr zum Projekt findest Du auf unserer Webseite. Danke! Und nun schauen wir uns eine kleine Auswahl dessen an, was bei einer kurzen Runde durch Jena in Thüringen zu finden war.

Weiße Taubnessel
Taubnesseln sind nicht mit der Brennnessel verwandt. Sie gehören zu den Lippenblütlern und haben keine Brennhaare auf den Blättern. Die Weiße Taubnessel (Lamium album) kann, wenn sie sich nicht in kleine Ritzen pressen muss, fast einen Meter groß werden. Die Pflanze ist ein Dauerblüher: Von April bis in den Oktober hinein bilden sich die typischen Blüten, die beliebt bei Bienen und Hummeln sind.  Aus der Blüte entstehen später sogenannte Klausenfüchte. Sie besitzen ein weißliches Ölkörperchen (Elaiosom), welches Ameisen unwiderstehlich finden. Sie sorgen somit für eine verlässliche Verbreitung der Pflanze an neue Standorte. Zudem breitet sich die Weiße Taubnessel auch noch durch Ausläufer aus.

 

Gehörnter Sauerklee
Oxalis corniculata wird auch als Horn-Sauerklee bezeichnet. Seine gelben Blüten öffnen sich nur bei direktem Sonnenlicht, von Mai bis Oktober. Typisch sind zudem die rot anlaufenden Blätter und Stängel. Diese Einfärbung dient zum Schutz vor UV-Strahlung. Die Pflanze stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, ist aber heute nahezu weltweit verbreitet. Sie bildet im Jahresverlauf dichte Kissen, weshalb sie im Garten- und Landschaftsbau sowohl zur schnellen Begrünung geschätzt, als auch als Unkraut geächtet ist. Wer sich an ihr stört: Bald ist sie nicht mehr zu sehen. Sie ist frostempfindlich und stirbt mit den ersten kalten Nächten oberflächlich ab. Aus ihrer tiefen Pfahlwurzel wird sie dann erst im Frühjahr erneut austreiben.

 

Gewöhnliche Wegwarte
Die Gewöhnliche Wegwarte (Cichorium intybus) gehört zu den Korbblütlern und wächst auf nährstoffreichen, trockenen Böden – häufig an Wegrändern. Bekannt sind ihre Zuchtformen: Chicorée, Zuckerhut, Radicchio sind einige davon. Manche kennen vielleicht auch noch Landkaffee, den Bohnenkaffee-Ersatz aus Wurzelzichorie. Ihre himmelblauen Blüten, die sich nur am Vormittag öffnen, sollen die blauen Augen eines verwandelten Burgfäuleins sein, welches auf die Rückkehr ihres Liebsten von den Kreuzzügen wartet. Manche sehen in ihr auch die „Blaue Blume“ der Romantik, ein zentrales Symbol für Sehnsucht und Liebe. Im Mittelalter sagte man ihr nach, sie würde den Träger unverwundbar machen. Heute wäre es zumindest schön, sie ab und an noch blühend sehen zu dürfen.

 

Rote Schuppenmiere
Die Rote Schuppenmiere (Spergularia rubra) gehört zu den Nelkengewächsen. Sie mag es lehmig und ist ein Anzeiger für verdichteten Boden. Die kleine krautige Pflanze blüht von Mai bis September und bestäubt sich selbst, manchmal wird sie aber auch von Fliegen angeflogen. Sie bildet von Juli bis Oktober Samenkapseln, in denen verschiedenen Rüsselkäferlarven heranwachsen – wie zum Beispiel *Sibinia variata*, der Sandfarbene Schuppenmierenrüssler. Dieser ist in Deutschland gefährdet, und je nach Region sogar schon ausgestorben.

 

 

Blutrote Fingerhirse
Fast weltweit verbreitet ist die Blutrote Fingerhirse (Digitaria sanguinalis). Sie gehört zu den Fingerhirsen, und damit auch zu den Süßgräsern. Je nach Standort kann sie bis zu 80 cm groß werden. Sie gehört, wie auch Mais und Zuckerrohr, zu den C4-Pflanzen, die eine effizientere Form der Fotosynthese betreiben. Bei der Fotosynthese werden aus Kohlenstoffdioxid und Wasser unter Einfluss von Lichtenergie Sauerstoff und Zucker gebildet. Bei C4-Pflanzen gibt es hierfür zwei verschiedene Zelltypen. In Zellen des Blattgewebes wird zunächst CO2 aufgenommen und gespeichert. Dadurch wird das zentrale Enzym der anschließenden Umwandlung in Zucker stets mit ausreichend CO2 versorgt – auch dann, wenn die Spaltöffnungen aufgrund von Trockenheit oder Hitze geschlossen sind.

Kleines Liebesgras
Das Kleine Liebesgras (Eragrostis minor) ist ein typischer Krautschau-Fund, denn dieses Süßgras gehört zu den ruderalen Trittpflanzengesellschaften und ist vor allem in Städten verbreitet. Wer genau hinsieht, kann erkennen, dass das Blatthäutchen bei diesem Gras als Haarsaum ausgebildet ist. Das Kleine Liebesgras wurde aus dem Mittelmeerraum Ende des 18. Jahrhunderts nach Deutschland eingeschleppt und breitet sich seit dem rasch aus. Der Gattungsname setzt sich aus dem griechi­schen eros = Liebe und agrostis = Gras zusam­men.

 

 

Gewöhnlicher Natternkopf
Der Gewöhnliche Natternkopf (Echium vulgare) gehört zu den Borretschgewächsen und wächst meistens zweijährig: Im ersten Jahr bildet sich die am Boden liegende Blattrosette, und im Folgejahr der Blütenstand. Er wird, je nach Standort, 20 cm bis über einen Meter groß, und bildet eine entsprechend lange Pfahlwurzel aus. Er blüht von Mai bis Juli, aber häufig gibt es noch eine Spätblüte bis in den Oktober hinein. In den sogenannten Lippenblumen ist reichlich Nektar für Bestäuber vorhanden, und so kann man nicht nur Bienen und Schwebfliegen, sondern auch über 40 Schmetterlingsarten an seinen Blüten beobachten.

 

 

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Heilpflanze des Jahres 2023: Die Weinrebe

Sonnenhungrige Kletterpflanze

Im Weinbau werden einige Hundert Rebsorten angebaut. Ihnen allen zugrunde liegt Vitis vinifera, die Weinrebe. Acht- bis zehntausend Sorten gibt oder gab es von ihr, und allen gemein ist, dass sie mit Ranken Halt suchen und ihre Wurzeln tief ins Erdreich reichen, um Wasser aus großen Tiefen zu holen. Das macht sie trockenresistent und sonnenhungrig. Weinstöcke können bei guter Pflege 100 Jahre alt werden.

Gesundheitsfördernde Wirkstoffe

Die Früchte (Weinbeeren) sind reich an sekundären Pflanzeninhaltsstoffen, zum Beispiel den oligomeren Proanthocyanidinen (OPC). Diese sind vor allem in den Kernen der Beeren konzentriert, was beim Kauf von handelsüblichen kernlosen Trauben bedacht werden sollte. Man findet sie aber auch in der Schale und im Laub roter Trauben. Den Pflanzen dienen diese Stoffe vorrangig zum Schutz vor UV-Strahlung und Parasiten. Im menschlichen Körper zeigen sie antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften, und es wurde nachgewiesen, dass OPC in bestimmten Dosen das Wachstum von Dickdarmkrebszellen hemmen. Für mehr Informationen hierzu sprichst Du am besten mit dem Arzt oder der Ärztin Deines Vertrauens.

Aber nicht nur die Früchte sind von Bedeutung: Im Frühjahr austretender Pflanzensaft (Rebwasser) ist in der Kosmetik eine beliebte Zutat, und in vielen (Arznei-)Küchen spielen auch die Weinblätter eine Rolle. Rote Weinblätter unterstützen Venenleiden, und im Frühsommer eingelegte Weinblätter sind ein Gemüse mit reichlich Ballaststoffen und Eiweiß, sowie Vitamin E und K, Folsäure und Mineralien.

Ein neues Abzeichen für Dich!

Wenn Du in diesem Jahr noch eine Weinpflanze findest und bestimmt, erhältst Du ein neues Abzeichen für Dein Profil: Für die Heilpflanze des Jahres 2023!

 

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Invasive Pflanzen in Deutschland: Japanischer Staudenknöterich

Unterschätzte Problempflanze

So wie alle Lebewesen, versuchen auch Pflanzenarten, ihr Verbreitungsgebiet stets zu vergrößern. Dabei stoßen sie auf verschiedene natürliche Hindernisse, etwa wenn ihre Samen nur von wenigen Tieren transportiert werden können oder ihre Wachstumsbedingungen äußerst spezifisch sind. Der Mensch und die zunehmende Globalisierung hebeln diese natürlichen Faktoren vielerorts aus, und so kommt es, dass manche Pflanzen in Habitate eingebracht werden, die sie natürlicherweise nie erreicht hätten. So wie der Japanische Staudenknöterich (Reynoutria japonica). Etwa 1825 wurde er von Philipp Franz von Siebold, einem Arzt und Naturforscher, von einer Japanreise als Zier- und Futterpflanze in Europa eingeführt. Seitdem breitet er sich massiv aus und verursacht enorme wirtschaftliche und ökologische Schäden.

Bis zu 30 cm Wachstum pro Tag

Aus bis zu 2 m tief im Boden wachsenden Wurzelstöcken (Rhizomen) schießen im Frühjahr in „Nestern“ hohle Stängel (sogenannte Rameten), die an Bambus erinnern und einen Zuwachs von 10-30 cm pro Tag erreichen können. Diese bilden flächendeckende Bestände, in denen kaum eine andere Pflanze eine Chance hat. Später im Jahr biegen sie sich unter ihrem Gewicht, und beschatten mit ihren bis zu 20 cm langen Blättern den Boden so stark, dass selbst Gräser absterben. Weibliche Pflanzen blühen ab August weiß in rispigen Blütenständen. Ihr hoher Nektargehalt war einer der Hauptargumente für die Ansiedlung der Pflanze: Imker:innen schätzen sie als späte Bienenweide. Mit dem ersten Frost sterben die oberirdischen Pflanzenteile, und zurück bleiben kahle Böden, die äußerst anfällig für Erosion (Abtragung durch Wasser und Wind) sind.

Ausbreitung

In Europa und Nordamerika vermehrt sich der Japanische Staudenknöterich vor allem vegetativ über Klone. Die Verbreitung über Samen spielt hier nur eine untergeordnete Rolle. Neue Pflanzen entstehen schon aus kleinen Rhizomstücken, die sich leicht lösen und an neuen Standorten wieder ausschlagen. Typischerweise werden sie durch menschliche Einwirkung über Gartenabfälle oder Baustellenaushub verbreitet, oder von Fließgewässern mitgerissen. So kommt es, dass sich die Art vor allem entlang von Bachläufen sehr erfolgreich verbreitet.

Bekämpfung

Lange ging man davon aus, dass man, wie bei anderen invasiven Pflanzen auch, durch eine häufige Mahd die Pflanze ausreichend schwächen und eindämmen kann. Neuere Untersuchungen zeigen jedoch auf, dass selbst wiederholtes Mähen keine Erfolge bringt, und im Gegenzug sogar eher dazu führt, dass sich aus kleinsten Rhizomresten neue Bestände aufbauen. Aufwändig aber wirksam ist das mechanische Entfernen der Rhizome aus dem Erdreich, wobei die Reste nicht über die Biotonne entsorgt werden dürfen. Ebenfalls erfolgreich sind lokale Bekämpfungen der Rhizome mit Strom. Neben dem kontrollierten Einsatz von Herbiziden gibt es Versuche, Bestände vor dem Austrieb mit schwarzer Folie abzudecken, Untersuchungen, die sich mit dem Einsatz von heißem Wasserdampf zum Abtöten der Triebe beschäftigen, oder Experimente mit dem Ausbringen von dedizierten Fraßfeinden, wie dem Blattfloh Aphalara itadori. Eine Beweidung mit Heidschnucken oder Ziegen zeigte bislang keinen Erfolg.

 

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Phänologie: Frühherbst – Warme Tage, kühle Nächte

Die Hundstage liegen hinter uns, und damit die wärmste Zeit des Jahres. Nun stehen wir am Beginn einer neuen phänologischen Jahreszeit: dem Frühherbst.
Die phänologischen Jahreszeiten werden durch die folgenden pflanzlichen Entwicklungsstadien bestimmter Leitpflanzen charakterisiert: Blühbeginn, Blattentfaltung, Fruchtreife, Herbstlaubverfärbung und Laubfall. Der nun beginnende Frühherbst ist durch die Fruchtreife des Schwarzen Holunders und der Kornelkirsche gekennzeichnet. Schauen wir uns das genauer an und werfen einen Blick auf die weiteren Ereignisse, die uns in den nächsten (etwa) vier Wochen erwarten.

Holunderbeeren reifen

Der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) ist einer der häufigsten Sträucher in Mitteleuropa. Botanisch gehören die „Holunderbeeren“ zu den Steinfrüchten. Sie sind reich an Vitamin C und Kalium, und nach dem Kochen essbar. Roh verzehrt, reagieren manche Menschen durch den Gehalt an Pflanzengiften mit Übelkeit oder Erbrechen. In der Pflanzenheilkunde gilt ihr Saft als Mittel gegen Erkältung, Nieren- und Blasenbeschwerden und zur Stärkung von Herz und Kreislauf. Aber auch in der Küche finden die Früchte Verwendung: Als „Fliederbeerensuppe“ mit Grießklößchen oder Zwieback, als Gelee, Saft oder Obstwein- die Möglichkeiten sind zahlreich.

Leuchtend rote Kornelkirschen

Ein großer Strauch oder ein kleiner Baum? Beide Wuchsformen sind bei der Kornelkirsche (Cornus mas) anzutreffen. Alte Exemplare können 8 Meter groß werden und einen Stammdurchmesser von 45 cm erreichen. Ihre glänzend roten, etwa 2 cm langen Früchte gehören zu den Steinfrüchten und haben ein ebenfalls rotes, säuerliches Fruchtfleisch. Dieses enthält 70–125 mg je 100 g Vitamin C. Sie eignen sich zum Rohverzehr, Trocknen, Einfrieren, zum Verarbeiten zu Likör, Wein, Saft, Gelee und Konfitüre.

Die Herbst-Zeitlose blüht

Die Herbst-Zeitlose (Colchicum autumnale) ist eine krautige, äußerst giftige Pflanze, aus deren Sprossknolle ein bis fünf Blüten treiben. Man findet sie auf feuchten Wiesen oder in lichten Auwäldern. Die krokusähnlichen Blüten treiben ohne Blätter aus – diese wachsen bereits im Frühjahr und sind dem Bärlauch recht ähnlich. Mit etwa 20 cm Länge sind die blassrosa bis violetten Blüten deutlich größer als Krokusse (wovon es auch herbstblühende gibt). Wer schnell sicher sein will, zählt die Staubblätter. Die Herbst-Zeitlose hat sechs davon, ein Krokus nur drei.“

Sonnenblumen werden reif

Ab Ende August sind Sonnenblumen (Helianthus annuus) reif – vorausgesetzt, sie bekamen in ihren 150 Tagen Wachstumszeit ausreichend Sonne und Wasser. Du erkennst den richtigen Erntezeitpunkt an der Braunfärbung der Samen in der Korbmitte und daran, dass sie sich leicht daraus herauslösen lassen. Die Rückseite des Korbs ist dann ebenfalls braunschwarz. Am besten schneidest Du den ganzen Blütenkopf ab, und schüttelst anschließend die Samen heraus – bei hartnäckigen Fällen hilft eine kleine Bürste, um an die Saat heranzukommen. Gewaschen und trocken aufbewahrt, kannst Du sie anschließend schälen, rösten und selbst knabbern, oder (roh belassen) Wildtieren in der kalten Jahreszeit zur Verfügung stellen.

 

Dieser Artikel wurde im Herbst 2023 in der Flora-Incognita-App als Story angezeigt. In der App findest Du jederzeit spannende Informationen zu Pflanzen, Ökologie, Artenkenntnis, sowie Tipps und Tricks zum Pflanzenbestimmen. Schau‘ doch mal rein!

Baum des Jahres 2023: Die Moor-Birke

Birken in Mitteleuropa

In Mitteleuropa sind vier Arten von Birken heimisch. Drei von ihnen bevorzugen Moorlandschaften: Die Zwergbirke (Betula nana), die Strauchbirke (Betula humilis), und die Moor-Birke (Betula pubescens). Die vierte Art, die Hänge-Birke (Betula pendula), ist im Gegensatz zu ihren Schwestern besonders trockenheitsresistent und somit an anderen Standorten weit verbreitet.  2023 wurde die Moor-Birke zum Baum des Jahres gekürt. Warum?

Moor-Birke
Die Moor-Birke ist ein Pionier, der baumfreie, rohe Böden schnell besiedeln kann. Dabei bevorzugt sie kalte und moorige Standorte, sowie viel Licht. Im Schutz seiner lichten Laubkrone können die späteren Waldbaumarten heranwachsen, und durch ihr geringes Alter macht sie bereits nach etwa 100 Jahren den bis dahin etablierten Arten Platz. In Hochmooren, an der Baumgrenze in den Alpen, oder auf Blockhalden in den Mittelgebirgen findet man jedoch auch Moor-Birken, die diese Standorte dauerhaft bewachsen, nicht in ihrer Rolle als Erstbesiedler. Diese Habitate sind von einer sehr großen Biodiversität gekennzeichnet, denn es gibt Käfer-, Zikaden-, Wanzen-, Wespen- und Schmetterlingsarten, die auf Moor-Birken und Moor-Birkenwälder spezialisiert sind. Zudem gehen verschiedene Birkenpilz- und Täublingarten gern mit Moor-Birken in Symbiose.

Baum des Jahres
Jedes Jahr ruft die „Baum des Jahres – Dr. Silvius Wodarz Stiftung“ eine bestimmte Baumart zum „Baum des Jahres“ aus. Diese Ausrufung hat das Ziel, ein besonderes Interesse sowohl an der ausgewählten Baumart, an Bäumen im Allgemeinen sowie den Anliegen des Natur- und Umweltschutzes zu wecken und zu fördern.  Die Moor-Birke wurde zum Baum des Jahres gewählt, um auf den Rückgang der Moore aufmerksam zu machen. Über 90 Prozent der ursprünglichen Moorflächen in Deutschland sind bereits entwässert, vor allem um landwirtschaftlich nutzbare Flächen zu gewinnen. Ursprüngliche Moor- Birkenmoorwälder gelten daher als stark gefährdet und sind inzwischen bundesweit gesetzlich geschützt.

Ein neues Abzeichen für Dich!

Wenn Du in diesem Jahr eine Moor-Birke mit Flora Incognita bestimmst, wirst Du mit dem Abzeichen „Baum des Jahres 2023“ belohnt!

 

Dieser Artikel wurde im Sommer 2023 in der Flora-Incognita-App als Story angezeigt. In der App findest Du jederzeit spannende Informationen zu Pflanzen, Ökologie, Artenkenntnis, sowie Tipps und Tricks zum Pflanzenbestimmen. Schau‘ doch mal rein!