Winterlinge im Rautal bei Jena

Frühlingsbote Winterling
Sobald der Schnee geschmolzen ist und es etwas wärmer wird, öffnen die Frühblüher ihre Blüten. Einer der ersten ist der gelbe Winterling (Eranthis hyemalis). Er wird bei uns gerne in Parks und Gärten gepflanzt, sein eigentliches Verbreitungsgebiet zieht sich jedoch von Norditalien über den Balkan bis zur Türkei. In manchen Gegenden Deutschlands hat er sich jedoch schon lange fest etabliert.
Das Rautal – ein gelbes Blütenwunder
Weit über die Grenzen Thüringens ist das Rautal bei Jena durch sein in dieser Größenordnung einmaliges Vorkommen des Winterlings in Mitteleuropa bekannt. Auf fast fünf Hektar breitet sich der gelbe Blütenteppich aus und wird von Jahr zu Jahr größer. Sobald die ersten kräftigen Sonnenstrahlen den Erdboden erwärmen und die Tage wieder länger werden, keimen die kleinen Blumen und überziehen den ansonsten noch kahlen Waldboden mit ihrem intensiven Gelb. Der Winterling wurde vermutlich als Wurzelknolle zusammen mit Rebstöcken aus Südeuropa ins Rautal gebracht. Dort wurde er erstmals im Jahr 1803 erwähnt.
Weitere Frühlingsboten
Der Edellaubholzwald, in dem sich das Massenvorkommen des Winterlings befindet, ist seit 1965 ein geschützter Landschaftsbestandteil und umfasst eine Fläche von 4,3 Hektar. Neben den Winterlingen kommen in diesem Gebiet über 120 verschiedene Gefäßpflanzen vor, was für einen Wald einen hohen Artenreichtum bedeutet. Zwischen den schätzungsweise 1,6 Millionen Winterlingen finden sich im Frühjahr auch einzelne Vorkommen von Leberblümchen, Lungenkraut oder Märzenbecher.
Rundweg Winterlinge
Um das „Gelbe Wunder“ zu sehen, machen sich viele Menschen an den sonnigen Frühlingswochenenden auf den Weg ins Rautal. Dort wurde deshalb ein Rundwanderweg zu den Winterlingen angelegt. Er führt durch vorwiegend Buchenwald, an Gesteinsaufschlüssen vorbei und leitet mit nur geringer Steigung zu den besten Ausblicken auf das gelbe Blütenmeer. Gutes Schuhwerk wird dennoch empfohlen, da der Weg oft matschig sein kann. Der Weg beginnt an der Straße zwischen Jena und dem Ort Closewitz und kann beliebig weiter durch das angrenzende Naturschutzgebiet „Windknollen“ verlängert werden.
Mehr Information ist beim Burschen- und Heimatverein Closewitz verfügbar: Winterlinge in Closewitz
Pflanzenvielfalt mit Flora Incognita dokumentieren
Wusstest Du schon? Die Blüte des Winterlings ist deutschlandweit ein guter Indikator für das Monitoring der phänologischen Jahreszeiten. Wenn Du Deinen Standort für Flora Incognita freigegeben hast und einen Winterling (oder andere Frühblüher) bestimmst, leistest Du damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Pflanzenvielfalt!

Dieser Artikel wurde im Winter 2022/23 in der Flora-Incognita-App als Story angezeigt. In der App findest Du jederzeit spannende Informationen zu Pflanzen, Ökologie, Artenkenntnis, sowie Tipps und Tricks zum Pflanzenbestimmen. Schau‘ doch mal rein!

Welche Pflanzen blühen als erstes im Jahr?

Der phänologische Vorfrühling beginnt offiziell mit der Blüte von Hasel und Schneeglöckchen. Wann genau die ersten Arten zu blühen beginnen, variiert über die Jahre sehr stark, zudem kommt es auch auf den Standort an. Hoch oben in den Bergen ist es viel länger kalt als im Tiefland. So gab es Beobachtungen schon im Dezember, mancherorts aber erst Mitte Februar. In jedem Fall lohnt sich der Einsatz von Flora Incognita schon ab der ersten Blüte: mit jeder Pflanzenbestimmung trägst Du zum Monitoring der Artenvielfalt bei! (Aber nur, wenn Du Deinen Standort freigegeben hast)  – Es lohnt sich also, Frühblüher jedes Jahr wieder zu fotografieren, auch wenn Du die Arten schon kennst. Weiterlesen

Wie überleben Pflanzen den Winter?

Wie überleben Pflanzen den Winter?

Pflanzenzellen bestehen zu einem großen Teil aus Wasser – gefriert dieses, dehnt es sich aus. Die Zellen würden somit beschädigt werden und die Pflanze im schlimmsten Fall sterben. Wie also schützen sich Pflanzen vor dem Kältetod?

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Kleine Knospenkunde – Bäume bestimmen im Winter

Bäume im Winter

Bäume sind im Winter durch ihre Borke vor der Kälte geschützt. Aber was ist mit den zarten Knospen, die schon im letzten Sommer gebildet wurden und im Frühjahr schnell austreiben sollen? Sie müssen auf andere Weise vor Frostschäden bewahrt werden. Dafür gibt es einige Strategien: Die meisten Baumarten packen ihre Knospen in ledrige Knospenschuppen ein. Auch ein Überzug aus Harz oder ein Pelz aus feinen Härchen schützt vor der Kälte. Zudem lagern Bäume im Herbst Zuckerstoffe in die Knospen ein, wodurch der Gefrierpunkt herabgesetzt wird. So gefrieren die Knospen erst bei Temperaturen weit unter 0°C. Durch den Zucker werden sie aber auch zum reizvollen Futter für Wildtiere. Mehr zu den winterlichen Überlebensstrategien von Pflanzen kannst Du in diesem Artikel lesen: Wie überleben Pflanzen den Winter?

Baumbestimmung im Winter
Wir erkennen Bäume am leichtesten an ihren Blättern, so ist es im Winter ungemein schwerer, sie richtig zu bestimmen. Doch neben der Verzweigungsart, Wuchsform und der Rinde sind vor allem die Knospen sehr hilfreich für die Bestimmung von Gehölzarten im Winterzustand. Jede Baumart entwickelt ihre eigenen, charakteristischen Knospen. Hier stellen wir nun ein paar leicht wiedererkennbare Bäume mit ihren Knospen vor.
Rotbuche
Die Knospen der Rotbuche (Fagus sylvatica) sind sehr lang und spitz. Die übereinander gefalteten, braunen Knospenschuppen sind leicht auszumachen. Anhand dieser charakteristischen Knospen und der glatten, grauen Rinde ist die Buche auch im Winter gut zu erkennen.
Gewöhnliche Esche
Die Farbe der Knospenschuppen kann sehr hilfreich bei der Artbestimmung sein. Die Knospen der Esche (Fraxinus excelsior) sind so samt-schwarz, dass sie kaum mit Knospen anderer Baumarten verwechselt werden können. Die Endknospen am Ende eines Zweiges sind meist größer als die Seitenknospen, die sich am Zweig stets gegenübersitzen.
Bergahorn
Auch die Knospen des Bergahorns (Acer pseudoplatanus) zeichnen sich durch ihre Farbe aus. Die Knospenschuppen sind olivgrün und nur an ihrem bewimperten Rand bräunlich gefärbt. Die Seitenknospen sitzen, wie die der Esche, gegenständig am Zweig.
Eberesche
Die Knospen der Eberesche (Sorbus aucuparia) sind weißfilzig behaart und länglich. Die Spitzen der Endknospen sind häufig etwas gekrümmt, die Seitenknospen drücken sich an den Zweig.
Rosskastanie
Kastanienknospen sind oft durch eine dünne Harzschicht klebrig und glänzend. Sie haben eine dunkelbraune Farbe. Die Endknospen der Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) sind sehr groß und eiförmig zugespitzt. Die wenigen Seitenknospen sind dagegen sehr viel kleiner und eher unscheinbar. Sie befinden sich jeweils oberhalb von auffällig großen Blattnarben, wo im vorangegangenen Jahr ein Blattstiel ansetzte.

Dieser Artikel wurde im Winter 2023 in der Flora-Incognita-App als Story angezeigt. In der App findest Du jederzeit spannende Informationen zu Pflanzen, Ökologie, Artenkenntnis, sowie Tipps und Tricks zum Pflanzenbestimmen. Schau‘ doch mal rein!