Invasive Pflanzen in der EU Teil 1: Sträucher und Bäume

Unionsliste invasiver Arten

In der EU gibt es rund 12.000 gebietsfremde Arten. Ein kleiner Teil von ihnen erfordert besondere Aufmerksamkeit, da sie heimische Arten in ihrem Bestand gefährden können.

Die EU-Verordnung über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten soll verhindern, dass sich diese Arten ausbreiten, beziehungsweise ein schnelles Reagieren ermöglichen, wenn sich erste Anzeichen einer Ausbreitung zeigen. Um welche Arten genau es sich handelt, steht in der „Unionsliste“. Von den insgesamt 88 aufgeführten invasiven Arten sind 40 Gefäßpflanzen. In einer Artikel-Serie, die zunächst in der Flora-Incognita-App veröffentlicht wurde, stellen wir diese vor – beginnend mit Sträuchern und Bäumen.

Sträucher und kleine Bäume

Die 2-6 Meter hohe Weidenblatt-Akazie (Acacia saligna) stammt aus Australien und vermehrt sich rasch, sodass sich Dominanzbestände ausbilden können. Da sie zudem Stickstoff im Boden anreichert, werden Arten verdrängt, die auf nährstoffarme Böden angewiesen sind. Der Kreuzstrauch (Baccharis halimifolia) toleriert hohe Salzgehalte im Boden, verdrängt Röhricht und Binsen und verändert damit sensible Lebensräume wie Salzmarschen. Das Nadelblättrige Nadelkissen (Hakea sericea) besiedelt in dichten Beständen gestörte Flächen, z.B. Straßenränder, Waldränder, trockenes Grünland und Kiefernwälder. Die Gewöhnliche Seidenpflanze (Asclepias syriaca) wurde einst in Europa als Bienenweide eingeführt und verdrängt heute durch ihre rasche Ausbreitung und großen Populationen heimische Pflanzenarten auf Trockenrasenstandorten.

Größere Bäume

Noch gibt es in Europa außer auf Gran Canaria keine stabilen Bestände des Mesquitebaums (Prosopis juliflora). Er gehört zu den 100 invasivsten verholzenden Gewächsen weltweit, weswegen er vorsorglich auf die Liste aufgenommen wurde. Ebenfalls unter Beobachtung steht der Chinesische Talgbaum (Triadica sebifera). Sein potenzielles Ausbreitungsgebiet sind der Mediterranraum, der Südwesten der Iberischen Halbinsel und die südlichen und östlichen Teile der Schwarzmeerküste. Bereits in weiten Teilen Europas ist der Götterbaum (Ailanthus altissima) verbreitet, und der Klimawandel begünstigt seine Ausbreitung weiter. Ein einzelnes Individuum kann bis zu 325.000 Samen pro Jahr produzieren. Darüber hinaus erfolgt auch vegetative Vermehrung durch Ausläufer. Durch seinen Stoffwechsel hemmt er das Wachstum der Pflanzen in seiner Umgebung (Allelopathie).

Achtung! Die auf der Unionsliste geführten Arten dürfen nicht vorsätzlich in das Gebiet der EU verbracht werden, gehalten, gezüchtet, gehandelt, verwendet, getauscht, zur Fortpflanzung gebracht und in die Umwelt freigesetzt werden!

Weitere Informationen:

Ausführliche Steckbriefe zu den Arten der Unions-Liste hat das Bundesamt für Naturschutz in einem Kompendium veröffentlicht, welches frei heruntergeladen werden kann: Die invasiven gebietsfremden Arten der Unionsliste der Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 – Dritte Fortschreibung 2022 –

Bildnachweis Titelbild:
Ailanthus altissima, Fruchtstand. Von H. Zell – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10860477