Invasive Pflanzen in der EU Teil 2: Wasserpflanzen
Unionsliste invasiver Arten
In der EU gibt es rund 12.000 gebietsfremde Arten. Ein kleiner Teil von ihnen erfordert besondere Aufmerksamkeit, da sie heimische Arten in ihrem Bestand gefährden können.
Die EU-Verordnung über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten soll verhindern, dass sich diese Arten ausbreiten, beziehungsweise ein schnelles Reagieren ermöglichen, wenn sich erste Anzeichen einer Ausbreitung zeigen. Um welche Arten genau es sich handelt, steht in der „Unionsliste“. Von den insgesamt 88 aufgeführten invasiven Arten sind 40 Gefäßpflanzen. In einer Artikel-Serie, die zunächst in der Flora-Incognita-App veröffentlicht wurde, stellen wir diese vor – beginnend mit Sträuchern und Bäumen, nun gefolgt von den Wasserpflanzen.
Verbreitung und Schaden
Der Hauptgrund für die Verbreitung von invasiven Wasserpflanzen ist das unsachgemäße Entsorgen von Aquarien- und (Gartenteich-) Zierpflanzen in der Natur. Trotz des bestehenden Handelsverbots sind manche der gelisteten Arten in Geschäften oder über nachbarschaftliche Tauschaktionen erhältlich. In einem geeigneten Lebensraum angekommen, verbreiten sie sich rasch, zum Beispiel durch Ausläufer und Stängelstücke, die durch Vögel oder Boote abgetrennt werden. Alle hier vorgestellten Arten können massive Bestände auf und unter Wasser bilden, in dessen Folge es zu schweren Störungen der Nahrungskette und Nährstoffdynamik im Gewässer kommt. In zahlreichen Ländern fallen für Management-Maßnahmen zur Gewässerreinigung bereits viele Millionen an Kosten an.
Wasserhyazinthe (Eichhornia crassipes)
Zu den 100 gefährlichsten Neobiota weltweit zählt die Wasserhyazinthe (Eichhornia crassipes). Sie stammt aus den Tropen Südamerikas und wurde als Teichbepflanzung weltweit in den Handel gebracht. Ohne Fressfeinde vermehrt sie sich massenhaft, in nur 2 Wochen verdoppelt sie ihre Fläche. Unter dem dicken Pflanzenteppich, der Schifffahrt und Fischerei behindert, sterben andere Wasserpflanzen. Das führt zu einer chemischen Veränderung des Wassers, die auch Fische verenden lässt. Zudem reduziert der Bewuchs die Fließgeschwindigkeit des Wassers, was zu einer Verschlammung führt.
Invasive Pflanzen am Wasser und in flachen Zonen
Sowohl das Großblütige Heusenkraut (Ludwigia grandiflora), als auch sein Verwandter, das Flutende Heusenkraut (Ludwigia peploides) bilden in kürzester Zeit dichte Teppiche aus, und schon Stücke von 1 cm Länge reichen aus, um einen neuen Bestand aufzubauen. Anfällig für Invasion durch das Alligatorkraut (Alternanthera philoxeroides) sind vor allem natürliche und naturnahe Wälder, Uferbereiche und Feuchtgebiete. Mit seinen bis zu 10 Meter langen Stolonen bildet er dichte, verwobene Teppiche aus. Zur Blütezeit ragen diese über das Wasser hinaus – allerdings wurden neophytische Bestände noch nicht blühend beobachtet. Hier erfolgt die Vermehrung vegetativ.
(Meist) untergetaucht lebende Arten in langsam fließenden Gewässern
Die Schmalblättrige Wasserpest (Elodea nuttallii) gedeiht bis in 3 Metern Tiefe und bildet dichte Bestände aus, die andere, sensible Arten wie die gefährdete Krebsschere (Stratiotes aloides) verdrängen. Die Wechselblatt-Wasserpest (Lagarosiphon major) bildet sogar bis zu 5 Meter lange Sprosse aus. Zwei weitere Unterwasserpflanzen sind die Karolina-Haarnixe (Cabomba caroliniana), die trotz ihrer subtropischen Herkunft Winterfröste überdauern kann und das Verschiedenblättrige Tausendblatt (Myriophyllum heterophyllum), welches in bis zu 10 Metern Tiefe wurzeln und dennoch Wasseroberflächen komplett bedecken kann.
(Meist) auf der Oberfläche wachsende Arten in langsam fließenden Gewässern
Der Große Wassernabel (Hydrocotyle ranunculoides) breitet sich entlang von Fließgewässern aus, wo seine bis zu 6 cm breiten, rundlichen Blätter über dem Wasser geschlossene Decken bilden. Die Bekämpfung der Art kostet in den Niederlanden rund 10.000 Euro pro Kilometer Kanal. Der Wassersalat (Pistia stratiotes) ist als Muschelblume trotz Verbots häufig im Handel erhältlich. Seine Samen können Trockenheit und Frost überdauern. Große Bestände beeinträchtigen die Wasserwirtschaft und reduzieren die Lichtverfügbarkeit im Wasser.
Klimawandel treibt Verbreitung voran
In manchen Thermalgewässern Ungarns und Italiens gilt der Falsche Wasserfreund (Gymnocoronis spilanthoides) bereits als etabliert und verändert mit seinen langen Sprossen die Gewässerstrukturen. Aufgrund des Klimawandels gibt es jedoch in weiten Teilen Europas zahlreiche Flüsse, Kanäle, Seen und Teiche, die potentiell als zukünftiger Lebensraum in Frage kommen würden. Das gleiche gilt für den frei schwimmenden Wasserfarn (Salvinia molesta), der unter günstigen Bedingungen langsame Fließgewässer mit bis zu 1 m dicken Matten bedecken kann. Aber auch das Brasilianische Tausendblatt (Myriophyllum aquaticum) profitiert von höheren Wassertemperaturen.
Achtung! Die auf der Unionsliste geführten Arten dürfen nicht vorsätzlich in das Gebiet der EU verbracht werden, gehalten, gezüchtet, gehandelt, verwendet, getauscht, zur Fortpflanzung gebracht und in die Umwelt freigesetzt werden!
Titelbild: Wasserhyazinthe, Dinesh Valke from Thane, India, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons