Krokusse im Herbst? Die Herbst-Zeitlose im Portrait.

Ein zarter Herbst-Bote
Etwa 100 Arten zählt die der Familie der Zeitlosengewächse (Colchicaceae). Der wahrscheinlich bekannteste Vertreter ist die Herbst-Zeitlose (Colchicum autumnale), die mit ihren hell-violetten Blüten im Spätsommer bis Herbst für so manchen letzten blühenden Farbtupfer auf unseren Wiesen sorgt. Daher auch der Name, der den Beginn der Herbstzeit „lost“ (vorhersagt). Nicht selten werden sie von Passant:innen für Herbstkrokusse (Crocus sp.) gehalten, aber diese gehören einer ganz anderen Pflanzenfamilie an, den Schwertliliengewächsen (Iridaceae).
6 Staubblätter oder 3?
Die Herbst-Zeitlose ist eine krautige, äußerst giftige Pflanze, aus deren Sprossknolle ein bis fünf Blüten treiben. Im Allgemeinen sind diese mit etwa 20 cm Länge deutlich größer als Krokusse. Wer schnell und sicher wissen will, was man vor sich hat, zählt die Staubblätter. Die Herbst-Zeitlose hat sechs davon, ein Krokus nur drei.
Herbst-Zeitlose treiben Blätter ohne Blüten
Krokusse treiben ihre Blüten zusammen mit ihren Blättern aus. Die Blätter der Herbst-Zeitlose findet man hingegen vor allem im Frühsommer, immer ohne Blüten. Hier kann es zu einer ganz anderen, gefährlichen Verwechslung kommen: Die teilen sich ihren Standort nicht selten mit dem gern gesammelten (und verzehrten) Bärlauch (Allium ursinum). Wie man im Frühjahr vermeidet, Bärlauch mit anderen Pflanzen zu verwechseln, kannst Du hier nachlesen: So kannst Du Bärlauch sicher von Maiglöckchen, Herbst-Zeitlose, Aronstab und Salomonsiegel unterscheiden

Dieser Artikel wurde im Herbst 2023 in der Flora-Incognita-App als Story angezeigt. In der App findest Du jederzeit spannende Informationen zu Pflanzen, Ökologie, Artenkenntnis, sowie Tipps und Tricks zum Pflanzenbestimmen. Schau‘ doch mal rein!

Phänologie: Vollherbst

Ein Blick in die Natur zeigt: Reife Kornelkirschen liegen auf dem Boden und die Herbst-Zeitlosen sind verblüht. Eine neue phänologische Jahreszeit beginnt: Der Vollherbst. Vielleicht beschert er uns einen „Goldenen Oktober“ mit vielen warmen Tagen, aber das Wetter ist kein Anzeiger der Phänologie. Diese beachtet den alljährlich gleich ablaufenden Entwicklungszyklus von Pflanzen, und so ist der Vollherbst bestimmt durch die Fruchtreife der Stiel-Eiche, dann folgen späte Birnensorten und Weinreben. Der Höhepunkt ist die Laubfärbung der Rosskastanie. Das Ende des Vollherbstes tritt ein, wenn sich das Laub von Rot-Buche und Stiel-Eiche verfärbt und beginnt zu fallen. Im Mittel dauert der Vollherbst vom 17. September bis zum 19. Oktober.

Eicheln

Die Stiel-Eiche (Quercus robur) gehört zur Familie der Buchengewächse. Sie ist in Europa weit verbreitet und verträgt sowohl (kurze) Staunässe als auch Trockenphasen. Entsprechend findet man sie sowohl im Tiefland als auch auf Höhen von bis zu 100 m NHN. Im April-Mai blüht die Stiel-Eiche, und spätestens dann erkennt man auch ihr namensgebendes Element: Die Blüten (und später die Eicheln) sitzen an 4-6 cm langen Stielen. Eicheln sind eine wichtige Nahrungsquelle für viele Vogel- und Säugetierarten (Eichelhäher, Eichhörnchen!)

Späte Birnensorten

Äpfel und Birnen zu vergleichen ist selten eine gute Idee, aber eines kann man ganz gut sagen: Birnen (Pyrus communis) brauchen mehr Wärme als Äpfel, um ihr volles Aroma zu entfalten. Frühe Birnensorten müssen schnell verzehrt werden und sind nicht lagerfähig. Die im Herbst reifenden Früchte können – je nach Sorte – bis über den Winter gelagert werden. Klassische aromatische Birnensorten sind Conférence und Gellerts Butterbirne. Unter den Neuheiten punktet die ertragreiche Sorte „David“ mit festen, süßen, saftigen Früchten und einem Reifezeitpunkt von Anfang bis Mitte Oktober.

Weintrauben

Die Weinrebe (Vitis vinifera) ist die Heilpflanze des Jahres 2023, denn ihre Früchte (Weinbeeren) sind reich an sekundären Pflanzeninhaltsstoffen. Diese sind vor allem in den Kernen der Beeren konzentriert. Man findet sie aber auch in der Schale und im Laub roter Trauben. Ob eine Traube reif zur Ernte ist, erkennt man daran, dass alle ihre Beeren verfärbt sind und die Fruchtstiele verholzt. Außerdem sind in den Beeren die Kerne braun und nicht mehr cremefarben, und sie lösen sich leicht vom umgebenden Fruchtfleisch. Die Trauben werden am besten mit einer Schere komplett vom Trieb abgeschnitten und sind im Kühlschrank bis zu 14 Tage lang haltbar – wenn verdorbene Beeren zuvor entfernt wurden.

Rosskastanie
Es gibt mehrere Arten der Gattung Rosskastanie, phänologisch interessant ist die Gewöhnliche Rosskastanie Aesculus hippocastanum. Übrigens: Die Edelkastanie, Castanea sativa, von der die leckeren Maroni stammen, ist mit den Rosskastanien nicht verwandt! Die Rosskastanie stammt aus den Mittelgebirgen des Balkans und wird in Mitteleuropa seit dem 16. Jahrhundert als Straßenbaum verbreitet angepflanzt. Weissblühende Rosskastanien leiden oft unter dem Befall der Miniermotte. Dieser führt zu einem vorzeitigen Welken und Abfallen der Blätter im August bis Anfang September. Wenn Du die Laubfärbung der Rosskastanie als Anzeiger für Phänologie dokumentieren möchtest, nutze also bitte gesunde Bäume.

 

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#Krautschau im Frühherbst: Ritzenrebellen in der Stadt

Krautschau – auch im Herbst!

Klein(st)e Pflanzen in Pflasterritzen, Mauern, am Wegrand oder in dunklen Fugen – sie bilden wertvolle Korridore, in denen Insekten und andere Kleinstlebewesen Nahrung und Lebensraum finden. Sie kühlen den Boden, binden Staub und führen über ihre Wurzeln Oberflächenwasser ins Erdreich ab. Damit leistet das “Unkraut” einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas. Möchtest Du einen wissenschaftlichen Beitrag leisten und kartieren, was in Deiner Stadt, in Deinem Dorf in Mauern und Ritzen gedeiht? Bis zu 550 Arten sind das deutschlandweit! Schalte in den Einstellungen der Flora-Incognita App mit dem Code KRA VT5 HAV das Krautschau-Projekt frei, und gib jeder relevanten Beobachtung das Stichwort „Krautschau“ mit. Mehr zum Projekt findest Du auf unserer Webseite. Danke! Und nun schauen wir uns eine kleine Auswahl dessen an, was bei einer kurzen Runde durch Jena in Thüringen zu finden war.

Weiße Taubnessel
Taubnesseln sind nicht mit der Brennnessel verwandt. Sie gehören zu den Lippenblütlern und haben keine Brennhaare auf den Blättern. Die Weiße Taubnessel (Lamium album) kann, wenn sie sich nicht in kleine Ritzen pressen muss, fast einen Meter groß werden. Die Pflanze ist ein Dauerblüher: Von April bis in den Oktober hinein bilden sich die typischen Blüten, die beliebt bei Bienen und Hummeln sind.  Aus der Blüte entstehen später sogenannte Klausenfüchte. Sie besitzen ein weißliches Ölkörperchen (Elaiosom), welches Ameisen unwiderstehlich finden. Sie sorgen somit für eine verlässliche Verbreitung der Pflanze an neue Standorte. Zudem breitet sich die Weiße Taubnessel auch noch durch Ausläufer aus.

 

Gehörnter Sauerklee
Oxalis corniculata wird auch als Horn-Sauerklee bezeichnet. Seine gelben Blüten öffnen sich nur bei direktem Sonnenlicht, von Mai bis Oktober. Typisch sind zudem die rot anlaufenden Blätter und Stängel. Diese Einfärbung dient zum Schutz vor UV-Strahlung. Die Pflanze stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, ist aber heute nahezu weltweit verbreitet. Sie bildet im Jahresverlauf dichte Kissen, weshalb sie im Garten- und Landschaftsbau sowohl zur schnellen Begrünung geschätzt, als auch als Unkraut geächtet ist. Wer sich an ihr stört: Bald ist sie nicht mehr zu sehen. Sie ist frostempfindlich und stirbt mit den ersten kalten Nächten oberflächlich ab. Aus ihrer tiefen Pfahlwurzel wird sie dann erst im Frühjahr erneut austreiben.

 

Gewöhnliche Wegwarte
Die Gewöhnliche Wegwarte (Cichorium intybus) gehört zu den Korbblütlern und wächst auf nährstoffreichen, trockenen Böden – häufig an Wegrändern. Bekannt sind ihre Zuchtformen: Chicorée, Zuckerhut, Radicchio sind einige davon. Manche kennen vielleicht auch noch Landkaffee, den Bohnenkaffee-Ersatz aus Wurzelzichorie. Ihre himmelblauen Blüten, die sich nur am Vormittag öffnen, sollen die blauen Augen eines verwandelten Burgfäuleins sein, welches auf die Rückkehr ihres Liebsten von den Kreuzzügen wartet. Manche sehen in ihr auch die „Blaue Blume“ der Romantik, ein zentrales Symbol für Sehnsucht und Liebe. Im Mittelalter sagte man ihr nach, sie würde den Träger unverwundbar machen. Heute wäre es zumindest schön, sie ab und an noch blühend sehen zu dürfen.

 

Rote Schuppenmiere
Die Rote Schuppenmiere (Spergularia rubra) gehört zu den Nelkengewächsen. Sie mag es lehmig und ist ein Anzeiger für verdichteten Boden. Die kleine krautige Pflanze blüht von Mai bis September und bestäubt sich selbst, manchmal wird sie aber auch von Fliegen angeflogen. Sie bildet von Juli bis Oktober Samenkapseln, in denen verschiedenen Rüsselkäferlarven heranwachsen – wie zum Beispiel *Sibinia variata*, der Sandfarbene Schuppenmierenrüssler. Dieser ist in Deutschland gefährdet, und je nach Region sogar schon ausgestorben.

 

 

Blutrote Fingerhirse
Fast weltweit verbreitet ist die Blutrote Fingerhirse (Digitaria sanguinalis). Sie gehört zu den Fingerhirsen, und damit auch zu den Süßgräsern. Je nach Standort kann sie bis zu 80 cm groß werden. Sie gehört, wie auch Mais und Zuckerrohr, zu den C4-Pflanzen, die eine effizientere Form der Fotosynthese betreiben. Bei der Fotosynthese werden aus Kohlenstoffdioxid und Wasser unter Einfluss von Lichtenergie Sauerstoff und Zucker gebildet. Bei C4-Pflanzen gibt es hierfür zwei verschiedene Zelltypen. In Zellen des Blattgewebes wird zunächst CO2 aufgenommen und gespeichert. Dadurch wird das zentrale Enzym der anschließenden Umwandlung in Zucker stets mit ausreichend CO2 versorgt – auch dann, wenn die Spaltöffnungen aufgrund von Trockenheit oder Hitze geschlossen sind.

Kleines Liebesgras
Das Kleine Liebesgras (Eragrostis minor) ist ein typischer Krautschau-Fund, denn dieses Süßgras gehört zu den ruderalen Trittpflanzengesellschaften und ist vor allem in Städten verbreitet. Wer genau hinsieht, kann erkennen, dass das Blatthäutchen bei diesem Gras als Haarsaum ausgebildet ist. Das Kleine Liebesgras wurde aus dem Mittelmeerraum Ende des 18. Jahrhunderts nach Deutschland eingeschleppt und breitet sich seit dem rasch aus. Der Gattungsname setzt sich aus dem griechi­schen eros = Liebe und agrostis = Gras zusam­men.

 

 

Gewöhnlicher Natternkopf
Der Gewöhnliche Natternkopf (Echium vulgare) gehört zu den Borretschgewächsen und wächst meistens zweijährig: Im ersten Jahr bildet sich die am Boden liegende Blattrosette, und im Folgejahr der Blütenstand. Er wird, je nach Standort, 20 cm bis über einen Meter groß, und bildet eine entsprechend lange Pfahlwurzel aus. Er blüht von Mai bis Juli, aber häufig gibt es noch eine Spätblüte bis in den Oktober hinein. In den sogenannten Lippenblumen ist reichlich Nektar für Bestäuber vorhanden, und so kann man nicht nur Bienen und Schwebfliegen, sondern auch über 40 Schmetterlingsarten an seinen Blüten beobachten.

 

 

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Heilpflanze des Jahres 2023: Die Weinrebe

Sonnenhungrige Kletterpflanze

Im Weinbau werden einige Hundert Rebsorten angebaut. Ihnen allen zugrunde liegt Vitis vinifera, die Weinrebe. Acht- bis zehntausend Sorten gibt oder gab es von ihr, und allen gemein ist, dass sie mit Ranken Halt suchen und ihre Wurzeln tief ins Erdreich reichen, um Wasser aus großen Tiefen zu holen. Das macht sie trockenresistent und sonnenhungrig. Weinstöcke können bei guter Pflege 100 Jahre alt werden.

Gesundheitsfördernde Wirkstoffe

Die Früchte (Weinbeeren) sind reich an sekundären Pflanzeninhaltsstoffen, zum Beispiel den oligomeren Proanthocyanidinen (OPC). Diese sind vor allem in den Kernen der Beeren konzentriert, was beim Kauf von handelsüblichen kernlosen Trauben bedacht werden sollte. Man findet sie aber auch in der Schale und im Laub roter Trauben. Den Pflanzen dienen diese Stoffe vorrangig zum Schutz vor UV-Strahlung und Parasiten. Im menschlichen Körper zeigen sie antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften, und es wurde nachgewiesen, dass OPC in bestimmten Dosen das Wachstum von Dickdarmkrebszellen hemmen. Für mehr Informationen hierzu sprichst Du am besten mit dem Arzt oder der Ärztin Deines Vertrauens.

Aber nicht nur die Früchte sind von Bedeutung: Im Frühjahr austretender Pflanzensaft (Rebwasser) ist in der Kosmetik eine beliebte Zutat, und in vielen (Arznei-)Küchen spielen auch die Weinblätter eine Rolle. Rote Weinblätter unterstützen Venenleiden, und im Frühsommer eingelegte Weinblätter sind ein Gemüse mit reichlich Ballaststoffen und Eiweiß, sowie Vitamin E und K, Folsäure und Mineralien.

Ein neues Abzeichen für Dich!

Wenn Du in diesem Jahr noch eine Weinpflanze findest und bestimmt, erhältst Du ein neues Abzeichen für Dein Profil: Für die Heilpflanze des Jahres 2023!

 

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