Kuriositäten am Baum: Haareis, Grünalgen, Elfenaugen, Hexenbesen

Bäume zeigen oft außergewöhnliche Wuchsformen und Oberflächen. Eine Reihe von Einflüssen unterschiedlichster Art und Standortfaktoren bewirken jedoch ganz besondere Anomalien und kuriose Erscheinungsformen. Vielen dieser Strukturen werden mystische oder gar magische Eigenschaften zugeschrieben – schauen wir uns mal an, was tatsächlich dahintersteckt.

Elfenaugen

Sie werden auch Engelsaugen, Feenfenster oder Baumkuss genannt und entstehen, wenn Äste oder Baumteile so wachsen, dass sie eine Art Fenster bilden. Leider liegt der Grund für die „Verschmelzung“ nicht darin, dass magische Geschöpfe ihre Kräfte im Spiel haben. Die Realität ist: sie entstehen, wenn Stämme oder Äste erst auseinanderdriften und später wieder aufeinander zu wachsen. Berühren sich Baumteile, kann es windbedingt zu Reibung kommen, und dadurch entstehen Rindenverletzungen. Eine Art Wall (Kallus) aus ungerichtetem Zellgewebe umschließt schließlich diese Verletzungen, und so kommt es im Laufe der Zeit zu einer immer festeren Verbindung der Baumteile – auch von unterschiedlichen Arten. An Rotbuchen, Platanen, Feldahorn oder Hainbuchen sind Elfenaugen relativ häufig zu beobachten.

Zwei Elfenaugen an einem Feldahorn, ThüringenForst

Zwei Elfenaugen an einem Feldahorn, ThüringenForst

Haareis

Spaziert man an einem windstillen, kalten, schneelosen Wintertag durch einen Buchen- oder Laubmischwald, kann man an Totholz bizarre Gebilde entdecken, die an Zuckerwatte erinnern: schneeweiße, dichte, wellig gebogene, haarfeine Fäden, die quer zur Achse des Astes an rindenfreien Stellen „wachsen“. Auch hierbei handelt es sich nicht um Spuren von Elfen, sondern was wir sehen ist das Resultat des Stoffwechsels eines Pilzes, der den schönen Namen Rosagetönte Gallertkruste (Exidiopsis effusa) trägt. Sein aerober Stoffwechsel produziert Gase, die das im Holz vorhandene Wasser an die Oberfläche verdrängen, wodurch „Eisfasern“ entstehen, die 30 – 100 mm lang und zum Teil nur 0,02 mm dick sind. Das Haareis dient dem Pilz vermutlich als eine Art Frostschutzmittel, da das Wasser nicht im Ast, sondern außerhalb gefriert und dabei Wärme entsteht.

Haareis, ThüringenForst

Haareis, ThüringenForst

Hexenbesen

Sie sind nicht das bevorzugte Transportmittel von Hexen, sondern ein Massenaustreiben von Sprossen aus schlafenden Knospen – hervorgerufen meist durch parasitäre Pilze. Alternative Gründe können Knospenmutationen, Viren, Milben oder der Befall mit bestimmten Bakterien sein. Die besen- oder nestförmige Astwucherungen finden sich meist an gestauchten Seitenästen von Laub- oder Nadelbäumen und sind besonders im Winter gut erkennbar. Aber nicht nur die kuriose Art der Wucherung ist besonders: Auch die Form, Färbung und Größe der Nadeln oder Blättern am Hexenbesen können sich deutlich von denen der restlichen Pflanze unterscheiden. Ihre Größe kann einen Durchmesser von mehreren Dezimetern bis teils Metergröße erreichen. Das Innere der Hexenbesen bietet einer Vielzahl von Kleinstlebewesen wie Insekten und Milben Lebensraum.

Hexenbesen an einer Buche im Winterzustand, ThüringenForst

Hexenbesen an einer Buche im Winterzustand, ThüringenForst

Orangefarbene Grünalgen

Auf der Rindenoberfläche von Bäumen sind seit einigen Jahren mehr oder weniger intensiv ausgeprägte orangerote Beläge zu beobachten. Auffällig ist diese Erscheinung vor allem in der Nähe von Gewässern, aber auch in kühlen schattigen Niederungen mit einer hohen Luftfeuchtigkeit. Es handelt sich hierbei um eine Besiedlung mit Schuppengrünalgen (Trentepohliaceae). Diese Luftalgen (Aerophyten) können außerhalb des Wassers wachsen und decken ihren Feuchtigkeitsbedarf allein über den Regen oder eine hohe Luftfeuchtigkeit. Ihre orangene Farbe entsteht durch die in Öl gelösten Carotinoide, welche das Chlorophyllgrün überdecken. Diese Algen sind Zeigerpflanzen, und ein Indiz für den Rückgang der sauren SO2-Emissionen und die Zunahme der stickstoffhaltigen Emissionen in den vergangenen Jahrzehnten. Die Besiedelung der Rindenoberfläche durch Grünalgen hat keine negativen Auswirkungen auf den Stoffwechsel des Baumes und stellt lediglich eine optische Auffälligkeit dar.

Grünalgen an einem jungen Ahorn, ThüringenForst

Grünalgen an einem jungen Ahorn, ThüringenForst

Der Walddoktor

Die Story-Serie „Der Walddoktor“ entsteht in Zusammenarbeit des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie und der TU Ilmenau mit dem Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha von ThüringenForst im Rahmen des Projektes „Der Walddoktor“. Dieses wird durch das Bundesamt für Bildung und Forschung, das Förderprogramm „Wir! – Wandel durch Innovation in der Region“ und das Bündnis Holz-21-regio gefördert.“

Holz- und Rindenpilze

Pilze im Wald

Pilze üben in Wäldern viele verschiedene ökologische Funktionen aus. Als Mykorrhiza gehen sie wechselseitige Beziehungen mit Baumwurzeln ein: Sie liefern Wasser und erhalten im Gegenzug etwas, das sie selbst nicht herstellen können: Zucker. Als Destruenten führen sie abgestorbenes organisches Material wieder in den Nährstoffkreislauf des Waldes zurück. Und nicht zuletzt sind viele Waldpilze auch als Speisepilze beliebt. In Deutschland gibt es ca. 1600 Großpilzarten, die auf Holz leben. Hinzu kommen zahlreiche Arten, die als Mykorrhizabildner und Streusaprophyten (Pilze, die die Streu am Waldboden abbauen) die Wälder besiedeln. Es gibt auch zahlreiche Pilze, die Käfern als Nahrungsquelle dienen: Ambrosiakäfer wie der Kleine Holzbohrer leben in selbstgebauten Gängen in Holz, und legen an den Wänden des Brutsystems richtige Pilzgärten an.

Pilze als Schadfaktoren

Pilze können aber auch als Schadfaktor im Wald auftreten und Rindennekrosen oder Holzfäule verursachen. Dann beeinträchtigen sie die Gesundheit und das Wachstum von Bäumen, vermindern die Qualität des stehenden und lagernden Holzes und haben Auswirkungen auf die Arbeits- und Verkehrssicherheit im Wald.

Manche Pilze können endophytisch (ohne Symptome zu produzieren) im Holz- oder Rindengewebe vorkommen. Sind die Wirtsbäume zum Beispiel durch Schädlingsbefall, Verletzungen oder Trockenheit geschwächt, gehen sie in ihre pathogene Phase über.  Sie werden daher auch als „latente Pathogene“ bezeichnet, also als versteckte Krankheitserreger. Während manche Pilzarten in einer Baumart nur endophytisch vorkommen, können sie in einer anderen pathogen sein.

Hallimasch – der „Kambium-Killer“

Holzzersetzende Pilze können über Wunden (Verletzungen an Stamm oder Wurzeln, Astbrüche, lnsektenfraß) in den Baum gelangen. Es gibt aber auch parasitäre Pilze, die einen Baum befallen können, selbst wenn dieser noch gesund erscheint, jedoch bereits durch Trockenheit, Staunässe oder Schädlinge geschwächt ist. Dazu gehört zum Beispiel der Hallimasch (Armillaria sp.). Er breitet sich unter der Rinde des Baumes aus und bildet wurzelartige Stränge (Rhizomorphen), sowie weiße Matten aus Pilzgewebe (Myzel). Dabei wird das lebenswichtige Kambium (Zellteilungsgewebe) zwischen Rinde und Holz zerstört, was zum Absterben des Baumes führt. Zusätzlich kann auch der Kern des Baumes befallen und das Holz zersetzt werden.

Hallimasch an Waldkiefer, ThüringenForst

Hallimasch an Waldkiefer, ThüringenForst

Baumschwämme

Auffällig sind die sogenannten Baumschwämme, die konsolenartig aus toten oder manchmal noch lebenden Baumstämmen herauswachsen. Diese Pilzkonsolen sind allerdings lediglich die Fruchtkörper der holzbewohnenden Pilze. Mit ihren fadenförmigen Pilzhyphen (Zellen, die der Nährstoff- und Wasseraufnahme dienen) durchdringen sie die Baumstämme und ernähren sich von der Holzbiomasse. Ihre Fruchtkörper werden meist erst dann gebildet, wenn die Holzzersetzung schon fortgeschritten ist.

Gemeiner Wurzelschwamm an Fichtentotholz, ThüringenForst

Gemeiner Wurzelschwamm an Fichtentotholz, ThüringenForst

Beläge und Überzüge

Neben den klassischen, konsolenartig wachsenden Baumschwämmen kommt eine Vielzahl von holzzersetzenden Pilzen auch unscheinbarer als Belag oder Überzug vor. Der Erreger der Rußrindenkrankheit des Ahorns, Cryptostroma corticale, ist erst in einem fortgeschrittenen Befallsstadium anhand der sich ablösenden Rinde und der darunterliegenden schwarzen Pulverschicht zu erkennen. An Buchen finden sich ähnliche, mitunter schwer voneinander zu unterscheidende schwarze Beläge oder Krusten, verursacht durch z.B. den Brandkrustenpilz (Kretzschmaria deusta) oder den Münzenförmigen Rindenkugelpilz (auch Pfennig-Kohlenkruste, Biscogniauxia nummularia).

Rußrindenkrankheit des Ahorns, ThüringenForst

Rußrindenkrankheit des Ahorns, ThüringenForst

Braunfäule

Je nachdem, welche Holzbestandteile zersetzt werden, unterscheidet man zwischen Braunfäule, Weißfäule und Moderfäule. Bei einem Befall durch Braunfäule werden die helle Zellulose und Hemizellulose abgebaut, zurück bleibt dunkelbraunes, brüchiges Lignin. Daraus resultiert das charakteristische Schadbild des Würfelbruchs. Braunfäule kommt überwiegend an Nadelholz vor. Pilzarten, die Braunfäule verursachen, sind z. B. der Schwefelporling (Laetiporus sulphureus), oder der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola).

Klassischer Würfelbruch durch Braunfäule, ThüringenForst

Klassischer Würfelbruch durch Braunfäule, ThüringenForst

Weißfäule

Bei der Weißfäule hingegen wird neben der Zellulose und Hemizellulose auch das braune Lignin abgebaut, das befallene Holz wird entsprechend weiß und zerfasert. Weißfäule kommt vor allem an Laubholz vor und benötigt als Lebensgrundlage eine gewisse Holzfeuchte. Zu den häufigsten Weißfäule-Erregern gehören zum Beispiel die Zunderschwämme (Fomes sp.) oder der Gemeine Wurzelschwamm (Heterobasidion annosum).

 Fruchtkörper des Zunderschwamms an Rotbuche, ThüringenForst

Fruchtkörper des Zunderschwamms an Rotbuche, ThüringenForst

Moderfäule

Moderfäule entsteht meist an Holz, das ständig einer hohen Feuchtigkeit ausgesetzt ist. Sie ähnelt der Braunfäule, denn auch sie zersetzt bevorzugt die Zellulosebestandteile des Holzes. Deswegen sind Hölzer, die im Freien verbaut oder gelagert werden besonders gefährdet. Von Moderfäule befallenes Holz riecht muffig und hat im nassen Zustand eine schmierige, schwärzliche Oberfläche. Nach der Austrocknung ähnelt das Schadbild der würfelbrüchigen Struktur der Braunfäule – die Bruchlinien sind jedoch feiner und reichen nur wenige Millimeter in die Tiefe. Zu den Pilzen, die Moderfäule hervorrufen, gehört beispielsweise der Münzenförmige Rindenkugelpilz (Biscognauxia nummularia).

 Münzenförmiger Rindenkugelpilz, ThüringenForst

Münzenförmiger Rindenkugelpilz, ThüringenForst

Weitere Pilzarten

Natürlich gibt es noch viel mehr als die hier vorgestellten Pilzarten. Viele von ihnen können die Rinde von Bäumen nachhaltig schädigen und dadurch Eintrittspforten für holzzerstörende Pilze und Insekten schaffen. Der Schlauchpilz Cryphonectria parasitica verursacht den Esskastanienrindenkrebs. Rindennekroseerreger wie das Scharlachrote Pustelpilzchen Neonectria coccinea und Eutypella quaternata sind maßgeblich am Krankheitsbild Buchenvitalitätsschwäche beteiligt. Das Rindenpathogen Anthostoma decipiens kann Rindenläsionen und -nekrosen verursachen und ist Erreger des Hainbuchensterbens.

Sporenranken von Libertella faginea (Nebenfruchtform von Eutypella quaterna) an Rotbuche, ThüringenForst

Sporenranken von Libertella faginea (Nebenfruchtform von Eutypella quaterna) an Rotbuche, ThüringenForst

Der Walddoktor

Die Story-Serie „Der Walddoktor“ entsteht in Zusammenarbeit des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie und der TU Ilmenau mit dem Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha von ThüringenForst im Rahmen des Projektes „Der Walddoktor“. Dieses wird durch das Bundesamt für Bildung und Forschung, das Förderprogramm „Wir! – Wandel durch Innovation in der Region“ und das Bündnis Holz-21-regio gefördert.“

Bild 11

Buchenvitalitätsschwäche

Geschwächte Buchen

Im Zuge des Klimawandels häufen sich Witterungsextreme, die zu einer erhöhten Belastung der Baumgesundheit führen können. Beginnend mit dem Trockenjahr 2018, das bereits im Frühjahr durch langanhaltende hohe Temperaturen und geringe Niederschläge gekennzeichnet war, kam es zu teilweise massiven Schäden in Rotbuchenbeständen (Fagus sylvatica). Zunächst waren vor allem ältere, lichte Bestände auf flachgründigen, trocken-warmen Standorten betroffen, inzwischen zeigen sich aber auch in anderen Altersklassen die komplexen Symptome, die unter dem Krankheitsbild der Buchenvitalitätsschwäche zusammengefasst werden.

Absterbe-Erscheinungen in der Oberkrone, ThüringenForst

Absterbe-Erscheinungen in der Oberkrone, ThüringenForst

Chronologie

Bereits im Frühjahr 2018 traten vielerorts erste Störungen auf: viele Buchen, die an Waldrändern, in exponierten Lagen oder auf durchlässigen Böden wuchsen, konnten nur kleine Blätter ausbilden. Bereits im Spätsommer fielen teilweise die noch grünen Blätter zu Boden. Intensive Sonneneinstrahlung, gefördert durch fehlende Belaubung, exponierte Lage oder aufgelichtete Bestände, führte zu Rindenrissen und abplatzender Rinde. Die durch Trockenheit und Hitze geschwächten Bäume waren in der Folge anfällig für Sekundärschädlinge: Rindenzerstörende Pilze wie Neonectria coccinea nutzen die vorgeschädigten Kronen und Stämme als Eintrittspforten, auch andere, teils endophytisch lebende Pilze gingen in ihre parasitäre Phase über. Darüber hinaus waren die geschwächten Bäume anfällig für den Befall mit rinden- und holzbrütenden Insekten wie Buchenborkenkäfer und -prachtkäfer. Viele so geschädigte Bäume konnten im Frühjahr 2019 nicht mehr austreiben. Seit Sommer 2019 sind vielerorts alle Altersklassen der Rotbuche von Hitze- und Trockenschäden betroffen, und die Krankheit, deren Verlauf viele Jahre dauern kann, tritt nunmehr auch in geschlossenen Beständen auf.
 

Rindenpilze

Gesunde Buchen können Trockenschäden oft ausheilen. Geschwächte Buchen sind jedoch anfällig für den Befall durch Rindenpilze, die die reduzierte Abwehrkraft der Bäume und die Schädigung durch z. B. Sonnenbrand als Eintrittspforten nutzen. Parasitäre Pilze stören zusätzlich die Wasser- und Nährstoffversorgung der Bäume und führen schließlich zu Verfärbungen und Holzfäule. Zu den häufigsten an der Buchenvitalitätsschwäche beteiligten Pilzen gehören das Scharlachrote Pustelpilzchen Neonectria coccinea, Eutypella quaternata, der Münzenförmige Rindenkugelpilz (Biscogniauxia nummularia) und Hallimasch (Armillaria spp.). Die beschriebenen Rinden- und Holzfäulepilze sind meist ohnehin in den Beständen vorhanden (Endophyten) und werden erst bei erhöhter Anfälligkeit der Buchen zu Schwächeparasiten. Sind die Bäume erst einmal intensiv durch die Pilze besiedelt, ist mit einer Erholung nicht mehr zu rechnen.

Fruchtkörper von Neonectria coccinea

Fruchtkörper von Neonectria coccinea, ThüringenForst

 

Schadinsekten

Die Buchenvitalitätsschwäche ist eine Erkrankung, die sich über Jahre ziehen kann. In geschädigten Bäumen kommt es meist früher oder später zu einem Befall durch rinden- und schließlich auch holzbrütende Insekten. Dies kann maßgeblich zum Absterben der Bäume beitragen. Zudem wird die Holzqualität teils erheblich vermindert und die Stand- und Bruchsicherheit durch einen erhöhten Totholzanteil in der Krone gefährdet. In den vergangenen, trockenen Jahren waren vor allem der Buchenprachtkäfer (Agrilus viridis), der kleine Buchenborkenkäfer (Taphrorychus bicolor) und der Laubnutzholzborkenkäfer (Trypodendron domesticum) am Schadgeschehen beteiligt.

Gewundene Fraßgänge des Buchenprachtkäfers, ThüringenForst

Gewundene Fraßgänge des Buchenprachtkäfers, ThüringenForst

Forschung und Ausblick

Aufgrund der klimatischen Entwicklung ist auch in den nächsten Jahren mit großflächigen Vitalitätsverlusten der Buche zu rechnen. Die Entnahme von pilzbefallenen Bäumen aus dem Wald ist nicht zwingend notwendig, kann aber bei Bäumen, die Brut- und Nahrungsraum für die beschriebenen Käfer bieten, sinnvoll sein. In jedem Fall ist zu bedenken, dass eine solche Entnahme zu einer weiteren Auflichtung und damit zu einem Fortschreiten der Schäden führt. Das Forschungsprojekt „Buchenkalamitäten im Klimawandel – Ursachen, Folgen, Maßnahmen (Buche-Akut)“ hat zum Ziel, weitere Erkenntnisse zu gewinnen und Handlungsstrategien für die Sanierung, Wiederbegründung und zukünftige Bewirtschaftung von Rotbuchenwäldern in Mitteldeutschland zu entwickeln. Eine umfangreiche Wissenssammlung zum Thema findet sich auf der Projektwebseite: https://www.thueringenforst.de/forschungsfelder-projekte/buche-akut. Weitere Informationen sind in der Broschüre „Buchenvitalitätsschwäche“, herausgegeben von ThüringenForst, nachzulesen (Download).

Der Walddoktor

Die Story-Serie „Der Walddoktor“ entsteht in Zusammenarbeit des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie und der TU Ilmenau mit dem Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha von ThüringenForst im Rahmen des Projektes „Der Walddoktor“. Dieses wird durch das Bundesamt für Bildung und Forschung, das Förderprogramm „Wir! – Wandel durch Innovation in der Region“ und das Bündnis Holz-21-regio gefördert.“

Fichtenborkenkäfer

Borkenkäfer-Arten

Die Fichte ist Thüringens häufigste Baumart. Ihre bedeutendsten Schädlinge sind Borkenkäfer, allen voran der Buchdrucker (Ips typographus), der mittelalte bis alte Fichten mit dicker Rinde befällt. Der viel kleinere Kupferstecher (Pityogenes chalcographus) bevorzugt dünne Rinde, die er an jungen Fichten, aber auch im Kronenbereich älterer Bäume findet. Weitere Borkenkäfer-Arten sind z.B. der Doppeläugige Fichtenbastkäfer (Polygraphus poligraphus) oder der Gefurchte Fichtenborkenkäfer (Pityophthorus pityographus). Die beiden bevorzugen, wie der Kupferstecher, dünne Rinde. Außerdem können Buchdrucker und Co. neben der Fichte auch andere Baumarten wie Kiefern, Lärchen oder Douglasien befallen.

Buchdrucker (*Ips typographus*), ThüringenForst

Buchdrucker (Ips typographus), ThüringenForst

Leben in der Borke

Buchdrucker und Kupferstecher gehören zu den Rindenbrütern, bei denen sich die ausgewachsenen Käfer in die Rinde lebender Bäume einbohren und dort ihre Eier ablegen. Aus den Fraß- bzw. Brutbildern, die so entstehen, kann auf die jeweilige Käferart geschlossen werden: Das Brutbild des Buchdruckers ähnelt einem aufgeschlagenen Buch, und das des Kupferstechers erinnert entfernt an Kupferstiche.

Das Käfermännchen legt zunächst den Paarungsort an, die sogenannte Rammelkammer. Von dort aus fressen die begatten Weibchen Gänge in die Rinde, in welchen sie ihre Eier ablegen. Nach dem Schlupf fressen sich die Larven durch die umliegende Bastschicht (Siehe Titelbild).

Schadpotenzial

Die Käferlarven und Jungkäfer ernähren sich vom Bast der Bäume. Das ist die Schicht, in dem der Nährstofftransport von der Krone in den Stamm und die Wurzeln stattfindet. Zerstören die Larven durch ihren Fraß die Bastschicht, wird die Nährstoffversorgung unterbrochen. Der Stoffwechsel der Wurzeln wird gestört und die Bäume nehmen weniger Wasser auf oder sterben ab.

Ein Borkenkäfer-Weibchen kann bis zu 160.000 Nachkommen produzieren, das Schadpotential der Käfer ist also enorm. Der Klimawandel bringt vielerorts höhere Temperaturen mit sich, auch im Herbst und Spätherbst. Damit verlängert sich die Schwärmzeit der Borkenkäfer, und sie können noch mehr Nachkommen produzieren. Das macht Borkenkäfer zu Gewinnern des Klimawandels.

Die Rolle geschwächter Bäume

Die meisten Borkenkäfer sind eigentlich Sekundärschädlinge, die sich in geschwächten oder absterbenden Bäumen bzw. frisch eingeschlagenem Holz entwickeln. Nach Schadereignissen wie Sturm oder Schneebruch fällt aber oft viel Brutmaterial an. Darin können sich die Käfer massenhaft vermehren, und es entwickeln sich so viele Käfer, dass das Abwehrvermögen gesunder Fichten (Harzfluss) überwunden wird.

Auch bei langanhaltender Trockenheit, wie etwa in der Dürrephase 2018 bis 2020, kann der Harzfluss infolge des Wassermangels nahezu zum Erliegen kommen, so dass schon Einbohrversuche weniger Käfer ausreichen können, um die Wirtsabwehr zu brechen.

Harzfluss, ThüringenForst

Harzfluss, ThüringenForst

Erkennung von Befall

Da die Baumkrone noch lange grün sein kann, ist ein Borkenkäferbefall aus der Ferne zunächst nicht unbedingt erkennbar. Aus der Nähe fallen jedoch Einbohrlöcher zwischen den Rindenschuppen auf. Braunes Bohrmehl am Stammfuß oder zwischen den Rindenschuppen ist das wichtigste Indiz für frischen Befall, sowie Harztropfen auf der Rinde oder helle Flecken, wo Spechte auf der Suche nach Nahrung die Rinde abgeschlagen haben. Die eindeutige Feststellung erfolgt jedoch mit einem Blick unter die Rinde, wo Eier, Larven oder Käfer zu finden sind. Wird ein Befall erkannt, muss der Baum rechtzeitig vor dem Ausflug der Jungkäfer gefällt werden. Zu spät ist es, wenn sich die Nadeln verfärben und abfallen und sich die Rinde ablöst. Von abgestorbenen Fichten geht für den umliegenden Wald keine Gefahr mehr aus, denn sie sind als Brutmaterial nicht mehr geeignet.

Bohrmehl auf Rindenschuppen (groß) und am Fuß eines Fichtenstamms (klein, unten), Bohrloch des Buchdruckers (klein, oben)

Bohrmehl auf Rindenschuppen (groß) und am Fuß eines Fichtenstamms (klein, unten), Bohrloch des Buchdruckers (klein, oben), ThüringenForst

Natürliche Feinde

Borkenkäfer haben zahlreiche natürliche Feinde, die unter „Normalbedingungen“ für ein Gleichgewicht im Waldökosystem sorgen. Die wichtigsten Antagonisten sind räuberische Fliegen und Käfer, wie der auffällig schwarz-rot-weiß gefärbte Ameisenbuntkäfer (Thanasimus formicarius), sowie parasitische Wespen. Auch Spechte und andere Vögel, sowie Pilzkrankheiten und Bakterien können die Käfer dezimieren. Diese Gegenspieler können Massenvermehrungen der Borkenkäfer nicht verhindern, aber zumindest in ihrem Ausmaß begrenzen. Außerdem können sie eine wichtige Rolle beim Zusammenbruch der Borkenkäferpopulation und in der anschließenden Phase bis zum nächsten Anstieg der Borkenkäferzahl spielen.

Ameisenbuntkäfer (*Thanasimus formicarius*)

Ameisenbuntkäfer (Thanasimus formicarius), ThüringenForst

Der Walddoktor

Die Story-Serie „Der Walddoktor“ entsteht in Zusammenarbeit des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie und der TU Ilmenau mit dem Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha von ThüringenForst im Rahmen des Projektes „Der Walddoktor“. Dieses wird durch das Bundesamt für Bildung und Forschung, das Förderprogramm „Wir! – Wandel durch Innovation in der Region“ und das Bündnis Holz-21-regio gefördert.“

[Bild 8]

Auf „Eiersuche“ fürs Waldschutzmonitoring

Waldschutzmonitoring

Das Waldschutzmonitoring spielt eine entscheidende Rolle dabei, Wälder vor Krankheiten und massivem Schädlingsbefall zu schützen. Es besteht aus einer Vielzahl von Methoden zur Überwachung potenzieller Bedrohungen, allen voran Insektenpopulationen. Aus den Überwachungsergebnissen kann man Rückschlüsse auf die Größe dieser Populationen und deren Entwicklungspotential ziehen, daraus resultierende Gefährdungen erkennen sowie Abwehrmaßnahmen einleiten, sofern sie nötig sind.

Ein weiblicher (groß und weiß) und männlicher Schwammspinner (kleiner und dunkel), ThüringenForst

Wachsende und schrumpfende Insektenpopulationen
Viele Schadinsekten neigen bei optimalen Bedingungen zur Massenvermehrung. Faktoren, die so eine explosionsartige Vermehrung begünstigen, können abiotisch sein, wie das Wetter, oder biotisch, zum Beispiel der (Schwäche-)Zustand der Bäume, die den Insekten als Brutraum und Nahrungsquelle dienen. Aber auch die Form der Waldbewirtschaftung sowie die Baumartenwahl beeinflussen das Wachstum einer Insektenpopulation. Durch Krankheiten, oder Parasiten, geänderte Witterungs- und Nahrungsbedingungen, und nicht zuletzt durch das Eingreifen durch den Menschen kann eine Massenvermehrung jedoch wieder unterbrochen werden und die Populationsdichte unter den regionalen Durchschnittswert dieser Art sinken.

Pheromonfalle zur Überwachung von Eichenschadinsekten, ThüringenForst

Auf Eiersuche
Potenzielle Schadinsekten, hauptsächlich Schmetterlingsarten wie Schwammspinner, Eichenprozessionsspinner, Nonne oder Kiefernspinner werden jährlich überwacht, um den Beginn möglicher Massenvermehrungen rechtzeitig zu erkennen und die Gefahrenlage einzuschätzen. Das Monitoring wird, je nach Art, über Pheromonfallen, Leimringkontrollen oder auch Schlupfkontrollen durchgeführt. Werden gewissen Schwellenwerte überschritten, folgen Eigelegezählungen an Stamm bzw. Zweigen, um die Besatzdichte und die zu erwartenden Fraßschäden abzuschätzen. Im Falle des Eichenprozessionsspinners erfolgt so eine Eigelegezählung über stichprobenartige Kontrollen an Zweigen, die über Kletterer oder Hebebühnen aus der Krone entnommen werden. Werden bei der Zählung kritische Werte erreicht bzw. überschritten, sind in den Waldgebieten im Folgejahr merkliche bis starke Fraßschäden zu erwarten.

Eigelege des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea), ThüringenForst

Schwammspinner, Nonne, Blattwespen & Co.
In Eichen- und laubholzdominierten Wäldern liegt eine Gefährdungslage für eine Massenvermehrung des Schwammspinners vor, wenn in den Vorjahren starke Fraßschäden, auffälliger Schwarmflug oder eine Überschreitung der Warnschwelle bei der Schwarmflugüberwachung über Pheromonfallen beobachtet wurde. In dem Fall erfolgt eine Eigelegesuche, bei der an ausgewählten Probebäumen die sogenannten Eischwämme gezählt werden.

Wichtige Großschädlinge an Kiefern sind Kiefernspinner, Forleule, Nonne, die Kiefernbuschhornblattwespe sowie der Kiefernspanner. Zu den Methoden ihrer Überwachung zählen neben dem Einsatz von Pheromonfallen auch die Suchen nach den entsprechenden Überwinterungsstadien (siehe Bild) im Boden, die sogenannten Winterbodensuchen.

Puppen verschiedener Kieferschädlinge (von links nach rechts: Kiefernbuschhornblattwespe, Kiefernspanner, Forleule, Kiefernschwärmer), ThüringenForst

Kurz- und langfristige Überwachung
Das Waldschutzmonitoring liefert sowohl kurz- als auch langfristige Erkenntnisse: Kurzfristig, nämlich innerhalb eines Jahres, werden die verschiedenen Entwicklungsstadien der Insekten beobachtet. Das passiert in der Regel mehrstufig, d.h. bei steigender Gefährdungslage wird das Monitoring noch intensiviert. Dafür gibt es genaue, artspezifische Schwellenwerte. Und mithilfe von langjährigen Zeitreihen können Wissenschaftler:innen schließlich Rückschlüsse auf den Einfluss des Klimawandels und anderer Faktoren ziehen und auf dieser Basis Maßnahmen zur Bekämpfung potenzieller Waldschäden entwickeln.

Mit gelblicher Afterwolle umhülltes Eigelege (Eischwamm) des Schwammspinners, ThüringenForst

Schadorganismen melden
Eine wichtige Säule des Waldschutzmonitorings ist das sogenannte Waldschutzmeldewesen. Förster:innen melden hierfür regelmäßig, welche Schäden an Waldbäumen in ihrem Revier aufgetreten sind. Die Landesforstanstalten bzw. forstlichen Forschungsanstalten sammeln diese Angaben und stellen die Ergebnisse in Waldschutzinformationen zur Verfügung. Dadurch verfügen die Forstbehörden, Waldbesitzer:innen und die Öffentlichkeit immer über aktuelle Informationen zum Waldschutzgeschehen und können rechtzeitig auf sich entwickelnde Schadereignisse reagieren.

Raupe des Schwammspinners, ThüringenForst

Überwachung invasiver Schädlinge
Ein immer wichtiger werdender Bestandteil des Waldschutzes ist die Überwachung von invasiven oder Quarantäne-Schädlingen wie dem Asiatischen Laubholzbockkäfer. Durch systematische Kontrollen wird versucht, die Einschleppung, Einwanderung und Etablierung solcher Organismen zu verhindern, um eine Schädigung heimischer Ökosysteme zu vermeiden.

Monitoringfalle für Borkenkäfer, ThüringenForst

Der Walddoktor
Die Story-Serie „Der Walddoktor“ entsteht in Zusammenarbeit des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie und der TU Ilmenau mit dem Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha von ThüringenForst im Rahmen des Projektes „Der Walddoktor“. Dieses wird durch das Bundesamt für Bildung und Forschung, das Förderprogramm „Wir! – Wandel durch Innovation in der Region“ und das Bündnis Holz-21-regio gefördert.“

Schäden an Waldbäumen erkennen und verstehen

Waldschäden in Deutschland

In vielen Wäldern sind Schäden an Nadelbäumen deutlich sichtbar. Besonders betroffen sind Regionen wie der Bayerische Wald, das Sauerland, der Hochharz und der Thüringer Wald, wo große Flächen der typischen Fichtenbestände verloren gingen. Auch Kiefern leiden vermehrt unter Trockenstress und Schädlingen. Selbst Buchen, Eichen und Birken, die als Hoffnungsträger eines klimaresilienteren Waldes gelten, sind durch Dürreperioden und neue Schaderreger bedroht. Übrigens: Der Begriff „Schaden“ ist forstlich, bzw. wirtschaftlich besetzt. Für das Ökosystem Wald handelt es sich meist „nur“ um eine Störung, wenn auch teils massiv

Das Bild zeigt eine Gruppe von Laubbäumen vor einem strahlend blauen Himmel mit ein paar kleinen, weißen Wolken. Die Bäume im Vordergrund sind dicht belaubt und grün, während die höheren Bäume im Hintergrund deutliche Schäden zeigen. Viele ihrer Äste sind kahl oder nur spärlich mit Blättern bedeckt. Einige Baumkronen wirken vertrocknet, mit abgestorbenen Ästen, die sich wie dunkle, knorrige Linien gegen den Himmel abzeichnen. Der Kontrast zwischen den lebendigen unteren Bäumen und den geschädigten oberen Bäumen ist deutlich sichtbar. Die Szene strahlt gleichzeitig Sommerstimmung und eine gewisse Trostlosigkeit aus.

Buchenvitalitätsschwäche, ThüringenForst

Ursachen für Waldschäden

Die Ursache für Waldschäden können Organismen sein, allen voran Käfer, Schmetterlingsraupen, Blattwespen und Läuse, aber auch Pflanzen, Pilze, Säugetiere, Bakterien, Viren oder Nematoden. Abiotische Ursachen von Waldschäden sind beispielsweise Witterungsereignisse (Hitze, Trockenheit, Frost, Stürme, Hagel) oder Nährstoffmangel. Kommt es zum Zusammenspiel verschiedener Faktoren wie Dürre, Insektenfraß und Pilzbefall, entstehen sogenannte Komplexerkrankungen.

Das Bild zeigt einen Nahblick auf eine Tanne. Die meisten Nadeln leuchten in einem frischen Grün, aber einige Nadeln an mehreren Zweigen sind deutlich vertrocknet und haben eine rostbraune Farbe angenommen. Diese abgestorbenen Nadeln hängen schlaff herab und bilden einen starken Kontrast zu den gesunden, grünen Nadeln. Im Hintergrund ist weiteres Nadelgehölz zu sehen, leicht verschwommen, während durch die Lücken zwischen den Zweigen blauer Himmel hindurchschimmert. Die Aufnahme vermittelt den Eindruck, dass der Baum unter Stress leidet — möglicherweise durch Trockenheit oder Schädlingsbefall.

Spätfrostschäden an einer Tanne, ThüringenForst

Schäden überstehen

Sowohl die Schadfaktoren, aber auch die Bäume selbst sind zunehmend dem dynamischen Einfluss des sich verändernden Klimas ausgesetzt. Und so führt nicht jeder Schaden zwangsläufig zum Absterben eines Baumes. Verletzungen können überwallt und Triebe nachgeschoben werden. Und auch Blattfraß kann überstanden werden, wenn der Baum prinzipiell gesund ist. Wiederholte Belastungen führen allerdings zu einer zunehmenden Schwächung der Bäume, sodass sie anfälliger für Folgebefall oder Krankheiten werden.

Das Bild zeigt einen Wald mit zahlreichen abgestorbenen Fichten. Die Bäume sind kahl, ihre Äste ragen wie knorrige Gerippe in den grauen Himmel. Viele Stämme haben braune oder graue Stellen, und an einigen Stellen scheint die Rinde abgeplatzt zu sein. Im Vordergrund wachsen junge, grüne Nadelbäume, die im Kontrast zu den toten Fichten dahinter stehen. Am Boden sind umgestürzte Bäume und Holzreste zu sehen. Die Stimmung wirkt trostlos, während sich der Schädlingsbefall und seine Folgen deutlich abzeichnen.

Borkenkäferbefall an Fichten, ThüringenForst

Symptome

Symptome für Krankheiten und den Befall mit Schädlingen variieren je nach Schadorganismus und -ursache. Typisch sind vorzeitiges Abfallen von Blättern oder Nadeln, Fraßspuren, Löcher, Überzüge, Gespinste oder welke Blätter. Diese können an unterschiedlichen Orten auftreten: an Blättern, Nadeln, Ästen, Zweigen, Trieben, Stamm, Wurzeln oder auch an Blüten und Früchten. Wichtig zu wissen ist, dass viele Symptome, wie zum Beispiel braune Blätter, unterschiedliche Ursachen haben können. Diese muss auch nicht immer im gleichen Bereich liegen – braune Blätter in der Krone können auch durch eine Pilzinfektion im Wurzelbereich bedingt sein. Viele wichtige Symptome sind nur schwer vom Boden aus erkennbar und brauchen zumindest ein Fernglas oder ein Blick unter die Rinde, wenn nicht sogar genauere Untersuchungen, etwa durch Mikroskopie oder Labortests.

Das Bild zeigt den unteren Teil eines jungen Baumes oder Strauches, dessen Rinde stark beschädigt ist. Die Rinde ist in unregelmäßigen Mustern abgefressen, sodass das helle Holz darunter sichtbar wird. Am Boden liegen trockene Grashalme, Moos und braune Blätter.

Nageschaden an einer Jungpflanze, ThüringenForst

Schadorganismen

Schadorganismen können entweder baumartenspezifisch oder weniger wählerisch sein. So ist die Kastanienminiermotte beispielsweise nur an Kastanienbäumen anzutreffen, während Schmetterlingsraupen wie die des Schwammspinners oder der Nonne Blätter und Nadeln verschiedener Laub- und Nadelbäume fressen. Einige Schadorganismen bevorzugen ältere Bäume, während andere, wie der Große Braune Rüsselkäfer oder Kurzschwanzmäuse, vor allem junge Bäume befallen. Bei Massenvermehrungen können sie ganze Kulturen und Verjüngungen zerstören.

Das Bild zeigt einen Großen Braunen Rüsselkäfer (Hylobius abietis) auf der rauen Oberfläche eines Baumstamms oder Astes. Der Käfer hat einen länglichen, dunklen Körper mit feinen gelblichen Flecken auf den Flügeldecken. Besonders auffällig ist sein langer, nach vorne gebogener Rüssel, an dessen Ende kleine Fühler sitzen. Die sechs kräftigen Beine sind ebenfalls dunkel gefärbt und enden in kleinen Klauen, die ihm Halt auf der Rinde geben. Der Hintergrund ist unscharf und zeigt grünes Laub, was auf einen Wald oder eine baumreiche Umgebung hindeutet. Dieser Käfer ist ein bekannter Forstschädling, da seine Larven die Wurzeln junger Nadelbäume anfressen und die erwachsenen Käfer die Rinde der jungen Triebe schälen.

Großer Brauner Rüsselkäfer (*Hylobius abietis*), Drahkrub CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

Insekten im Wald

Im Ökosystem Wald haben viele Insektenarten ihre eigene Nische gefunden. Von den über 30.000 bekannten Insektenarten in Deutschland kommen viele auch im Wald vor, wobei der Großteil harmlos ist. Sie übernehmen wichtige Funktionen wie das Zersetzen von Totholz, und sind ein wesentlicher Teil der Nahrungskette. Eichen sind auf der Speisekarte von rund 300 Falterarten, z.B. von Eichenwickler, Frostspanner und Schwammspinner. Borkenkäfer wie der Buchdrucker sind ebenfalls Teil dieses Ökosystems und befallen vor allem geschwächte Bäume. Gesunde Bäume können sich durch vermehrte Harzproduktion lange gegen sie wehren. Einige Insektenarten, wie die Raupen bestimmter Schmetterlingsarten, können jedoch bei Massenvermehrungen ganze Wälder vernichten, da sie sich z.B. von jungen Knospen und Blättern ernähren. Solche Massenvermehrungen werden durch bestimmte Witterungsbedingungen, Monokulturen und das Fehlen natürlicher Feinde begünstigt.

Das Bild zeigt eine Esche (Fraxinus excelsior), die deutlich sichtbare Symptome des Eschentriebsterbens aufweist. Die Baumkrone wirkt stark ausgedünnt, viele Äste sind kahl und tragen keine Blätter mehr. Nur vereinzelt sprießen junge Triebe, was auf einen verzögerten oder gestörten Austrieb hinweist. Das Schadbild ist typisch für die Infektion mit dem Pilz Hymenoscyphus fraxineus, der das Triebsterben verursacht. Besonders auffällig sind die abgestorbenen Zweige und das ungleichmäßige Blattwerk, das den Baum geschwächt und anfällig für weitere Schädlinge oder Krankheiten erscheinen lässt. Der Hintergrund zeigt einen blauen Himmel und gesunde, grüne Bäume, was den Kontrast zum geschädigten Baum noch verstärkt.

Eschentriebsterben, ThüringenForst

Der Walddoktor

Diese Artikel-Serie  entsteht in Zusammenarbeit des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie und der TU Ilmenau mit dem Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha von ThüringenForst im Rahmen des Projektes „Der Walddoktor“. Dieses wird durch das Bundesamt für Bildung und Forschung, das Förderprogramm „Wir! – Wandel durch Innovation in der Region“ und das Bündnis Holz-21-regio gefördert.
Dieser Artikel erschien erstmals im März 2025 in der Flora-Incognita-App.