Heilpflanze des Jahres 2023: Die Weinrebe

Sonnenhungrige Kletterpflanze

Im Weinbau werden einige Hundert Rebsorten angebaut. Ihnen allen zugrunde liegt Vitis vinifera, die Weinrebe. Acht- bis zehntausend Sorten gibt oder gab es von ihr, und allen gemein ist, dass sie mit Ranken Halt suchen und ihre Wurzeln tief ins Erdreich reichen, um Wasser aus großen Tiefen zu holen. Das macht sie trockenresistent und sonnenhungrig. Weinstöcke können bei guter Pflege 100 Jahre alt werden.

Gesundheitsfördernde Wirkstoffe

Die Früchte (Weinbeeren) sind reich an sekundären Pflanzeninhaltsstoffen, zum Beispiel den oligomeren Proanthocyanidinen (OPC). Diese sind vor allem in den Kernen der Beeren konzentriert, was beim Kauf von handelsüblichen kernlosen Trauben bedacht werden sollte. Man findet sie aber auch in der Schale und im Laub roter Trauben. Den Pflanzen dienen diese Stoffe vorrangig zum Schutz vor UV-Strahlung und Parasiten. Im menschlichen Körper zeigen sie antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften, und es wurde nachgewiesen, dass OPC in bestimmten Dosen das Wachstum von Dickdarmkrebszellen hemmen. Für mehr Informationen hierzu sprichst Du am besten mit dem Arzt oder der Ärztin Deines Vertrauens.

Aber nicht nur die Früchte sind von Bedeutung: Im Frühjahr austretender Pflanzensaft (Rebwasser) ist in der Kosmetik eine beliebte Zutat, und in vielen (Arznei-)Küchen spielen auch die Weinblätter eine Rolle. Rote Weinblätter unterstützen Venenleiden, und im Frühsommer eingelegte Weinblätter sind ein Gemüse mit reichlich Ballaststoffen und Eiweiß, sowie Vitamin E und K, Folsäure und Mineralien.

Ein neues Abzeichen für Dich!

Wenn Du in diesem Jahr noch eine Weinpflanze findest und bestimmt, erhältst Du ein neues Abzeichen für Dein Profil: Für die Heilpflanze des Jahres 2023!

 

Dieser Artikel wurde im Herbst 2023 in der Flora-Incognita-App als Story angezeigt. In der App findest Du jederzeit spannende Informationen zu Pflanzen, Ökologie, Artenkenntnis, sowie Tipps und Tricks zum Pflanzenbestimmen. Schau‘ doch mal rein!

Invasive Pflanzen in Deutschland: Japanischer Staudenknöterich

Unterschätzte Problempflanze

So wie alle Lebewesen, versuchen auch Pflanzenarten, ihr Verbreitungsgebiet stets zu vergrößern. Dabei stoßen sie auf verschiedene natürliche Hindernisse, etwa wenn ihre Samen nur von wenigen Tieren transportiert werden können oder ihre Wachstumsbedingungen äußerst spezifisch sind. Der Mensch und die zunehmende Globalisierung hebeln diese natürlichen Faktoren vielerorts aus, und so kommt es, dass manche Pflanzen in Habitate eingebracht werden, die sie natürlicherweise nie erreicht hätten. So wie der Japanische Staudenknöterich (Reynoutria japonica). Etwa 1825 wurde er von Philipp Franz von Siebold, einem Arzt und Naturforscher, von einer Japanreise als Zier- und Futterpflanze in Europa eingeführt. Seitdem breitet er sich massiv aus und verursacht enorme wirtschaftliche und ökologische Schäden.

Bis zu 30 cm Wachstum pro Tag

Aus bis zu 2 m tief im Boden wachsenden Wurzelstöcken (Rhizomen) schießen im Frühjahr in „Nestern“ hohle Stängel (sogenannte Rameten), die an Bambus erinnern und einen Zuwachs von 10-30 cm pro Tag erreichen können. Diese bilden flächendeckende Bestände, in denen kaum eine andere Pflanze eine Chance hat. Später im Jahr biegen sie sich unter ihrem Gewicht, und beschatten mit ihren bis zu 20 cm langen Blättern den Boden so stark, dass selbst Gräser absterben. Weibliche Pflanzen blühen ab August weiß in rispigen Blütenständen. Ihr hoher Nektargehalt war einer der Hauptargumente für die Ansiedlung der Pflanze: Imker:innen schätzen sie als späte Bienenweide. Mit dem ersten Frost sterben die oberirdischen Pflanzenteile, und zurück bleiben kahle Böden, die äußerst anfällig für Erosion (Abtragung durch Wasser und Wind) sind.

Ausbreitung

In Europa und Nordamerika vermehrt sich der Japanische Staudenknöterich vor allem vegetativ über Klone. Die Verbreitung über Samen spielt hier nur eine untergeordnete Rolle. Neue Pflanzen entstehen schon aus kleinen Rhizomstücken, die sich leicht lösen und an neuen Standorten wieder ausschlagen. Typischerweise werden sie durch menschliche Einwirkung über Gartenabfälle oder Baustellenaushub verbreitet, oder von Fließgewässern mitgerissen. So kommt es, dass sich die Art vor allem entlang von Bachläufen sehr erfolgreich verbreitet.

Bekämpfung

Lange ging man davon aus, dass man, wie bei anderen invasiven Pflanzen auch, durch eine häufige Mahd die Pflanze ausreichend schwächen und eindämmen kann. Neuere Untersuchungen zeigen jedoch auf, dass selbst wiederholtes Mähen keine Erfolge bringt, und im Gegenzug sogar eher dazu führt, dass sich aus kleinsten Rhizomresten neue Bestände aufbauen. Aufwändig aber wirksam ist das mechanische Entfernen der Rhizome aus dem Erdreich, wobei die Reste nicht über die Biotonne entsorgt werden dürfen. Ebenfalls erfolgreich sind lokale Bekämpfungen der Rhizome mit Strom. Neben dem kontrollierten Einsatz von Herbiziden gibt es Versuche, Bestände vor dem Austrieb mit schwarzer Folie abzudecken, Untersuchungen, die sich mit dem Einsatz von heißem Wasserdampf zum Abtöten der Triebe beschäftigen, oder Experimente mit dem Ausbringen von dedizierten Fraßfeinden, wie dem Blattfloh Aphalara itadori. Eine Beweidung mit Heidschnucken oder Ziegen zeigte bislang keinen Erfolg.

 

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Phänologie: Frühherbst – Warme Tage, kühle Nächte

Die Hundstage liegen hinter uns, und damit die wärmste Zeit des Jahres. Nun stehen wir am Beginn einer neuen phänologischen Jahreszeit: dem Frühherbst.
Die phänologischen Jahreszeiten werden durch die folgenden pflanzlichen Entwicklungsstadien bestimmter Leitpflanzen charakterisiert: Blühbeginn, Blattentfaltung, Fruchtreife, Herbstlaubverfärbung und Laubfall. Der nun beginnende Frühherbst ist durch die Fruchtreife des Schwarzen Holunders und der Kornelkirsche gekennzeichnet. Schauen wir uns das genauer an und werfen einen Blick auf die weiteren Ereignisse, die uns in den nächsten (etwa) vier Wochen erwarten.

Holunderbeeren reifen

Der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) ist einer der häufigsten Sträucher in Mitteleuropa. Botanisch gehören die „Holunderbeeren“ zu den Steinfrüchten. Sie sind reich an Vitamin C und Kalium, und nach dem Kochen essbar. Roh verzehrt, reagieren manche Menschen durch den Gehalt an Pflanzengiften mit Übelkeit oder Erbrechen. In der Pflanzenheilkunde gilt ihr Saft als Mittel gegen Erkältung, Nieren- und Blasenbeschwerden und zur Stärkung von Herz und Kreislauf. Aber auch in der Küche finden die Früchte Verwendung: Als „Fliederbeerensuppe“ mit Grießklößchen oder Zwieback, als Gelee, Saft oder Obstwein- die Möglichkeiten sind zahlreich.

Leuchtend rote Kornelkirschen

Ein großer Strauch oder ein kleiner Baum? Beide Wuchsformen sind bei der Kornelkirsche (Cornus mas) anzutreffen. Alte Exemplare können 8 Meter groß werden und einen Stammdurchmesser von 45 cm erreichen. Ihre glänzend roten, etwa 2 cm langen Früchte gehören zu den Steinfrüchten und haben ein ebenfalls rotes, säuerliches Fruchtfleisch. Dieses enthält 70–125 mg je 100 g Vitamin C. Sie eignen sich zum Rohverzehr, Trocknen, Einfrieren, zum Verarbeiten zu Likör, Wein, Saft, Gelee und Konfitüre.

Die Herbst-Zeitlose blüht

Die Herbst-Zeitlose (Colchicum autumnale) ist eine krautige, äußerst giftige Pflanze, aus deren Sprossknolle ein bis fünf Blüten treiben. Man findet sie auf feuchten Wiesen oder in lichten Auwäldern. Die krokusähnlichen Blüten treiben ohne Blätter aus – diese wachsen bereits im Frühjahr und sind dem Bärlauch recht ähnlich. Mit etwa 20 cm Länge sind die blassrosa bis violetten Blüten deutlich größer als Krokusse (wovon es auch herbstblühende gibt). Wer schnell sicher sein will, zählt die Staubblätter. Die Herbst-Zeitlose hat sechs davon, ein Krokus nur drei.“

Sonnenblumen werden reif

Ab Ende August sind Sonnenblumen (Helianthus annuus) reif – vorausgesetzt, sie bekamen in ihren 150 Tagen Wachstumszeit ausreichend Sonne und Wasser. Du erkennst den richtigen Erntezeitpunkt an der Braunfärbung der Samen in der Korbmitte und daran, dass sie sich leicht daraus herauslösen lassen. Die Rückseite des Korbs ist dann ebenfalls braunschwarz. Am besten schneidest Du den ganzen Blütenkopf ab, und schüttelst anschließend die Samen heraus – bei hartnäckigen Fällen hilft eine kleine Bürste, um an die Saat heranzukommen. Gewaschen und trocken aufbewahrt, kannst Du sie anschließend schälen, rösten und selbst knabbern, oder (roh belassen) Wildtieren in der kalten Jahreszeit zur Verfügung stellen.

 

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Baum des Jahres 2023: Die Moor-Birke

Birken in Mitteleuropa

In Mitteleuropa sind vier Arten von Birken heimisch. Drei von ihnen bevorzugen Moorlandschaften: Die Zwergbirke (Betula nana), die Strauchbirke (Betula humilis), und die Moor-Birke (Betula pubescens). Die vierte Art, die Hänge-Birke (Betula pendula), ist im Gegensatz zu ihren Schwestern besonders trockenheitsresistent und somit an anderen Standorten weit verbreitet.  2023 wurde die Moor-Birke zum Baum des Jahres gekürt. Warum?

Moor-Birke
Die Moor-Birke ist ein Pionier, der baumfreie, rohe Böden schnell besiedeln kann. Dabei bevorzugt sie kalte und moorige Standorte, sowie viel Licht. Im Schutz seiner lichten Laubkrone können die späteren Waldbaumarten heranwachsen, und durch ihr geringes Alter macht sie bereits nach etwa 100 Jahren den bis dahin etablierten Arten Platz. In Hochmooren, an der Baumgrenze in den Alpen, oder auf Blockhalden in den Mittelgebirgen findet man jedoch auch Moor-Birken, die diese Standorte dauerhaft bewachsen, nicht in ihrer Rolle als Erstbesiedler. Diese Habitate sind von einer sehr großen Biodiversität gekennzeichnet, denn es gibt Käfer-, Zikaden-, Wanzen-, Wespen- und Schmetterlingsarten, die auf Moor-Birken und Moor-Birkenwälder spezialisiert sind. Zudem gehen verschiedene Birkenpilz- und Täublingarten gern mit Moor-Birken in Symbiose.

Baum des Jahres
Jedes Jahr ruft die „Baum des Jahres – Dr. Silvius Wodarz Stiftung“ eine bestimmte Baumart zum „Baum des Jahres“ aus. Diese Ausrufung hat das Ziel, ein besonderes Interesse sowohl an der ausgewählten Baumart, an Bäumen im Allgemeinen sowie den Anliegen des Natur- und Umweltschutzes zu wecken und zu fördern.  Die Moor-Birke wurde zum Baum des Jahres gewählt, um auf den Rückgang der Moore aufmerksam zu machen. Über 90 Prozent der ursprünglichen Moorflächen in Deutschland sind bereits entwässert, vor allem um landwirtschaftlich nutzbare Flächen zu gewinnen. Ursprüngliche Moor- Birkenmoorwälder gelten daher als stark gefährdet und sind inzwischen bundesweit gesetzlich geschützt.

Ein neues Abzeichen für Dich!

Wenn Du in diesem Jahr eine Moor-Birke mit Flora Incognita bestimmst, wirst Du mit dem Abzeichen „Baum des Jahres 2023“ belohnt!

 

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Invasive Pflanzen in Deutschland: Riesen-Bärenklau

Warum sind manche Neophyten problematisch?

Etwa 10 % der gebietsfremden Arten in Deutschland verursachen enorme ökologische und wirtschaftliche Schäden, weshalb man sie als „invasive Neophyten“ bezeichnet. Sie können Ernten schwächen, zu erhöhtem Pestizideinsatz führen und zudem Probleme in der Instandhaltung von Straßen, Wasser- und Schienenwegen machen. Im Naturschutz ist das Problem vor allem, dass diese invasiven Arten die vorhandenen Ressourcen im Lebensraum so für sich vereinnahmen, dass sie die ursprünglich vorhandenen, sensiblen Arten verdrängen. Das hat Auswirkungen auf Nahrungsketten, den Wasserhaushalt, die Bodenstruktur und nicht zuletzt die Stabilität des Ökosystems.

Riesen-Bärenklau

Heracleum mantegazzianum, der Riesen-Bärenklau oder auch Herkulesstaude, stammt aus dem Kaukasus und wurde schon im 19. Jahrhundert als botanische Attraktion nach Europa gebracht. Die drei bis fünf Meter hohe Pflanze besiedelt so ziemlich jeden Standort und vermehrt sich rasch über die etwa 50.000 Samen, die jedes Jahr gebildet werden. Diese sind schwimmfähig und bis zu 10 Jahre lang keimfähig. Unter seinen gigantischen Blättern kann kaum eine andere krautige Pflanze überleben. Gedeiht er an Flussufern, kommt es vermehrt zu Ufererosion, da seine Wurzeln weniger Haltungsvermögen haben als die ursprüngliche Vegetation. Auch für den Menschen ist die Pflanze gefährlich: Alle Pflanzenteile sind giftig! In Verbindung mit Sonnenlicht kann es bei Berührung der Pflanzen zu schweren verbrennungsähnlichen Erscheinungen (Blasen) und langwierigen allergischen Hautreaktionen führen.

Bekämpfung

Bei der Bekämpfung des Riesen-Bärenklaus empfiehlt es sich, Handschuhe und Schutzkleidung zu tragen! Die beste Zeit zum Bekämpfen ist das Frühjahr, nachdem die Pflanze im April-Mai ausgetrieben ist. Mit einem schrägen Spatenstich etwa 10-15 cm unter der Erdoberfläche wird die Pfahlwurzel vollständig durchtrennt. Der in der Erde verbleibende Teil kann so nicht wieder austreiben. Hat die Pflanze im Juni bereits Blüten angesetzt, können diese abgeschnitten werden. Achtung: Abgeschnittene Dolden können noch nachreifen und müssen über den Restmüll entsorgt werden! Um einen erneuten Austrieb zu verhindern, kann die Pfahlwurzel wieder unterirdisch beschädigt oder durchtrennt werden. Haben sich im Herbst am Standort bereits neue Jungpflanzen gebildet, können diese leicht ausgegraben und als Grünschnitt entsorgt werden.

 

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Phänologie: Spätsommer – Die Erntezeit beginnt

Jedes Jahr aufs Neue wiederholt sich eine klare zeitliche Abfolge von Ereignissen wie dem Blühbeginn, der Fruchtreife oder der Laubfärbung bestimmter Pflanzenarten. Lückenlos dokumentiert, liefert die Phänologie somit wichtige Daten zur Veränderung des regionalen Klimas – davon profitieren zum Beispiel Landwirtinnen und Landwirte, die ihre anfallenden Arbeiten wie Aussaat und Ernte auf die entsprechenden Entwicklungen im Pflanzenreich anpassen können. Aber auch großräumige klimatische Veränderungen lassen sich mit phänologischen Daten abbilden. Pflanzenbestimmungen mit Flora Incognita helfen dabei, die Phänologie weltweit zu dokumentieren. Danke für Deinen Beitrag! Der phänologische Spätsommer dauert in Deutschland im Mittel übrigens nur etwa 18 Tage. Der offizielle Anzeiger dieser Jahreszeit ist die Pflückreife früher Apfelsorten, aber es gibt noch mehr zu entdecken!

Frühe Äpfel sind pflückreif

Der Weiße Klarapfel (Malus domestica) stammt aus Lettland und ist seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in Europa verbreitet. Die alte Sorte ist bekannt für seine frühe Reife ab Ende Juli und seine kurze Lagerfähigkeit: Schon nach etwa 2 Wochen sind die Früchte mehlig und verderben. Für den professionellen Anbau ist die Sorte deswegen nicht mehr relevant, aber in vielen Kleingärten findet man sie noch. Wir sind uns sicher: So mancher Apfelstrudel wird auch in diesem Jahr aus den ersten Klaräpfeln der Saison gebacken werden. Weitere frühreife Apfelsorten sind James Grieve, Julka, Paradis Katka, Piros und Retina.

Fruchtreife des Felsenbirne

Die Kupfer-Felsenbirne (Amelanchier lamarckii) stammt aus den USA, und ist aufgrund ihrer Blütenpracht im Frühjahr und der prächtigen Herbstfärbung als Ziergehölz sehr beliebt. Ihre Ende Juli reifenden, fast schwarzen und süßen Früchte können getrocknet wie Korinthen verwendet werden. Im Gegensatz zu den echten Korinthen, die getrocknete Weinbeeren der Rebsorte Korinthiaki (Schwarze Korinthe) sind, gehören die Felsenbirnen botanisch zu den Rosengewächsen. Die in Deutschland heimische Gewöhnliche Felsenbirne (Amelanchier ovalis) reift ebenfalls ab Juli. Viele Vögel lieben die kleinen, dunklen Früchte, aber sie eignen sich auch zur Herstellung von Marmelade oder Likör.

Vogelbeeren werden reif

Vogelbeeren sind die Früchte der Eberesche (Sorbus aucuparia). Sie reifen ab August, bis in den Frühherbst hinein. Botanisch gehören sie zu den Kernobstgewächsen – wenn Du Dir eine Frucht ganz genau anschaust, wirst Du erkennen, dass sie aussieht wie ein winziger Apfel! Vogelbeeren hängen oft den ganzen Winter hinweg in Büscheln am Baum, und sind in dieser Zeit eine wichtige Nahrung für Singvögel. Wusstest Du? Überreife Früchte entwickeln durch die anaerobe Gärung der Zuckerbestandteile unter Umständen erhebliche Alkoholgehalte! Aber selbst einen Blutalkoholwert von umgerechnet 3‰ können beispielsweise Stare oder der Seidenschwanz ohne Probleme vertragen. Sowohl ihr Verdauungstrakt als auch ihr Metabolismus ist auf diesen Effekt angepasst.“

Die Besenheide blüht

Der Spätsommer ist auch die Zeit, in der die Besenheide (Calluna vulgaris) zu blühen beginnt. Dieser immergrüne Zwergstrauch kann bis zu 40 Jahre alt werden und bis zu einem Meter hoch – vorausgesetzt, sein Wachstum verläuft ungestört. Die weiß – purpurfarbenen, 1-4 mm langen Blüten sitzen in traubigen Blütenständen und liefern reichlich Nektar für viele Wildbienen, Schmetterlinge und Honigbienen. Liebhaber:innen von Heidehonig schätzen sein herbes Aroma und geleeartige Konsistenz. In vielen Blumenkästen finden sich Zuchtformen der Besenheide in einer Vielzahl von Farben, und auch Varianten, die diese Farben über Wochen erhalten. Achtung, dabei handelt es sich um sogenannte Knospenblüher, die ihre Blüten nie öffnen – sie sind unerreichbar für Bienen und andere Insekten!

 

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Pflanzen an Fließgewässern

Fließgewässer sind ein bedeutender ökologischer Lebensraum. Die hier lebenden Pflanzen sind angepasst an den ganzjährigen Einfluss des Süßwassers. Die Qualität des fließenden Wassers, die Vielfalt der Strömung und die Dynamik des Wasserstandes prägen entscheidend die Ausstattung des Ökosystems: Je reichhaltiger die Ausstattung, desto größer ist die Vielfalt der Pflanzen und Tiere.

Am Wasser
Am Rand des Gewässers und auf Auflandungen gedeihen Arten vieler Pflanzenfamilien. Häufig sind schmale lange Blätter ausgebildet. Bekannte Vertreter sind die Gelbe Schwertlilie (Iris pseudacorusoder die Bach-Nelkenwurz (Geum rivale), die bereits im späten Frühjahr blühen. Ab Juni bis in Anfang September ist der Blutweiderich (Lythrum salicaria) und das Echte Mädesüß (Filipendula ulmaria) zu finden. Im Röhricht wachsen Ästiger Igelkolben (Sparganium erectum) und Schmalblättriger Rohrkolben (Typha angustifolia). Im feuchten Ufersaum an Land sind Arten der Feuchtgebiete anzutreffen, wie zum Beispiel Sumpf-Ziest (Stachys palustris).

Unter Wasser
Im Gewässer wachsen die Wasserpflanzen. Sie wurzeln im Gewässerboden und bilden Blätter im Wasser. Die Blüten und die Schwimmblätter treten aber an die Oberfläche. Im Frühjahr bei kühlen Temperaturen in den Bächen und Flüssen bemerkt man noch nicht sehr viel von den Pflanzen. Im weiteren Verlauf des Jahres sind aber Blätter und Blüten zu entdecken. Eine wichtige Art ist der Flutende Hahnenfuß (Ranunculus fluitans), der eine komplette Pflanzengesellschaft charakterisiert. Weitere Arten im Wasser sind das Gewöhnliche Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia),  Wassersterne (Callitriche), oder Laichkraut-Arten wie das Schwimmende Laichkraut (Potamogeton natans)

Schutz der Lebensräume
Lebensräume am und im Gewässer sind empfindliche und gefährdete Lebensräume. Durch Befestigung der Ufer und der Gewässersohle, Überdüngung, Entwässerung, Begradigung, Niedrigwasser und fehlerhafte Unterhaltung ist die Vielfalt beeinträchtigt. Für eine Aufwertung und Schutz der empfindlichen Lebensräume an Fließgewässern macht sich der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) stark. Der Landesverband Sachsen e.V. untersucht in einem Projekt der Mehrwert-Initiative „Nachhaltig aus der Krise“ des Sächsischen Ministeriums für Energie, Klimaschutz, Landwirtschaft und Umwelt Potentiale für die Fließgewässer 2.Ordnung im ländlichen Raum des Freistaates. Abschließend wird eine Handlungsempfehlung für Eigentümer, Anlieger, Naturschutzverbände und engagierte Bürger:innen zusammengestellt.

Weitere Informationen sind unter folgendem Link zu finden: https://www.bund-sachsen.de/wasser/

 

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Blume des Jahres 2023: Die Kleine Braunelle

Blume des Jahres
Die Loki Schmidt Stiftung hat die Kleine Braunelle  zur Blume des Jahres 2023 gewählt, um auf den schleichenden Verlust zahlreicher Pflanzen- und Tierarten aufmerksam zu machen. Die Kleine Braunelle (Prunella vulgaris) wird zwischen 5 und 25 cm groß und erfreut Betrachter:innen mit kleinen, violetten Blüten. Auch wenn sie zierlich wirkt – sie überlebt auf oft gemähten Rasen und toleriert Fraß und Tritt von Weidevieh. Die einst häufige Wiesenblume teilt sich trotz aller Robustheit ein Schicksal mit vielen anderen Arten der Weiden, Wiesen und Wegränder: Ihre Bestände gehen stetig zurück.

Mehr Natur zulassen

Der schleichende Verlust der Arten zeigt sich am Beispiel der eigentlich häufigen Kleinen Braunelle besonders deutlich. Sie kommt an vielen Orten gut aus – nur nährstoffreich dürfen sie nicht sein. Werden Wiesen, Weiden und Wege gedüngt oder umliegende Landschaften überdüngt, hat das einen massiven Einfluß auf die Zusammensetzung der Artengemeinschaften: wenige wuchsfreudige Pflanzenarten, die besonders hoch und dicht wachsen, überwuchern die artenreichen, ehemals mageren Habitate. Noch kommt die Kleine Braunelle in allen Bundesländern vor und ist überall ungefährdet, jedoch wird in einigen Regionen Deutschlands ein Rückgang der Bestände deutlich, z. B. in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern.

Ein neues Abzeichen für Dich!

Findest und bestimmst Du eine Kleine Braunelle, winkt Dir als Belohnung ein neues Abzeichen für Dein Profil: Für die Blume des Jahres 2023.

 

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Heterophyllie: Eine Pflanze – unterschiedliche Blätter

Die Blätter einer Pflanze sind oft ein wesentliches Merkmal zur Artbestimmung: Das Blatt der Berg-Ulme (Ulmus glabra) hat einen gesägten Rand, die Blätter der Wilden Tulpe (Tulipa sylvestris) sind weich und unbehaart, und die Laubblätter des Gewöhnlichen Schneeballs (Viburnum opulus) sind immer gegenständig angeordnet. Es gibt viele Beispiele von Pflanzen, deren Blätter so unmissverständlich gleich aussehen, dass die dazugehörige Art sicher bestimmbar ist. Aber – das gilt nicht für alle Pflanzen! Manche Arten reagieren auf Umwelteinflüsse, indem sie bestimmte Merkmale ihrer Blattform verändern, z.B. die Größe der Blattfläche oder die Dichte der Blattnervatur.

„Blattmehrgestaltigkeit“ (Heterophyllie oder Blatt-Polymorphismus) bedeutet, dass an einer einzelnen Pflanze sehr unterschiedlich gestaltete Blätter vorkommen. Das geht soweit, dass es Kräuter gibt, die gleich mehrere sehr unterschiedliche Blattformen ausbilden können; so verschieden, dass man sie nicht derselben Art zuordnen würde. Ein besonderes Beispiel hierfür sind manche Arten der Gattung Ranunculus, Hahnenfuß. Der Wasser-Hahnenfuß (Gattung Ranunculus, Sektion Batrachium) beispielsweise besitzt zwei vollkommen verschiedene Blattformen: die haarfein zerteilten Blätter unter Wasser (Tauchblätter) und die grob dreiteilig zerschlitzten Schwimmblätter.

Um das Phänomen der Heterophyllie zu verstehen, muss man die Genetik der Pflanze betrachten. Der Wasser-Hahnenfuß hat einen Genotyp, also eine genetische Grundlage für die Ausbildung seiner Pflanzenmerkmale, aber zwei unterschiedliche Blatt-Phänotypen (Erscheinungsbilder). Durch jahrelange Forschung bis hin zur molekular-genetischen Ebene konnte bestimmt werden, welche Gene aktiviert werden müssen, damit die Ausbildung einer bestimmten Blattform gestartet werden kann. Auch die Rolle der pflanzlichen Wachstumshormone, deren Konzentrationen und Flüsse die finale Blattform bestimmen, wurde untersucht. Im Falle des Wasser-Hahnenfuß ist der ausgeprägte Blatt-Polymorphismus eine Anpassung an die Umwelt.

Es gibt aber auch Beispiele für Blatt-Polymorphismus, welche bis heute rätselhaft bleiben, da sie nicht durch Umweltanpassungen erklärbar sind: Unter den ersten heimischen Pflanzen, deren Blätter im Frühling aus dem Boden schießen, ist der Gold-Hahnenfuß (Ranunculus auricomus agg.). Das Besondere an dieser Artengruppe ist,  dass ein und dieselbe Pflanze vollkommen verschiedene Blattformen ausbildet, je nachdem, ob sie gerade aus dem Winterschlaf erwacht ist, ob sie blüht oder fruchtet.

Innerhalb eines pflanzlichen Individuums entsteht ein ganzer Blattzyklus, beginnend mit ziemlich kleinen und einfach dreiteiligen Blättern (Anfangsblätter), welche unmittelbar nach dem Winter austreiben. Etwa im April, wenn die Pflanze zu blühen beginnt, erscheinen die mehr oder weniger stark zerschlitzten Blattformen, die typischerweise zur Artbestimmung benutzt werden. Später im Jahr, wenn die Pflanze fruchtet, erscheinen wiederum weniger zerschlitzte Blattformen (Sommerblätter, Schlussblätter). Diese ähneln den Anfangsblättern, sind aber größer. Warum der Gold-Hahnenfuß eine solche Blattvielfalt innerhalb eines Jahres aufweist, bleibt unklar. Eine Anpassung an die Umwelt wie im Falle des Wasser-Hahnenfußes konnte hier nicht nachgewiesen werden.

Was ein Rätsel für die Pflanzenentwicklung bleibt, ist eine echte Herausforderung für die botanischen Systematiker:innen. Wie soll man eine Pflanzenart wie den Gold-Hahnenfuß überhaupt vernünftig morphologisch definieren, wenn sie sich im Laufe des Jahres ständig verändert? Eine harte Nuss (und Gegenstand fortlaufender Verbesserung) auch für Flora Incognita!

 

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Strandlingsrasen – Pflanzengesellschaft des Jahres 2023

Lebensraum nährstoffarmes Flachwasser

Die Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft e.V. rief die stark bedrohten Strandlingsrasen zur Pflanzengesellschaft des Jahres 2023 aus. Am Uferbereich klarer, flacher Heidetümpel, auf sand- und kiesreichen Rohböden oder torfigen Substraten fand man sie früher recht häufig – sie sind unscheinbar und an die speziellen Anforderungen des amphibischen Lebensraums gut angepasst. Durch menschliche Eingriffe wie Nährstoffeinträge und Entwässerung, aber auch durch die Folgen des Klimawandels sind Strandlingsrasen heute stark gefährdet. Viele ihrer Habitate sind bereits verloren oder stark zurückgegangen. Aufgrund ihrer Seltenheit und Schutzbedürftigkeit wurden Strandlingsrasen auch in die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union aufgenommen.

Zusammensetzung der Strandlingsrasen
Die Pflanzen leben in Ufernähe, in einem schmalen Streifen zwischen Röhricht und tieferem Wasser, entweder ganz untergetaucht und zeitweise im Trockenen. Schwankungen des Wasserstandes unterstützen die Ausbildung von Strandlingsrasen. Namengebend für die Gesellschaft ist der Europäische Strandling (Littorella uniflora). Ihn begleiten die noch seltenere, zarte, weißblühende Wasser-Lobelie (Lobelia dortmanna) und das zu den Bärlappen gehörende, Gewöhnliche Brachsenkraut (Isoëtes lacustris), allerdings ist dieses in Bayern und Baden-Württemberg bereits ausgestorben. Zur Artengesellschaft gehören aber auch Arten die häufiger zu finden sind, wie Zwiebel-Binse (Juncus bulbosus) oder der Gewöhnliche Wassernabel (Hydrocotyle vulgaris).

Isoëtiden

Die bestimmenden Vertreter dieser Pflanzengruppe werden auch als niedrigwüchsige Grundsprossgewächse (Isoëtiden) zusammengefasst. Sie alle verbindet eine kräftige und ausdauernde Grundrosette aus schmalen Blättern mit ausgeprägten Luftleitgewebe (Aerenchymen). Diese Anpassung an das Leben im Wasser bewirkt, dass im Gewebe Luft gespeichert werden kann und die Blätter dadurch Auftrieb erlangen. Durch diese Wuchsform überstehen die Pflanzen die jahreszeitlichen, ausgeprägten Wasserspiegelschwankungen: längere Überflutung im Winterhalbjahr, aber auch ausdauernde Trockenphasen im Spätsommer.

Strandlingsrasen finden

Schwankende Wasserstände sehr nährstoffarmer Stillgewässer sind in Deutschland selten, und in Verbindung mit dem unauffälligen Erscheinungsbild der meisten Arten wird man wohl nur sehr unwahrscheinlich über eine Population der Strandlingsrasen „stolpern“. Spannenderweise gibt es aber alte Talsperrenbauwerke im Herzen Deutschlands, deren Verlandungsbereiche nur auf den ersten Blick wie Mondlandschaften aussehen. Im Oberharz, im Raum Clausthal-Zellerfeld gibt es noch etwa 65 Stauteiche, die zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert angelegt wurden. 35 davon gelten als Talsperren und werden nun, lange nach dem Ende der wirtschaftlichen Nutzung, aus naturschutzfachlichen Gründen weiterhin mit schwankendem Wasserstand betrieben. Hier finden sich großflächige Strandlingsrasen, aber auch die ebenfalls sehr seltenen Zwergbinsengesellschaften mit Hirschsprung (Corrigiola litoralis), Knorpelmiere (Illecebrum verticillatum) oder dem Schlammling (Limosella aquati­ca). Wenn Ihr Strandlingsrasen findet, könnt Ihr das Abzeichen für die Pflanzengesellschaft 2023 sammeln! Mehr Informationen gibt es bei der Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft e.V.: https://www.tuexenia.de/publications/tuexenia/Tuexenia_2022_NS_042_0321-0350.pdf

 

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