Auf „Eiersuche“ fürs Waldschutzmonitoring

Waldschutzmonitoring

Das Waldschutzmonitoring spielt eine entscheidende Rolle dabei, Wälder vor Krankheiten und massivem Schädlingsbefall zu schützen. Es besteht aus einer Vielzahl von Methoden zur Überwachung potenzieller Bedrohungen, allen voran Insektenpopulationen. Aus den Überwachungsergebnissen kann man Rückschlüsse auf die Größe dieser Populationen und deren Entwicklungspotential ziehen, daraus resultierende Gefährdungen erkennen sowie Abwehrmaßnahmen einleiten, sofern sie nötig sind.

Ein weiblicher (groß und weiß) und männlicher Schwammspinner (kleiner und dunkel), ThüringenForst

Wachsende und schrumpfende Insektenpopulationen
Viele Schadinsekten neigen bei optimalen Bedingungen zur Massenvermehrung. Faktoren, die so eine explosionsartige Vermehrung begünstigen, können abiotisch sein, wie das Wetter, oder biotisch, zum Beispiel der (Schwäche-)Zustand der Bäume, die den Insekten als Brutraum und Nahrungsquelle dienen. Aber auch die Form der Waldbewirtschaftung sowie die Baumartenwahl beeinflussen das Wachstum einer Insektenpopulation. Durch Krankheiten, oder Parasiten, geänderte Witterungs- und Nahrungsbedingungen, und nicht zuletzt durch das Eingreifen durch den Menschen kann eine Massenvermehrung jedoch wieder unterbrochen werden und die Populationsdichte unter den regionalen Durchschnittswert dieser Art sinken.

Pheromonfalle zur Überwachung von Eichenschadinsekten, ThüringenForst

Auf Eiersuche
Potenzielle Schadinsekten, hauptsächlich Schmetterlingsarten wie Schwammspinner, Eichenprozessionsspinner, Nonne oder Kiefernspinner werden jährlich überwacht, um den Beginn möglicher Massenvermehrungen rechtzeitig zu erkennen und die Gefahrenlage einzuschätzen. Das Monitoring wird, je nach Art, über Pheromonfallen, Leimringkontrollen oder auch Schlupfkontrollen durchgeführt. Werden gewissen Schwellenwerte überschritten, folgen Eigelegezählungen an Stamm bzw. Zweigen, um die Besatzdichte und die zu erwartenden Fraßschäden abzuschätzen. Im Falle des Eichenprozessionsspinners erfolgt so eine Eigelegezählung über stichprobenartige Kontrollen an Zweigen, die über Kletterer oder Hebebühnen aus der Krone entnommen werden. Werden bei der Zählung kritische Werte erreicht bzw. überschritten, sind in den Waldgebieten im Folgejahr merkliche bis starke Fraßschäden zu erwarten.

Eigelege des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea), ThüringenForst

Schwammspinner, Nonne, Blattwespen & Co.
In Eichen- und laubholzdominierten Wäldern liegt eine Gefährdungslage für eine Massenvermehrung des Schwammspinners vor, wenn in den Vorjahren starke Fraßschäden, auffälliger Schwarmflug oder eine Überschreitung der Warnschwelle bei der Schwarmflugüberwachung über Pheromonfallen beobachtet wurde. In dem Fall erfolgt eine Eigelegesuche, bei der an ausgewählten Probebäumen die sogenannten Eischwämme gezählt werden.

Wichtige Großschädlinge an Kiefern sind Kiefernspinner, Forleule, Nonne, die Kiefernbuschhornblattwespe sowie der Kiefernspanner. Zu den Methoden ihrer Überwachung zählen neben dem Einsatz von Pheromonfallen auch die Suchen nach den entsprechenden Überwinterungsstadien (siehe Bild) im Boden, die sogenannten Winterbodensuchen.

Puppen verschiedener Kieferschädlinge (von links nach rechts: Kiefernbuschhornblattwespe, Kiefernspanner, Forleule, Kiefernschwärmer), ThüringenForst

Kurz- und langfristige Überwachung
Das Waldschutzmonitoring liefert sowohl kurz- als auch langfristige Erkenntnisse: Kurzfristig, nämlich innerhalb eines Jahres, werden die verschiedenen Entwicklungsstadien der Insekten beobachtet. Das passiert in der Regel mehrstufig, d.h. bei steigender Gefährdungslage wird das Monitoring noch intensiviert. Dafür gibt es genaue, artspezifische Schwellenwerte. Und mithilfe von langjährigen Zeitreihen können Wissenschaftler:innen schließlich Rückschlüsse auf den Einfluss des Klimawandels und anderer Faktoren ziehen und auf dieser Basis Maßnahmen zur Bekämpfung potenzieller Waldschäden entwickeln.

Mit gelblicher Afterwolle umhülltes Eigelege (Eischwamm) des Schwammspinners, ThüringenForst

Schadorganismen melden
Eine wichtige Säule des Waldschutzmonitorings ist das sogenannte Waldschutzmeldewesen. Förster:innen melden hierfür regelmäßig, welche Schäden an Waldbäumen in ihrem Revier aufgetreten sind. Die Landesforstanstalten bzw. forstlichen Forschungsanstalten sammeln diese Angaben und stellen die Ergebnisse in Waldschutzinformationen zur Verfügung. Dadurch verfügen die Forstbehörden, Waldbesitzer:innen und die Öffentlichkeit immer über aktuelle Informationen zum Waldschutzgeschehen und können rechtzeitig auf sich entwickelnde Schadereignisse reagieren.

Raupe des Schwammspinners, ThüringenForst

Überwachung invasiver Schädlinge
Ein immer wichtiger werdender Bestandteil des Waldschutzes ist die Überwachung von invasiven oder Quarantäne-Schädlingen wie dem Asiatischen Laubholzbockkäfer. Durch systematische Kontrollen wird versucht, die Einschleppung, Einwanderung und Etablierung solcher Organismen zu verhindern, um eine Schädigung heimischer Ökosysteme zu vermeiden.

Monitoringfalle für Borkenkäfer, ThüringenForst

Der Walddoktor
Die Story-Serie „Der Walddoktor“ entsteht in Zusammenarbeit des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie und der TU Ilmenau mit dem Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha von ThüringenForst im Rahmen des Projektes „Der Walddoktor“. Dieses wird durch das Bundesamt für Bildung und Forschung, das Förderprogramm „Wir! – Wandel durch Innovation in der Region“ und das Bündnis Holz-21-regio gefördert.“