Phänologie: Vollfrühling – Blühende Bäumen und grünende Zweige

Phänologische Jahreszeit: Vollfrühling

Jedes Jahr entfaltet sich die Natur in einem wiederkehrenden Muster. Diese Phasen werden als phänologische Jahreszeiten bezeichnet und sind ein wichtiges Element der Klimaforschung – denn der Klimawandel verändert die Faktoren, die dafür sorgen, wann eine Pflanze blüht, ihre Blätter entfaltet, Früchte ausbildet oder das Laub abwirft. Die Beobachtungsdaten, die wir über die Pflanzenbestimmungen mit Flora Incognita sammeln, dienen beispielsweise dazu, zu erfassen, wie sich diese Muster im Großen wie im Kleinen verändern. Damit können Forscher:innen weltweit beispielsweise Klimamodelle noch genauer machen. Jede Bestimmung (mit Standort) zählt!
Der Vollfrühling hält dann Einzug, wenn Apfelbäume und Fliederbüsche blühen und Eichen, Hainbuchen, Weinreben, Eschen und Stieleichen ihre Blätter entfalten. Zeit für eine Entdeckungsreise mit Flora Incognita!

Apfelbaum – Malus sylvestris / Malus domestica

Der Beginn der Apfelblüte wird schon seit vielen Jahren u. a. vom Deutschen Wetterdienst protokolliert und ist ein deutlicher Anzeiger für den immer früher eintreffenden Frühling.
Den Kulturapfel (Malus domestica) haben wir mit der botanischen Wildform des Holzapfels (Malus sylvestris)in einem Aggregat zusammengefasst – die Zuchtformen lassen sich anhand der Blüte nicht unterscheiden. Wusstest Du, dass der Kulturapfel aus Asien stammt und erst über Handelswege in Europa etabliert wurde? Heute gibt es in Deutschland ungefähr 1.500 Sorten, von denen aber nur etwa 60 wirtschaftlich bedeutend sind – viele Supermärkte beschränken ihr Angebot sogar auf weniger als 10 Sorten.

Gewöhnlicher Flieder – Syringa vulgaris

Mit seinen intensiv duftenden, lilafarbenen oder weißen Blüten ist der Flieder das Highlight vieler Gärten. Im Französischen heißt er „Lilas commun“ – und ist der Namensgeber der hellvioletten Farbe Lila. Der 2-6 m hohe Strauch oder kleine Baum stammt aus Südosteuropa und Vorderasien und bevorzugt natürlicherweise lichte Wälder. 2013 wurde er in Deutschland als „invasiv“ eingestuft, da er sich über Ausläufer und Gartenabfälle rasch verbreitet und auf Trockenstandorten empfindlichen Arten wertvolles Licht, Wasser und Raum nimmt.

Gewöhnliche Knoblauchsrauke – Alliaria petiolata

Der Name lässt es vermuten: Die Blätter dieser Pflanzen riechen nach Knoblauch. Unter Kräutersammler:innen wird sie immer beliebter, aber auch Bienen, Fliegen, Schwebfliegen und einige Käferarten bedienen sich gern an dem frei verfügbaren Nektar der weißen Blüten. Sie ist von Europa bis Asien und Nordafrika verbreitet und kommt mittlerweile auch als Neophyt in Nord- und Südamerika vor. Als Pflanze der Laubwälder mag sie schattige, nährstoffreiche Böden – deswegen findet man sie auch sehr häufig in Städten, an Hecken, Mauern und Wegen. Gut gewaschen ist sie ein aromatisches Beikraut von Salaten – aber beim Kochen verliert sich das Aroma. Übrigens: Auch die schwarzen Samen sind scharf! Du kannst sie wie Pfefferkörner verwenden. 

Gewöhnliche Himbeere – Rubus idaeus

Mit der Blüte der Himbeeren endet der phänologischen Vollfrühling. Botaniker:innen klassifizieren sie als plurienn-pollakanthen, mesomorphen Pseudophanerophyten. Sie meinen damit: Die Art ist mehrjährig, blüht und fruchtet mehrfach in ihrem Leben und bildet einen Scheinstrauch aus: Die oberirdischen Teile sterben nach spätestens zwei Jahren ab – die Erneuerung geschieht permanent aus unterirdischen Rhizomen. Ihre Blüten, die meist bis Juli gebildet werden, sind reich an Pollen und Nektar – dieser hat einen Zuckergehalt von 46 %! Aber nicht nur Bienen (und Menschen) erfreuen sich an Himbeeren: 54 verschiedene Arten von Schmetterlingsraupen fressen gern ihre Blätter!

Dieser Artikel wurde im Frühjahr 2023 in der Flora-Incognita-App als Story angezeigt. In der App findest Du jederzeit spannende Informationen zu Pflanzen, Ökologie, Artenkenntnis, sowie Tipps und Tricks zum Pflanzenbestimmen. Schau‘ doch mal rein!