Phänologie: Frühsommer
Phänologische Jahreszeit: Frühsommer
Komm, lieber Mai, und mache die Bäume wieder grün! Der Text zur vielbesungenen Volksweise stammt aus dem Jahr 1771 – die Natur war damals wohl noch nicht so „weit“ wie heute. Dieses Beispiel verdeutlicht, warum das alljährliche Dokumentieren der Lebenszyklen der Pflanzen (=Phänologie) wichtige Daten zur Veränderung des Klimas liefert. Der Frühsommer beginnt, wenn der Schwarze Holunder oder die Robinie zu blühen beginnen. In seinem Verlauf ist er gekennzeichnet von der Blüte der Gräser – Allergiker:innen haben nun eine besonders anstrengende Zeit vor sich. Wenn die Sommer-Linde blüht oder die Johannisbeeren reif sind, beginnt die nächste phänologische Jahreszeit: Der Spätsommer. Wusstest Du? Wenn Du Pflanzen mit Flora Incognita bestimmst, trägst Du zum weltweiten phänologischen Monitoring bei!
Schwarzer Holunder – Sambucus nigra
Der Schwarze Holunder oder auch „Holderbusch“ oder „Holler“ gehört zu den häufigsten Sträuchern Mitteleuropas. Seine Blüten, die botanisch zu den Schirmrispen gehören, sind beliebte Zutaten für Schmalzgebäck oder Sirup. Der charakteristische Geruch der Blüten findet sich übrigens auch, wenn man ein Blatt zwischen den Fingern zerreibt. Achtung: Die Blätter, Rinde und unreifen Beeren enthalten Pflanzengifte, die Verdauungsstörungen verursachen können. Holundersträucher können etwa 100 Jahre alt werden. Am sterbenden Holz kann man mit etwas Glück einen interessanten Pilz finden: Das Judasohr. Der Speisepilz ist, wie sein asiatischer Bruder Mu-Err, als Suppeneinlage sehr beliebt.
Robinie – Robinia pseudoacacia
Die Robinie, auch als Schein-Akazie oder Silberregen bekannt, ist ein Baum aus Nordamerika, der in Europa als etabliert gilt. Die gefiederten Blätter und zumeist bedornten Zweige erinnern an Akazienbäume, woraus sich auch der wissenschaftliche Artname ableitet: Robinia pseudoacacia. Der Gattungsname Robinia geht auf Jean Robin zurück, dem Hofgärtner mehrerer Könige Frankreichs, der diese Bäume in Frankreich einführte. Zwei der Robinien, die Jean Robin Anfang des 17. Jahrhunderts im Pariser Botanischen Garten gepflanzt hatte, leben noch heute und gehören nun zu den ältesten Bäumen von Paris. Aber die Pflanzen sind nicht nur historisch interessant: Die weißen Blüten sind wegen ihres hohen Nektargehalts für Bienen interessant und Grundlage für den beliebten „Akazienhonig“
Blutroter Hartriegel – Cornus sanguinea
Der Blutrote Hartriegel blüht weiß – sein Trivialname leitet sich von der intensiven Rotfärbung seiner Herbstblätter ab. Auch die Rinde junger Pflanzentriebe ist blutrot. Man nennt ihn auch Hundsbeere oder Roter Hornstrauch. Er blüht von Mai bis Juni – allerdings setzen einige Exemplare auch im Spätsommer eine zweite Blüte an – dann finden sich Blüten und fast reife Beeren zeitgleich an einem Busch. Die Insekten freut’s, denn die nektarreichen Blüten sind eine beliebte Bienenweide. Aber auch für Menschen ist der Blutrote Hartriegel eine nützliche Ressource: Er gedeiht auf vielen Standorten und kann zur Befestigung von problematischen Hängen gepflanzt werden. Seine Beeren eigen sich zur Verarbeitung für Fruchtsaft und Marmelade und das harte, zähe und feste Holz eignet sich zum Drechseln.
Dieser Artikel wurde im Frühjahr 2023 in der Flora-Incognita-App als Story angezeigt. In der App findest Du jederzeit spannende Informationen zu Pflanzen, Ökologie, Artenkenntnis, sowie Tipps und Tricks zum Pflanzenbestimmen. Schau‘ doch mal rein!