Baum, Kraut, Gras, Farn und Kakteen mit den richtigen Merkmalen bestimmen

Dieser Artikel beantwortet die Frage, warum es sinnvoll ist, bei der Pflanzenbestimmung mit der Flora-Incognita-App die passende Wuchsform auszuwählen.

Warum eine Wuchsform wählen?

Wenn Du „Pflanze erkennen“ antippst, siehst Du im unteren Bereich Auswahlbilder für bestimmte Wuchsformen: Kraut (vorausgewählt), Gras, Baum, Kaktus und Farn. Die Auswahl der richtigen Wuchsform ist wichtig, da sich für jede von ihnen andere Pflanzenteile besser für die Bestimmung eignen. So ist es beispielsweise an einem hohen Baum schwierig, die Blüten zu fotografieren, während es bei einem Löwenzahn wenig sinnvoll ist, nach einem Bild der Rinde zu fragen.

Wenn Du Dir nicht sicher bist, was Du vor Dir hast, kannst Du die Kategorie „Sonstiges“ auswählen. Die Bestimmung wird hier auch funktionieren, nur vielleicht nicht ganz so präzise sein. Außerdem wirst Du möglicherweise nach einer unpassendenPflanzenperspektive gefragt.

Botanische Wuchsform: Kraut

Mit der Wuchsform Kraut meinen wir krautige Pflanzen („Blumen“) und Sträucher. Hier sind Blüte, Blätter und Früchte für die Bestimmung interessant. Es gibt einjährige, zweijährige und mehrjährige krautige Pflanzen, aber alle blühen und fruchten nur einmal, bevor sie schließlich absterben. Sträucher sind kleiner als 2 Meter und haben keinen einzelnen, verholzten Stamm– was sie von Bäumen unterscheidet.

Botanische Wuchsform: Baum

Bäume zeichnen sich dadurch aus, dass sie langlebig sind und verholzen; außerdem blühen und fruchten sie viele Male. Sie haben grundsätzlich einen Stamm, der sich zu einer Krone verzweigt. Durch ihre Größe sind Blätter, Blüten oder Früchte oft nur schwer zu erreichen. Die meisten blühen nur kurz, deswegen fragen wir bei Bäumen je nach Jahreszeit vorrangig nach Fotos von Blättern, der Rinde oder Früchten, die sich auch dann noch gut zur Bestimmung eignen, wenn sie auf den Boden gefallen sind.

Botanische Wuchsform: Gras

Süß- und Sauergräser sind durch lange, dünne Blätter mit parallellaufender Nervatur und fehlenden Blattstielen gekennzeichnet. Ihre Blüten sind unscheinbar, sitzen in ähren- oder rispenförmigen Blütenständen, wie man sie beispielsweise von Getreide kennt. Auf den ersten Blick sind diese Arten schwer zu unterscheiden, daher ist es wichtig, nah an die Pflanze heranzugehen. Besonders das Blatthäutchen, was sich zwischen dem Blatt und dem Stängel befindet, und Einzelblüten sind wichtig für die Bestimmung. Um wirklich sicher zu sein, sind mehrere sehr detailreiche und aussagekräftige Fotos notwendig.

Botanische Wuchsform: Farn

Farne bestehen häufig nur aus einer grundständigen Blattrosette oder einzelnen Blättern (Wedel), die sich schneckenhausartig entrollen, wenn sie jung sind. Da Farne weder Blüten noch Früchte ausbilden, gibt es diese Bildkategorien bei den Farnen nicht. Stattdessen kann man auf den Unterseiten der Wedel bei vielen Arten auffällige Erhebungen (Sori) entdecken. Darin werden die Sporen für die Vermehrung gebildet. Die Form und Anordnung dieser Erhebungen sind oft arttypisch. Das macht sie wesentlich für die Bestimmung. Haben Wedel keine Sori, bezeichnet man sie als steril. Diese sehen dann oft anders aus als die sporentragenden Wedel, obwohl sie der gleichen Pflanze angehören.

Botanische Wuchsform: Kaktus

Kakteen gibt es in einer Vielzahl von Formen und Größen. Fast alle sind ausdauernde Sträucher (manchmal Bäume), deren Sprossachse zur Wasserspeicherung umgebildet wurde. Junge Sämlinge von Kakteen tragen Dornen – umgewandelte Blätter –  welche aber von einigen später wieder abgeworfen werden. Die Dornen werden von sogenannten Areolen gebildet,  spezialisierte Strukturen, die ein wichtiges Bestimmungsmerkmal von Kakteen darstellen. Areolen bilden neben Dornen auch Blüten aus.  Ausgewachsene Kakteen können einen Durchmesser von nur wenigen Zentimetern haben  – oder bis zu 15 Meter hoch werden.

Kleine Knospenkunde – Bäume bestimmen im Winter

Bäume im Winter

Bäume sind im Winter durch ihre Borke vor der Kälte geschützt. Aber was ist mit den zarten Knospen, die schon im letzten Sommer gebildet wurden und im Frühjahr schnell austreiben sollen? Sie müssen auf andere Weise vor Frostschäden bewahrt werden. Dafür gibt es einige Strategien: Die meisten Baumarten packen ihre Knospen in ledrige Knospenschuppen ein. Auch ein Überzug aus Harz oder ein Pelz aus feinen Härchen schützt vor der Kälte. Zudem lagern Bäume im Herbst Zuckerstoffe in die Knospen ein, wodurch der Gefrierpunkt herabgesetzt wird. So gefrieren die Knospen erst bei Temperaturen weit unter 0°C. Durch den Zucker werden sie aber auch zum reizvollen Futter für Wildtiere. Mehr zu den winterlichen Überlebensstrategien von Pflanzen kannst Du in diesem Artikel lesen: Wie überleben Pflanzen den Winter?

Baumbestimmung im Winter
Wir erkennen Bäume am leichtesten an ihren Blättern, so ist es im Winter ungemein schwerer, sie richtig zu bestimmen. Doch neben der Verzweigungsart, Wuchsform und der Rinde sind vor allem die Knospen sehr hilfreich für die Bestimmung von Gehölzarten im Winterzustand. Jede Baumart entwickelt ihre eigenen, charakteristischen Knospen. Hier stellen wir nun ein paar leicht wiedererkennbare Bäume mit ihren Knospen vor.
Rotbuche
Die Knospen der Rotbuche (Fagus sylvatica) sind sehr lang und spitz. Die übereinander gefalteten, braunen Knospenschuppen sind leicht auszumachen. Anhand dieser charakteristischen Knospen und der glatten, grauen Rinde ist die Buche auch im Winter gut zu erkennen.
Gewöhnliche Esche
Die Farbe der Knospenschuppen kann sehr hilfreich bei der Artbestimmung sein. Die Knospen der Esche (Fraxinus excelsior) sind so samt-schwarz, dass sie kaum mit Knospen anderer Baumarten verwechselt werden können. Die Endknospen am Ende eines Zweiges sind meist größer als die Seitenknospen, die sich am Zweig stets gegenübersitzen.
Bergahorn
Auch die Knospen des Bergahorns (Acer pseudoplatanus) zeichnen sich durch ihre Farbe aus. Die Knospenschuppen sind olivgrün und nur an ihrem bewimperten Rand bräunlich gefärbt. Die Seitenknospen sitzen, wie die der Esche, gegenständig am Zweig.
Eberesche
Die Knospen der Eberesche (Sorbus aucuparia) sind weißfilzig behaart und länglich. Die Spitzen der Endknospen sind häufig etwas gekrümmt, die Seitenknospen drücken sich an den Zweig.
Rosskastanie
Kastanienknospen sind oft durch eine dünne Harzschicht klebrig und glänzend. Sie haben eine dunkelbraune Farbe. Die Endknospen der Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) sind sehr groß und eiförmig zugespitzt. Die wenigen Seitenknospen sind dagegen sehr viel kleiner und eher unscheinbar. Sie befinden sich jeweils oberhalb von auffällig großen Blattnarben, wo im vorangegangenen Jahr ein Blattstiel ansetzte.

Dieser Artikel wurde im Winter 2023 in der Flora-Incognita-App als Story angezeigt. In der App findest Du jederzeit spannende Informationen zu Pflanzen, Ökologie, Artenkenntnis, sowie Tipps und Tricks zum Pflanzenbestimmen. Schau‘ doch mal rein!