Invasive Pflanzen in der EU Teil 6: Einjährige Pflanzen
Unionsliste invasiver Arten
In der EU gibt es rund 12.000 gebietsfremde Arten. Ein kleiner Teil von ihnen erfordert besondere Aufmerksamkeit, da sie heimische Arten in ihrem Bestand gefährden können.
Die EU-Verordnung über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten soll verhindern, dass sich diese Arten ausbreiten, beziehungsweise ein schnelles Reagieren ermöglichen, wenn sich erste Anzeichen einer Ausbreitung zeigen. Um welche Arten genau es sich handelt, steht in der „Unionsliste“. Von den insgesamt 88 aufgeführten invasiven Arten sind 40 Gefäßpflanzen. In einer Artikel-Serie, die zunächst in der Flora-Incognita-App veröffentlicht wurde, stellen wir diese vor. Auf unserer Website findest Du außerdem die Beiträge zu invasiven Sträuchern und Bäumen, Gräsern, Wasser- und Kletterpflanzen sowie mehrjährigen krautigen Pflanzen zum Nachlesen. In diesem Beitrag geht es um einjährige krautige (also nicht verholzende) Pflanzen.
Impatiens glandulifera, das Drüsige Springkraut
Das aus Indien stammende Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera) ist in weiten Teilen Europas verbreitet, wo es vor allem feuchte Wälder sowie Auen- und Uferlandschaften besiedelt. Die Pflanzen können sehr schnell über 2,5 Meter groß werden und bilden ein dichtes, flaches Wurzelgeflecht. Durch ihre großen Blätter und dichten Bestände beschatten sie ihren Standort so stark, dass sich im Jahresverlauf keine anderen Pflanzen ansiedeln können. Stirbt das Springkraut im Herbst ab, bleibt der Boden kahl und anfällig für Erosion zurück. Das ist insbesondere an Wasserläufen problematisch. Da es einjährig ist, kann man erste Ansiedlungen des Springkrauts noch gut bekämpfen, indem man die Pflanzen vor der Samenreife tief abschneidet. Auch ein Ausreißen ist wirksam, wenn alle Pflanzenteile schnell kompostiert werden. Verbleiben Sprossteile in der Erde, schlagen sie sehr schnell neue Wurzeln.
Parthenium hysterophorus, das Karottenkraut
Von März bis November blüht das Karottenkraut (Parthenium hysterophorus). In Belgien und Polen gibt es bereits Bestände, die aktuell bekämpft werden. Durch den Klimawandel gehen Expert:innen davon aus, dass weitere Regionen für eine Besiedlung in Frage kommen werden. Schon wenige Pflanzen produzieren sehr viele Samen, die vom Wind weit verbreitet werden und lange keimfähig bleiben. In Weide- und Ackerflächen sowie im Gartenbau gilt das Karottenkraut als besonders problematisch, da die Art allelopathische Eigenschaften hat – sie gibt Stoffe an ihre Umgebung ab, die das Wachstum anderer Pflanzen unterdrückt. Aber auch für den Menschen ist die Art nicht ohne: Die Inhaltsstoffe können Heuschnupfen und Dermatitis auslösen.
Ausbreitung dokumentieren
Wenn Du Pflanzen mit Flora incognita bestimmst und dabei den Standort freigibst, wird Dein Fund Teil einer wissenschaftlichen Datensammlung, die unseren Wissenschaftler:innen ermöglicht, die Verbreitung von Arten in Zeit und Raum zu erforschen. Unsere Forschungsarbeiten kannst Du hier nachlesen. Aber auch naturschutzfachliche Management-Maßnahmen lassen sich mit diesen Daten schnell und effektiv planen und durchführen. Danke für Deine Hilfe!
Achtung! Die auf der Unionsliste geführten Arten dürfen nicht vorsätzlich in das Gebiet der EU verbracht werden, gehalten, gezüchtet, gehandelt, verwendet, getauscht, zur Fortpflanzung gebracht und in die Umwelt freigesetzt werden!
Titelbild: Drüsiges Springkraut. (MHNT) Impatiens glandulifera.jpg von Didier Descouens. CC BY-SA 4.0