Phänologie: Spätsommer – Die Erntezeit beginnt

Jedes Jahr aufs Neue wiederholt sich eine klare zeitliche Abfolge von Ereignissen wie dem Blühbeginn, der Fruchtreife oder der Laubfärbung bestimmter Pflanzenarten. Lückenlos dokumentiert, liefert die Phänologie somit wichtige Daten zur Veränderung des regionalen Klimas – davon profitieren zum Beispiel Landwirtinnen und Landwirte, die ihre anfallenden Arbeiten wie Aussaat und Ernte auf die entsprechenden Entwicklungen im Pflanzenreich anpassen können. Aber auch großräumige klimatische Veränderungen lassen sich mit phänologischen Daten abbilden. Pflanzenbestimmungen mit Flora Incognita helfen dabei, die Phänologie weltweit zu dokumentieren. Danke für Deinen Beitrag! Der phänologische Spätsommer dauert in Deutschland im Mittel übrigens nur etwa 18 Tage. Der offizielle Anzeiger dieser Jahreszeit ist die Pflückreife früher Apfelsorten, aber es gibt noch mehr zu entdecken!

Frühe Äpfel sind pflückreif

Der Weiße Klarapfel (Malus domestica) stammt aus Lettland und ist seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in Europa verbreitet. Die alte Sorte ist bekannt für seine frühe Reife ab Ende Juli und seine kurze Lagerfähigkeit: Schon nach etwa 2 Wochen sind die Früchte mehlig und verderben. Für den professionellen Anbau ist die Sorte deswegen nicht mehr relevant, aber in vielen Kleingärten findet man sie noch. Wir sind uns sicher: So mancher Apfelstrudel wird auch in diesem Jahr aus den ersten Klaräpfeln der Saison gebacken werden. Weitere frühreife Apfelsorten sind James Grieve, Julka, Paradis Katka, Piros und Retina.

Fruchtreife des Felsenbirne

Die Kupfer-Felsenbirne (Amelanchier lamarckii) stammt aus den USA, und ist aufgrund ihrer Blütenpracht im Frühjahr und der prächtigen Herbstfärbung als Ziergehölz sehr beliebt. Ihre Ende Juli reifenden, fast schwarzen und süßen Früchte können getrocknet wie Korinthen verwendet werden. Im Gegensatz zu den echten Korinthen, die getrocknete Weinbeeren der Rebsorte Korinthiaki (Schwarze Korinthe) sind, gehören die Felsenbirnen botanisch zu den Rosengewächsen. Die in Deutschland heimische Gewöhnliche Felsenbirne (Amelanchier ovalis) reift ebenfalls ab Juli. Viele Vögel lieben die kleinen, dunklen Früchte, aber sie eignen sich auch zur Herstellung von Marmelade oder Likör.

Vogelbeeren werden reif

Vogelbeeren sind die Früchte der Eberesche (Sorbus aucuparia). Sie reifen ab August, bis in den Frühherbst hinein. Botanisch gehören sie zu den Kernobstgewächsen – wenn Du Dir eine Frucht ganz genau anschaust, wirst Du erkennen, dass sie aussieht wie ein winziger Apfel! Vogelbeeren hängen oft den ganzen Winter hinweg in Büscheln am Baum, und sind in dieser Zeit eine wichtige Nahrung für Singvögel. Wusstest Du? Überreife Früchte entwickeln durch die anaerobe Gärung der Zuckerbestandteile unter Umständen erhebliche Alkoholgehalte! Aber selbst einen Blutalkoholwert von umgerechnet 3‰ können beispielsweise Stare oder der Seidenschwanz ohne Probleme vertragen. Sowohl ihr Verdauungstrakt als auch ihr Metabolismus ist auf diesen Effekt angepasst.“

Die Besenheide blüht

Der Spätsommer ist auch die Zeit, in der die Besenheide (Calluna vulgaris) zu blühen beginnt. Dieser immergrüne Zwergstrauch kann bis zu 40 Jahre alt werden und bis zu einem Meter hoch – vorausgesetzt, sein Wachstum verläuft ungestört. Die weiß – purpurfarbenen, 1-4 mm langen Blüten sitzen in traubigen Blütenständen und liefern reichlich Nektar für viele Wildbienen, Schmetterlinge und Honigbienen. Liebhaber:innen von Heidehonig schätzen sein herbes Aroma und geleeartige Konsistenz. In vielen Blumenkästen finden sich Zuchtformen der Besenheide in einer Vielzahl von Farben, und auch Varianten, die diese Farben über Wochen erhalten. Achtung, dabei handelt es sich um sogenannte Knospenblüher, die ihre Blüten nie öffnen – sie sind unerreichbar für Bienen und andere Insekten!

 

Dieser Artikel wurde im Sommer 2023 in der Flora-Incognita-App als Story angezeigt. In der App findest Du jederzeit spannende Informationen zu Pflanzen, Ökologie, Artenkenntnis, sowie Tipps und Tricks zum Pflanzenbestimmen. Schau‘ doch mal rein!