Schäden an Waldbäumen erkennen und verstehen
Waldschäden in Deutschland
In vielen Wäldern sind Schäden an Nadelbäumen deutlich sichtbar. Besonders betroffen sind Regionen wie der Bayerische Wald, das Sauerland, der Hochharz und der Thüringer Wald, wo große Flächen der typischen Fichtenbestände verloren gingen. Auch Kiefern leiden vermehrt unter Trockenstress und Schädlingen. Selbst Buchen, Eichen und Birken, die als Hoffnungsträger eines klimaresilienteren Waldes gelten, sind durch Dürreperioden und neue Schaderreger bedroht. Übrigens: Der Begriff „Schaden“ ist forstlich, bzw. wirtschaftlich besetzt. Für das Ökosystem Wald handelt es sich meist „nur“ um eine Störung, wenn auch teils massiv
Ursachen für Waldschäden
Die Ursache für Waldschäden können Organismen sein, allen voran Käfer, Schmetterlingsraupen, Blattwespen und Läuse, aber auch Pflanzen, Pilze, Säugetiere, Bakterien, Viren oder Nematoden. Abiotische Ursachen von Waldschäden sind beispielsweise Witterungsereignisse (Hitze, Trockenheit, Frost, Stürme, Hagel) oder Nährstoffmangel. Kommt es zum Zusammenspiel verschiedener Faktoren wie Dürre, Insektenfraß und Pilzbefall, entstehen sogenannte Komplexerkrankungen.
Schäden überstehen
Sowohl die Schadfaktoren, aber auch die Bäume selbst sind zunehmend dem dynamischen Einfluss des sich verändernden Klimas ausgesetzt. Und so führt nicht jeder Schaden zwangsläufig zum Absterben eines Baumes. Verletzungen können überwallt und Triebe nachgeschoben werden. Und auch Blattfraß kann überstanden werden, wenn der Baum prinzipiell gesund ist. Wiederholte Belastungen führen allerdings zu einer zunehmenden Schwächung der Bäume, sodass sie anfälliger für Folgebefall oder Krankheiten werden.
Symptome
Symptome für Krankheiten und den Befall mit Schädlingen variieren je nach Schadorganismus und -ursache. Typisch sind vorzeitiges Abfallen von Blättern oder Nadeln, Fraßspuren, Löcher, Überzüge, Gespinste oder welke Blätter. Diese können an unterschiedlichen Orten auftreten: an Blättern, Nadeln, Ästen, Zweigen, Trieben, Stamm, Wurzeln oder auch an Blüten und Früchten. Wichtig zu wissen ist, dass viele Symptome, wie zum Beispiel braune Blätter, unterschiedliche Ursachen haben können. Diese muss auch nicht immer im gleichen Bereich liegen – braune Blätter in der Krone können auch durch eine Pilzinfektion im Wurzelbereich bedingt sein. Viele wichtige Symptome sind nur schwer vom Boden aus erkennbar und brauchen zumindest ein Fernglas oder ein Blick unter die Rinde, wenn nicht sogar genauere Untersuchungen, etwa durch Mikroskopie oder Labortests.
Schadorganismen
Schadorganismen können entweder baumartenspezifisch oder weniger wählerisch sein. So ist die Kastanienminiermotte beispielsweise nur an Kastanienbäumen anzutreffen, während Schmetterlingsraupen wie die des Schwammspinners oder der Nonne Blätter und Nadeln verschiedener Laub- und Nadelbäume fressen. Einige Schadorganismen bevorzugen ältere Bäume, während andere, wie der Große Braune Rüsselkäfer oder Kurzschwanzmäuse, vor allem junge Bäume befallen. Bei Massenvermehrungen können sie ganze Kulturen und Verjüngungen zerstören.
Insekten im Wald
Im Ökosystem Wald haben viele Insektenarten ihre eigene Nische gefunden. Von den über 30.000 bekannten Insektenarten in Deutschland kommen viele auch im Wald vor, wobei der Großteil harmlos ist. Sie übernehmen wichtige Funktionen wie das Zersetzen von Totholz, und sind ein wesentlicher Teil der Nahrungskette. Eichen sind auf der Speisekarte von rund 300 Falterarten, z.B. von Eichenwickler, Frostspanner und Schwammspinner. Borkenkäfer wie der Buchdrucker sind ebenfalls Teil dieses Ökosystems und befallen vor allem geschwächte Bäume. Gesunde Bäume können sich durch vermehrte Harzproduktion lange gegen sie wehren. Einige Insektenarten, wie die Raupen bestimmter Schmetterlingsarten, können jedoch bei Massenvermehrungen ganze Wälder vernichten, da sie sich z.B. von jungen Knospen und Blättern ernähren. Solche Massenvermehrungen werden durch bestimmte Witterungsbedingungen, Monokulturen und das Fehlen natürlicher Feinde begünstigt.
Der Walddoktor
Diese Artikel-Serie entsteht in Zusammenarbeit des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie und der TU Ilmenau mit dem Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha von ThüringenForst im Rahmen des Projektes „Der Walddoktor“. Dieses wird durch das Bundesamt für Bildung und Forschung, das Förderprogramm „Wir! – Wandel durch Innovation in der Region“ und das Bündnis Holz-21-regio gefördert.
Dieser Artikel erschien erstmals im März 2025 in der Flora-Incognita-App.