Tag des Baumes 2023

Warum gibt es den „Tag des Baumes“?

Der Aktionstag, der nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA, Korea, Island und Indien gelebt wird, soll die Bedeutung des Waldes für den Menschen und die Wirtschaft ins Bewusstsein der Gesellschaft rücken – typischerweise über Mitmachaktionen wie Baumpflanzungen. Zudem dient der Tag der Aufklärung: Bäume leiden massiv unter den Folgen des Klimawandels: Dürreperioden, Insektenbefall, Hitze, Sturm und Extremwetter belasten die Stabilität und Vitalität von Bäumen – gleichzeitig spielen aber genau sie eine große Rolle im Kampf gegen die globale Erwärmung.

Baum des Jahres: Moor-Birke

Die Moor-Birke (Betula pubescens) mit ihren lichten Baumkronen und der hellen Rinde ist eine der wenigen Baumarten, die an das Leben an nährstoffarmen und wassergesättigten Standorten angepasst ist – das allerdings über eine große Fläche. Sie ist aufgrund ihrer hohen Kältetoleranz von Süd-Grönland über Island und Nordeuropa bis nach Ostsibirien zu finden. Um sie von ihrer ebenfalls weit verbreiteten Schwester, der Hänge-Birke (Betula pendula) zu unterscheiden, muss man ins Detail gehen: Junge Triebe haben einen feinen Flaum, der am besten mit einer Lupe zu sehen ist. Zudem sind ihre Blätter am Rand doppelt gesägt. Die Hänge-Birke hat keinen Flaum, sondern warzenförmige Drüsen an ihren jungen Trieben, und die Blätter sind am Rand nur einfach gesägt.

Wenn Du dieses Jahr eine Moor-Birke findest, dokumentiere sie gern mit Flora Incognita! Zum Dank dafür erhältst Du dafür ein Abzeichen in Deinem Profil!

Die Bedeutung alter Wälder

Über 98% der deutschen Buchenwälder sind forstlich bewirtschaftet. Die wenigen Ausnahmen beschränken sich auf Reservate wie die „Heiligen Hallen“ in Mecklenburg-Vorpommern oder den „Faulen Ort“ in Brandenburg. Beide sind seit mehr als 100 Jahren bewirtschaftungsfrei. Dadurch, dass die ursprünglichen Wälder Europas zerstört sind, können wir heute nur erahnen, welcher Artenreichtum früher in diesen Wäldern geherrscht hat.  Vor allem in totem, liegengebliebenen Holz, in Baumhöhlen, Moospolstern und Flechten finden sich eine Vielzahl an Lebewesen: Über 11.000 Arten (4320 Pflanzen- und Pilzarten, 6715 Tierarten, darunter 1500 verschiedene Käfer und über 2000 Großpilzarten) sind in alten Buchenwäldern nachgewiesen worden.

Warum ist das von Bedeutung? Eine hohe biologische Vielfalt stabilisiert Nahrungs- und Stoffkreisläufe und macht die Natur widerstandsfähiger gegenüber Störungen.

Mikrohabitate

Blitzrinnen, Zunderschwämme, Spechthöhlen, zerbrochene Bäume – Mikrohabitate sind ganz besondere Strukturen an Bäumen und ein wichtiger Indikator für eine große Biodiversität. Das Holz wird an solchen Stellen gespalten, zersetzt, von Gängen durchzogen, ausgehöhlt und teilweile zu Mulm umgewandelt. All das gibt nach und nach neuen spezialisierten Pilzen und Insekten, und dementsprechend auch Vögeln, Fledermäusen, staatenbildenden Insekten sowie kleinen Räubern Nahrung, Nistmaterial, und Lebensraum – übrigens nicht nur im Wald, auch im Garten!

Totholz- reich an Leben!
Es gibt allein 1500 Käfer- und 1200 Pilzarten, die nur auf Totholz vorkommen. Für manche Spezialisten ist die permanente Verfügbarkeit von abgestorbenem Holz sogar die Bedingung zum Überleben – weswegen sie vielerorts schon ausgestorben sind. Auch an lebenden Bäumen findet sich Totholz, zum Beispiel in Astabbrüchen oder anderen Mikrohabitaten. Insbesondere sehr alte Bäume spielen hier eine große Rolle! Für eine große Biodiversität ist es jedoch notwendig, dass in Wäldern große Mengen gänzlich abgestorbener Baumstrukturen stehen und liegen bleiben – man spricht von stehendem und liegenden Totholz. Übrigens ist Totholz nicht gleich Totholz! Jede Baumart zersetzt sich unterschiedlich und bietet so anderen Mikroorganismen Nahrung und Lebensraum. Weitere wichtige Faktoren für die jeweils vorhandenen Arten sind die Dimension (kleine Äste oder dicke Stämme), der Zersetzungsgrad (frisch, angerottet, fast Humus), das Vorhandensein von Rinde, die Feuchtigkeit und die Sonneneinstrahlung. Die kleinräumige Vielfalt an Umweltbedingungen übersetzt sich somit in eine kleinräumige Vielfalt an Arten.

Baumriesen

Wir möchten zusammen mit der Initative „Findet Sachsens Baumriesen“ auf den Mehrwert großer alter Bäume aufmerksam machen und vielleicht den einen oder andern Veteranen neu entdecken. Und Du kannst dabei helfen! Wenn Du einen Baumriesen siehst, der in einer Höhe von 1,30 m einen Umfang von mindestens 4 Metern (400 cm) hat, melde ihn bitte über die Flora-Incognita-App. Dafür haben wir eine spezielle Projektfunktion eingerichtet, bei der du Deinen Baumriesen nach der Bestimmung dem Projekt zuordnest. Die Projektverantwortlichen erhalten somit anonymisiert den Fundort, die Art und Deine Bilder des Baumriesens. Auf unserer Webseite findest Du alle dafür notwendigen Informationen: https://floraincognita.de/baumriesen/

Dieser Artikel wurde im Frühjahr 2023 in der Flora-Incognita-App als Story angezeigt. In der App findest Du jederzeit spannende Informationen zu Pflanzen, Ökologie, Artenkenntnis, sowie Tipps und Tricks zum Pflanzenbestimmen. Schau‘ doch mal rein!