Invasive Pflanzen in Deutschland: Japanischer Staudenknöterich

Unterschätzte Problempflanze

So wie alle Lebewesen, versuchen auch Pflanzenarten, ihr Verbreitungsgebiet stets zu vergrößern. Dabei stoßen sie auf verschiedene natürliche Hindernisse, etwa wenn ihre Samen nur von wenigen Tieren transportiert werden können oder ihre Wachstumsbedingungen äußerst spezifisch sind. Der Mensch und die zunehmende Globalisierung hebeln diese natürlichen Faktoren vielerorts aus, und so kommt es, dass manche Pflanzen in Habitate eingebracht werden, die sie natürlicherweise nie erreicht hätten. So wie der Japanische Staudenknöterich (Reynoutria japonica). Etwa 1825 wurde er von Philipp Franz von Siebold, einem Arzt und Naturforscher, von einer Japanreise als Zier- und Futterpflanze in Europa eingeführt. Seitdem breitet er sich massiv aus und verursacht enorme wirtschaftliche und ökologische Schäden.

Bis zu 30 cm Wachstum pro Tag

Aus bis zu 2 m tief im Boden wachsenden Wurzelstöcken (Rhizomen) schießen im Frühjahr in „Nestern“ hohle Stängel (sogenannte Rameten), die an Bambus erinnern und einen Zuwachs von 10-30 cm pro Tag erreichen können. Diese bilden flächendeckende Bestände, in denen kaum eine andere Pflanze eine Chance hat. Später im Jahr biegen sie sich unter ihrem Gewicht, und beschatten mit ihren bis zu 20 cm langen Blättern den Boden so stark, dass selbst Gräser absterben. Weibliche Pflanzen blühen ab August weiß in rispigen Blütenständen. Ihr hoher Nektargehalt war einer der Hauptargumente für die Ansiedlung der Pflanze: Imker:innen schätzen sie als späte Bienenweide. Mit dem ersten Frost sterben die oberirdischen Pflanzenteile, und zurück bleiben kahle Böden, die äußerst anfällig für Erosion (Abtragung durch Wasser und Wind) sind.

Ausbreitung

In Europa und Nordamerika vermehrt sich der Japanische Staudenknöterich vor allem vegetativ über Klone. Die Verbreitung über Samen spielt hier nur eine untergeordnete Rolle. Neue Pflanzen entstehen schon aus kleinen Rhizomstücken, die sich leicht lösen und an neuen Standorten wieder ausschlagen. Typischerweise werden sie durch menschliche Einwirkung über Gartenabfälle oder Baustellenaushub verbreitet, oder von Fließgewässern mitgerissen. So kommt es, dass sich die Art vor allem entlang von Bachläufen sehr erfolgreich verbreitet.

Bekämpfung

Lange ging man davon aus, dass man, wie bei anderen invasiven Pflanzen auch, durch eine häufige Mahd die Pflanze ausreichend schwächen und eindämmen kann. Neuere Untersuchungen zeigen jedoch auf, dass selbst wiederholtes Mähen keine Erfolge bringt, und im Gegenzug sogar eher dazu führt, dass sich aus kleinsten Rhizomresten neue Bestände aufbauen. Aufwändig aber wirksam ist das mechanische Entfernen der Rhizome aus dem Erdreich, wobei die Reste nicht über die Biotonne entsorgt werden dürfen. Ebenfalls erfolgreich sind lokale Bekämpfungen der Rhizome mit Strom. Neben dem kontrollierten Einsatz von Herbiziden gibt es Versuche, Bestände vor dem Austrieb mit schwarzer Folie abzudecken, Untersuchungen, die sich mit dem Einsatz von heißem Wasserdampf zum Abtöten der Triebe beschäftigen, oder Experimente mit dem Ausbringen von dedizierten Fraßfeinden, wie dem Blattfloh Aphalara itadori. Eine Beweidung mit Heidschnucken oder Ziegen zeigte bislang keinen Erfolg.

 

Dieser Artikel wurde im Sommer 2023 in der Flora-Incognita-App als Story angezeigt. In der App findest Du jederzeit spannende Informationen zu Pflanzen, Ökologie, Artenkenntnis, sowie Tipps und Tricks zum Pflanzenbestimmen. Schau‘ doch mal rein!

Phänologie: Frühherbst – Warme Tage, kühle Nächte

Die Hundstage liegen hinter uns, und damit die wärmste Zeit des Jahres. Nun stehen wir am Beginn einer neuen phänologischen Jahreszeit: dem Frühherbst.
Die phänologischen Jahreszeiten werden durch die folgenden pflanzlichen Entwicklungsstadien bestimmter Leitpflanzen charakterisiert: Blühbeginn, Blattentfaltung, Fruchtreife, Herbstlaubverfärbung und Laubfall. Der nun beginnende Frühherbst ist durch die Fruchtreife des Schwarzen Holunders und der Kornelkirsche gekennzeichnet. Schauen wir uns das genauer an und werfen einen Blick auf die weiteren Ereignisse, die uns in den nächsten (etwa) vier Wochen erwarten.

Holunderbeeren reifen

Der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) ist einer der häufigsten Sträucher in Mitteleuropa. Botanisch gehören die „Holunderbeeren“ zu den Steinfrüchten. Sie sind reich an Vitamin C und Kalium, und nach dem Kochen essbar. Roh verzehrt, reagieren manche Menschen durch den Gehalt an Pflanzengiften mit Übelkeit oder Erbrechen. In der Pflanzenheilkunde gilt ihr Saft als Mittel gegen Erkältung, Nieren- und Blasenbeschwerden und zur Stärkung von Herz und Kreislauf. Aber auch in der Küche finden die Früchte Verwendung: Als „Fliederbeerensuppe“ mit Grießklößchen oder Zwieback, als Gelee, Saft oder Obstwein- die Möglichkeiten sind zahlreich.

Leuchtend rote Kornelkirschen

Ein großer Strauch oder ein kleiner Baum? Beide Wuchsformen sind bei der Kornelkirsche (Cornus mas) anzutreffen. Alte Exemplare können 8 Meter groß werden und einen Stammdurchmesser von 45 cm erreichen. Ihre glänzend roten, etwa 2 cm langen Früchte gehören zu den Steinfrüchten und haben ein ebenfalls rotes, säuerliches Fruchtfleisch. Dieses enthält 70–125 mg je 100 g Vitamin C. Sie eignen sich zum Rohverzehr, Trocknen, Einfrieren, zum Verarbeiten zu Likör, Wein, Saft, Gelee und Konfitüre.

Die Herbst-Zeitlose blüht

Die Herbst-Zeitlose (Colchicum autumnale) ist eine krautige, äußerst giftige Pflanze, aus deren Sprossknolle ein bis fünf Blüten treiben. Man findet sie auf feuchten Wiesen oder in lichten Auwäldern. Die krokusähnlichen Blüten treiben ohne Blätter aus – diese wachsen bereits im Frühjahr und sind dem Bärlauch recht ähnlich. Mit etwa 20 cm Länge sind die blassrosa bis violetten Blüten deutlich größer als Krokusse (wovon es auch herbstblühende gibt). Wer schnell sicher sein will, zählt die Staubblätter. Die Herbst-Zeitlose hat sechs davon, ein Krokus nur drei.“

Sonnenblumen werden reif

Ab Ende August sind Sonnenblumen (Helianthus annuus) reif – vorausgesetzt, sie bekamen in ihren 150 Tagen Wachstumszeit ausreichend Sonne und Wasser. Du erkennst den richtigen Erntezeitpunkt an der Braunfärbung der Samen in der Korbmitte und daran, dass sie sich leicht daraus herauslösen lassen. Die Rückseite des Korbs ist dann ebenfalls braunschwarz. Am besten schneidest Du den ganzen Blütenkopf ab, und schüttelst anschließend die Samen heraus – bei hartnäckigen Fällen hilft eine kleine Bürste, um an die Saat heranzukommen. Gewaschen und trocken aufbewahrt, kannst Du sie anschließend schälen, rösten und selbst knabbern, oder (roh belassen) Wildtieren in der kalten Jahreszeit zur Verfügung stellen.

 

Dieser Artikel wurde im Herbst 2023 in der Flora-Incognita-App als Story angezeigt. In der App findest Du jederzeit spannende Informationen zu Pflanzen, Ökologie, Artenkenntnis, sowie Tipps und Tricks zum Pflanzenbestimmen. Schau‘ doch mal rein!

Ilmenauer Wissenschaftsnacht und Max-Planck-Tag 2023

Ilmenau am Abend des 1. Juli 2023. Menschen schauen auf ihr Mobiltelefon, um herauszufinden, ob sie aufgrund der Wetterlage gleich einen Schirm brauchen. Aber ist das schon alles? Nein!

Manche von ihnen schauen auf ihr Handy, um den Steckbrief einer rosablühenden Wildpflanze zu lesen: Epilobium angustifolium steht da, das Schmalblättriges Weidenröschen. Gehört zur Familie der Nachtkerzen und wächst am Waldrand. Oder Hypericum perforatum, das Echte Johanniskraut. „Das kenne ich als Tee! So sieht das also aus?“ Ja!

Diese Situationen und viele ähnliche konnten wir erleben, als sich am 1. Juli 2023 die Türen (unter anderem) des Zuse-Baus an der TU Ilmenau zur Ilmenauer Wissenschaftsnacht öffneten und viele interessierte Menschen vorbeikamen, um „Flora Incognita mal persönlich zu treffen“. Und wir waren gut vorbereitet: Mit blühenden Wildpflanzen in Töpfen, einem App-Quiz und botanischen Führungen über den Uni-Campus, aber auch mit weitergehenden Angeboten wie dem Mikroskopieren von Phytoplankton oder Informationsständen die erklärten, wie die Künstliche Intelligenz hinter Flora Incognita bereits genutzt wird, um Ackerwildkräuter über Drohnenaufnahmen zu bestimmen, oder um Städteplaner:innen zu unterstützen, wildbienenfreundliche Landschaftsgestaltung zu unternehmen.

Ein weiterer Fokus unserer Präsentation war die Aufklärung darüber, wie wir mit den Pflanzenbestimmungen der Flora-Incognita-App Forschung betreiben. Unsere Wissenschaftler:innen wurden nicht müde darzulegen, dass sich in den Daten bereits phänologische Verschiebungen in den Blühphasen von Pflanzen nachweisen lassen, oder dass sich die Verbreitung von invasiven Arten wie dem Drüsigen Springkraut überwachen lässt. In Anbetracht des fortschreitenden Klimawandels sind solche Informationen sehr wertvoll; und mit der neuen Projektfunktion von Flora Incognita ist es für Naturschutzinteressierte leicht, auch eigene Citizen-Science-Projekte durchzuführen und die so erhobenen Beobachtungsdaten selbst auszuwerten.

Es ist immer wieder etwas Besonderes, mit Langzeit-Fans ins Gespräch zu kommen, und zu erfahren, welche Aspekte der App besonders beliebt und welche noch ausbaufähig sind. Aber ebenso stolz sind wir, wenn wir Menschen die Skepsis nehmen können, die App einfach mal auszuprobieren und anzufangen, Pflanzen zu bestimmen. Fun Fact: Insgeheim zählen wir bei solchen Veranstaltungen gern, wie viele Neuinstallationen wir durch unseren Einsatz vor Ort erreichen konnten!

Aber nicht nur in Ilmenau konnten wir überzeugen: Auch in Göttingen, wo am 23. Juni anlässlich der 75-Jahrfeier der Max-Planck-Gesellschaft der Max-Planck-Tag stattfand, waren wir mit einem Informationsstand auf dem Marktplatz präsent. Leider waren aufgrund des Dauerregens nicht viele Menschen unterwegs, aber das ermöglichte es uns, mit den Interessierten umso länger und intensiver über unsere App, den Verlust der Biodiversität und unsere Forschungsarbeit zu sprechen. In Göttingen waren wir gemeinsam mit den Wissenschaftler:innen des ATTO-Towers (MPI für Biogeochemie Jena und MPI für Chemie Mainz) am Start, die mit einer VR-Station einluden, den Messturm im Amazonas-Regenwald zu erklimmen und über ihre Klimaforschung zu sprechen. Ein besonderes Highlight des Tages war der Besuch von Prof. Patrick Cramer, dem neuen Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft, an unserem Stand.

Wir möchten an dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön aussprechen an alle, die sich die Zeit genommen haben, uns Lob und Kritik zu überbringen, Fragen zu stellen und neugierig zu sein. Danke auch an Manuel Maidorn und die Mitarbeiter:innen des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen für das Bereitstellen der vielen Pflanzen am Stand! Außerdem gilt unser Dank unseren Förderern, die diese Öffentlichkeitsarbeit möglich machen.

Bis bald!


Bildnachweis Titelbild: Max-Planck-Gesellschaft, Fotograf: David Ausserhofer

Baum des Jahres 2023: Die Moor-Birke

Birken in Mitteleuropa

In Mitteleuropa sind vier Arten von Birken heimisch. Drei von ihnen bevorzugen Moorlandschaften: Die Zwergbirke (Betula nana), die Strauchbirke (Betula humilis), und die Moor-Birke (Betula pubescens). Die vierte Art, die Hänge-Birke (Betula pendula), ist im Gegensatz zu ihren Schwestern besonders trockenheitsresistent und somit an anderen Standorten weit verbreitet.  2023 wurde die Moor-Birke zum Baum des Jahres gekürt. Warum?

Moor-Birke
Die Moor-Birke ist ein Pionier, der baumfreie, rohe Böden schnell besiedeln kann. Dabei bevorzugt sie kalte und moorige Standorte, sowie viel Licht. Im Schutz seiner lichten Laubkrone können die späteren Waldbaumarten heranwachsen, und durch ihr geringes Alter macht sie bereits nach etwa 100 Jahren den bis dahin etablierten Arten Platz. In Hochmooren, an der Baumgrenze in den Alpen, oder auf Blockhalden in den Mittelgebirgen findet man jedoch auch Moor-Birken, die diese Standorte dauerhaft bewachsen, nicht in ihrer Rolle als Erstbesiedler. Diese Habitate sind von einer sehr großen Biodiversität gekennzeichnet, denn es gibt Käfer-, Zikaden-, Wanzen-, Wespen- und Schmetterlingsarten, die auf Moor-Birken und Moor-Birkenwälder spezialisiert sind. Zudem gehen verschiedene Birkenpilz- und Täublingarten gern mit Moor-Birken in Symbiose.

Baum des Jahres
Jedes Jahr ruft die „Baum des Jahres – Dr. Silvius Wodarz Stiftung“ eine bestimmte Baumart zum „Baum des Jahres“ aus. Diese Ausrufung hat das Ziel, ein besonderes Interesse sowohl an der ausgewählten Baumart, an Bäumen im Allgemeinen sowie den Anliegen des Natur- und Umweltschutzes zu wecken und zu fördern.  Die Moor-Birke wurde zum Baum des Jahres gewählt, um auf den Rückgang der Moore aufmerksam zu machen. Über 90 Prozent der ursprünglichen Moorflächen in Deutschland sind bereits entwässert, vor allem um landwirtschaftlich nutzbare Flächen zu gewinnen. Ursprüngliche Moor- Birkenmoorwälder gelten daher als stark gefährdet und sind inzwischen bundesweit gesetzlich geschützt.

Ein neues Abzeichen für Dich!

Wenn Du in diesem Jahr eine Moor-Birke mit Flora Incognita bestimmst, wirst Du mit dem Abzeichen „Baum des Jahres 2023“ belohnt!

 

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Invasive Pflanzen in Deutschland: Riesen-Bärenklau

Warum sind manche Neophyten problematisch?

Etwa 10 % der gebietsfremden Arten in Deutschland verursachen enorme ökologische und wirtschaftliche Schäden, weshalb man sie als „invasive Neophyten“ bezeichnet. Sie können Ernten schwächen, zu erhöhtem Pestizideinsatz führen und zudem Probleme in der Instandhaltung von Straßen, Wasser- und Schienenwegen machen. Im Naturschutz ist das Problem vor allem, dass diese invasiven Arten die vorhandenen Ressourcen im Lebensraum so für sich vereinnahmen, dass sie die ursprünglich vorhandenen, sensiblen Arten verdrängen. Das hat Auswirkungen auf Nahrungsketten, den Wasserhaushalt, die Bodenstruktur und nicht zuletzt die Stabilität des Ökosystems.

Riesen-Bärenklau

Heracleum mantegazzianum, der Riesen-Bärenklau oder auch Herkulesstaude, stammt aus dem Kaukasus und wurde schon im 19. Jahrhundert als botanische Attraktion nach Europa gebracht. Die drei bis fünf Meter hohe Pflanze besiedelt so ziemlich jeden Standort und vermehrt sich rasch über die etwa 50.000 Samen, die jedes Jahr gebildet werden. Diese sind schwimmfähig und bis zu 10 Jahre lang keimfähig. Unter seinen gigantischen Blättern kann kaum eine andere krautige Pflanze überleben. Gedeiht er an Flussufern, kommt es vermehrt zu Ufererosion, da seine Wurzeln weniger Haltungsvermögen haben als die ursprüngliche Vegetation. Auch für den Menschen ist die Pflanze gefährlich: Alle Pflanzenteile sind giftig! In Verbindung mit Sonnenlicht kann es bei Berührung der Pflanzen zu schweren verbrennungsähnlichen Erscheinungen (Blasen) und langwierigen allergischen Hautreaktionen führen.

Bekämpfung

Bei der Bekämpfung des Riesen-Bärenklaus empfiehlt es sich, Handschuhe und Schutzkleidung zu tragen! Die beste Zeit zum Bekämpfen ist das Frühjahr, nachdem die Pflanze im April-Mai ausgetrieben ist. Mit einem schrägen Spatenstich etwa 10-15 cm unter der Erdoberfläche wird die Pfahlwurzel vollständig durchtrennt. Der in der Erde verbleibende Teil kann so nicht wieder austreiben. Hat die Pflanze im Juni bereits Blüten angesetzt, können diese abgeschnitten werden. Achtung: Abgeschnittene Dolden können noch nachreifen und müssen über den Restmüll entsorgt werden! Um einen erneuten Austrieb zu verhindern, kann die Pfahlwurzel wieder unterirdisch beschädigt oder durchtrennt werden. Haben sich im Herbst am Standort bereits neue Jungpflanzen gebildet, können diese leicht ausgegraben und als Grünschnitt entsorgt werden.

 

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Phänologie: Spätsommer – Die Erntezeit beginnt

Jedes Jahr aufs Neue wiederholt sich eine klare zeitliche Abfolge von Ereignissen wie dem Blühbeginn, der Fruchtreife oder der Laubfärbung bestimmter Pflanzenarten. Lückenlos dokumentiert, liefert die Phänologie somit wichtige Daten zur Veränderung des regionalen Klimas – davon profitieren zum Beispiel Landwirtinnen und Landwirte, die ihre anfallenden Arbeiten wie Aussaat und Ernte auf die entsprechenden Entwicklungen im Pflanzenreich anpassen können. Aber auch großräumige klimatische Veränderungen lassen sich mit phänologischen Daten abbilden. Pflanzenbestimmungen mit Flora Incognita helfen dabei, die Phänologie weltweit zu dokumentieren. Danke für Deinen Beitrag! Der phänologische Spätsommer dauert in Deutschland im Mittel übrigens nur etwa 18 Tage. Der offizielle Anzeiger dieser Jahreszeit ist die Pflückreife früher Apfelsorten, aber es gibt noch mehr zu entdecken!

Frühe Äpfel sind pflückreif

Der Weiße Klarapfel (Malus domestica) stammt aus Lettland und ist seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in Europa verbreitet. Die alte Sorte ist bekannt für seine frühe Reife ab Ende Juli und seine kurze Lagerfähigkeit: Schon nach etwa 2 Wochen sind die Früchte mehlig und verderben. Für den professionellen Anbau ist die Sorte deswegen nicht mehr relevant, aber in vielen Kleingärten findet man sie noch. Wir sind uns sicher: So mancher Apfelstrudel wird auch in diesem Jahr aus den ersten Klaräpfeln der Saison gebacken werden. Weitere frühreife Apfelsorten sind James Grieve, Julka, Paradis Katka, Piros und Retina.

Fruchtreife des Felsenbirne

Die Kupfer-Felsenbirne (Amelanchier lamarckii) stammt aus den USA, und ist aufgrund ihrer Blütenpracht im Frühjahr und der prächtigen Herbstfärbung als Ziergehölz sehr beliebt. Ihre Ende Juli reifenden, fast schwarzen und süßen Früchte können getrocknet wie Korinthen verwendet werden. Im Gegensatz zu den echten Korinthen, die getrocknete Weinbeeren der Rebsorte Korinthiaki (Schwarze Korinthe) sind, gehören die Felsenbirnen botanisch zu den Rosengewächsen. Die in Deutschland heimische Gewöhnliche Felsenbirne (Amelanchier ovalis) reift ebenfalls ab Juli. Viele Vögel lieben die kleinen, dunklen Früchte, aber sie eignen sich auch zur Herstellung von Marmelade oder Likör.

Vogelbeeren werden reif

Vogelbeeren sind die Früchte der Eberesche (Sorbus aucuparia). Sie reifen ab August, bis in den Frühherbst hinein. Botanisch gehören sie zu den Kernobstgewächsen – wenn Du Dir eine Frucht ganz genau anschaust, wirst Du erkennen, dass sie aussieht wie ein winziger Apfel! Vogelbeeren hängen oft den ganzen Winter hinweg in Büscheln am Baum, und sind in dieser Zeit eine wichtige Nahrung für Singvögel. Wusstest Du? Überreife Früchte entwickeln durch die anaerobe Gärung der Zuckerbestandteile unter Umständen erhebliche Alkoholgehalte! Aber selbst einen Blutalkoholwert von umgerechnet 3‰ können beispielsweise Stare oder der Seidenschwanz ohne Probleme vertragen. Sowohl ihr Verdauungstrakt als auch ihr Metabolismus ist auf diesen Effekt angepasst.“

Die Besenheide blüht

Der Spätsommer ist auch die Zeit, in der die Besenheide (Calluna vulgaris) zu blühen beginnt. Dieser immergrüne Zwergstrauch kann bis zu 40 Jahre alt werden und bis zu einem Meter hoch – vorausgesetzt, sein Wachstum verläuft ungestört. Die weiß – purpurfarbenen, 1-4 mm langen Blüten sitzen in traubigen Blütenständen und liefern reichlich Nektar für viele Wildbienen, Schmetterlinge und Honigbienen. Liebhaber:innen von Heidehonig schätzen sein herbes Aroma und geleeartige Konsistenz. In vielen Blumenkästen finden sich Zuchtformen der Besenheide in einer Vielzahl von Farben, und auch Varianten, die diese Farben über Wochen erhalten. Achtung, dabei handelt es sich um sogenannte Knospenblüher, die ihre Blüten nie öffnen – sie sind unerreichbar für Bienen und andere Insekten!

 

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Pflanzen an Fließgewässern

Fließgewässer sind ein bedeutender ökologischer Lebensraum. Die hier lebenden Pflanzen sind angepasst an den ganzjährigen Einfluss des Süßwassers. Die Qualität des fließenden Wassers, die Vielfalt der Strömung und die Dynamik des Wasserstandes prägen entscheidend die Ausstattung des Ökosystems: Je reichhaltiger die Ausstattung, desto größer ist die Vielfalt der Pflanzen und Tiere.

Am Wasser
Am Rand des Gewässers und auf Auflandungen gedeihen Arten vieler Pflanzenfamilien. Häufig sind schmale lange Blätter ausgebildet. Bekannte Vertreter sind die Gelbe Schwertlilie (Iris pseudacorusoder die Bach-Nelkenwurz (Geum rivale), die bereits im späten Frühjahr blühen. Ab Juni bis in Anfang September ist der Blutweiderich (Lythrum salicaria) und das Echte Mädesüß (Filipendula ulmaria) zu finden. Im Röhricht wachsen Ästiger Igelkolben (Sparganium erectum) und Schmalblättriger Rohrkolben (Typha angustifolia). Im feuchten Ufersaum an Land sind Arten der Feuchtgebiete anzutreffen, wie zum Beispiel Sumpf-Ziest (Stachys palustris).

Unter Wasser
Im Gewässer wachsen die Wasserpflanzen. Sie wurzeln im Gewässerboden und bilden Blätter im Wasser. Die Blüten und die Schwimmblätter treten aber an die Oberfläche. Im Frühjahr bei kühlen Temperaturen in den Bächen und Flüssen bemerkt man noch nicht sehr viel von den Pflanzen. Im weiteren Verlauf des Jahres sind aber Blätter und Blüten zu entdecken. Eine wichtige Art ist der Flutende Hahnenfuß (Ranunculus fluitans), der eine komplette Pflanzengesellschaft charakterisiert. Weitere Arten im Wasser sind das Gewöhnliche Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia),  Wassersterne (Callitriche), oder Laichkraut-Arten wie das Schwimmende Laichkraut (Potamogeton natans)

Schutz der Lebensräume
Lebensräume am und im Gewässer sind empfindliche und gefährdete Lebensräume. Durch Befestigung der Ufer und der Gewässersohle, Überdüngung, Entwässerung, Begradigung, Niedrigwasser und fehlerhafte Unterhaltung ist die Vielfalt beeinträchtigt. Für eine Aufwertung und Schutz der empfindlichen Lebensräume an Fließgewässern macht sich der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) stark. Der Landesverband Sachsen e.V. untersucht in einem Projekt der Mehrwert-Initiative „Nachhaltig aus der Krise“ des Sächsischen Ministeriums für Energie, Klimaschutz, Landwirtschaft und Umwelt Potentiale für die Fließgewässer 2.Ordnung im ländlichen Raum des Freistaates. Abschließend wird eine Handlungsempfehlung für Eigentümer, Anlieger, Naturschutzverbände und engagierte Bürger:innen zusammengestellt.

Weitere Informationen sind unter folgendem Link zu finden: https://www.bund-sachsen.de/wasser/

 

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