Pflanzen an Fließgewässern

Fließgewässer sind ein bedeutender ökologischer Lebensraum. Die hier lebenden Pflanzen sind angepasst an den ganzjährigen Einfluss des Süßwassers. Die Qualität des fließenden Wassers, die Vielfalt der Strömung und die Dynamik des Wasserstandes prägen entscheidend die Ausstattung des Ökosystems: Je reichhaltiger die Ausstattung, desto größer ist die Vielfalt der Pflanzen und Tiere.

Am Wasser
Am Rand des Gewässers und auf Auflandungen gedeihen Arten vieler Pflanzenfamilien. Häufig sind schmale lange Blätter ausgebildet. Bekannte Vertreter sind die Gelbe Schwertlilie (Iris pseudacorusoder die Bach-Nelkenwurz (Geum rivale), die bereits im späten Frühjahr blühen. Ab Juni bis in Anfang September ist der Blutweiderich (Lythrum salicaria) und das Echte Mädesüß (Filipendula ulmaria) zu finden. Im Röhricht wachsen Ästiger Igelkolben (Sparganium erectum) und Schmalblättriger Rohrkolben (Typha angustifolia). Im feuchten Ufersaum an Land sind Arten der Feuchtgebiete anzutreffen, wie zum Beispiel Sumpf-Ziest (Stachys palustris).

Unter Wasser
Im Gewässer wachsen die Wasserpflanzen. Sie wurzeln im Gewässerboden und bilden Blätter im Wasser. Die Blüten und die Schwimmblätter treten aber an die Oberfläche. Im Frühjahr bei kühlen Temperaturen in den Bächen und Flüssen bemerkt man noch nicht sehr viel von den Pflanzen. Im weiteren Verlauf des Jahres sind aber Blätter und Blüten zu entdecken. Eine wichtige Art ist der Flutende Hahnenfuß (Ranunculus fluitans), der eine komplette Pflanzengesellschaft charakterisiert. Weitere Arten im Wasser sind das Gewöhnliche Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia),  Wassersterne (Callitriche), oder Laichkraut-Arten wie das Schwimmende Laichkraut (Potamogeton natans)

Schutz der Lebensräume
Lebensräume am und im Gewässer sind empfindliche und gefährdete Lebensräume. Durch Befestigung der Ufer und der Gewässersohle, Überdüngung, Entwässerung, Begradigung, Niedrigwasser und fehlerhafte Unterhaltung ist die Vielfalt beeinträchtigt. Für eine Aufwertung und Schutz der empfindlichen Lebensräume an Fließgewässern macht sich der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) stark. Der Landesverband Sachsen e.V. untersucht in einem Projekt der Mehrwert-Initiative „Nachhaltig aus der Krise“ des Sächsischen Ministeriums für Energie, Klimaschutz, Landwirtschaft und Umwelt Potentiale für die Fließgewässer 2.Ordnung im ländlichen Raum des Freistaates. Abschließend wird eine Handlungsempfehlung für Eigentümer, Anlieger, Naturschutzverbände und engagierte Bürger:innen zusammengestellt.

Weitere Informationen sind unter folgendem Link zu finden: https://www.bund-sachsen.de/wasser/

 

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Blume des Jahres 2023: Die Kleine Braunelle

Blume des Jahres
Die Loki Schmidt Stiftung hat die Kleine Braunelle  zur Blume des Jahres 2023 gewählt, um auf den schleichenden Verlust zahlreicher Pflanzen- und Tierarten aufmerksam zu machen. Die Kleine Braunelle (Prunella vulgaris) wird zwischen 5 und 25 cm groß und erfreut Betrachter:innen mit kleinen, violetten Blüten. Auch wenn sie zierlich wirkt – sie überlebt auf oft gemähten Rasen und toleriert Fraß und Tritt von Weidevieh. Die einst häufige Wiesenblume teilt sich trotz aller Robustheit ein Schicksal mit vielen anderen Arten der Weiden, Wiesen und Wegränder: Ihre Bestände gehen stetig zurück.

Mehr Natur zulassen

Der schleichende Verlust der Arten zeigt sich am Beispiel der eigentlich häufigen Kleinen Braunelle besonders deutlich. Sie kommt an vielen Orten gut aus – nur nährstoffreich dürfen sie nicht sein. Werden Wiesen, Weiden und Wege gedüngt oder umliegende Landschaften überdüngt, hat das einen massiven Einfluß auf die Zusammensetzung der Artengemeinschaften: wenige wuchsfreudige Pflanzenarten, die besonders hoch und dicht wachsen, überwuchern die artenreichen, ehemals mageren Habitate. Noch kommt die Kleine Braunelle in allen Bundesländern vor und ist überall ungefährdet, jedoch wird in einigen Regionen Deutschlands ein Rückgang der Bestände deutlich, z. B. in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern.

Ein neues Abzeichen für Dich!

Findest und bestimmst Du eine Kleine Braunelle, winkt Dir als Belohnung ein neues Abzeichen für Dein Profil: Für die Blume des Jahres 2023.

 

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Heterophyllie: Eine Pflanze – unterschiedliche Blätter

Die Blätter einer Pflanze sind oft ein wesentliches Merkmal zur Artbestimmung: Das Blatt der Berg-Ulme (Ulmus glabra) hat einen gesägten Rand, die Blätter der Wilden Tulpe (Tulipa sylvestris) sind weich und unbehaart, und die Laubblätter des Gewöhnlichen Schneeballs (Viburnum opulus) sind immer gegenständig angeordnet. Es gibt viele Beispiele von Pflanzen, deren Blätter so unmissverständlich gleich aussehen, dass die dazugehörige Art sicher bestimmbar ist. Aber – das gilt nicht für alle Pflanzen! Manche Arten reagieren auf Umwelteinflüsse, indem sie bestimmte Merkmale ihrer Blattform verändern, z.B. die Größe der Blattfläche oder die Dichte der Blattnervatur.

„Blattmehrgestaltigkeit“ (Heterophyllie oder Blatt-Polymorphismus) bedeutet, dass an einer einzelnen Pflanze sehr unterschiedlich gestaltete Blätter vorkommen. Das geht soweit, dass es Kräuter gibt, die gleich mehrere sehr unterschiedliche Blattformen ausbilden können; so verschieden, dass man sie nicht derselben Art zuordnen würde. Ein besonderes Beispiel hierfür sind manche Arten der Gattung Ranunculus, Hahnenfuß. Der Wasser-Hahnenfuß (Gattung Ranunculus, Sektion Batrachium) beispielsweise besitzt zwei vollkommen verschiedene Blattformen: die haarfein zerteilten Blätter unter Wasser (Tauchblätter) und die grob dreiteilig zerschlitzten Schwimmblätter.

Um das Phänomen der Heterophyllie zu verstehen, muss man die Genetik der Pflanze betrachten. Der Wasser-Hahnenfuß hat einen Genotyp, also eine genetische Grundlage für die Ausbildung seiner Pflanzenmerkmale, aber zwei unterschiedliche Blatt-Phänotypen (Erscheinungsbilder). Durch jahrelange Forschung bis hin zur molekular-genetischen Ebene konnte bestimmt werden, welche Gene aktiviert werden müssen, damit die Ausbildung einer bestimmten Blattform gestartet werden kann. Auch die Rolle der pflanzlichen Wachstumshormone, deren Konzentrationen und Flüsse die finale Blattform bestimmen, wurde untersucht. Im Falle des Wasser-Hahnenfuß ist der ausgeprägte Blatt-Polymorphismus eine Anpassung an die Umwelt.

Es gibt aber auch Beispiele für Blatt-Polymorphismus, welche bis heute rätselhaft bleiben, da sie nicht durch Umweltanpassungen erklärbar sind: Unter den ersten heimischen Pflanzen, deren Blätter im Frühling aus dem Boden schießen, ist der Gold-Hahnenfuß (Ranunculus auricomus agg.). Das Besondere an dieser Artengruppe ist,  dass ein und dieselbe Pflanze vollkommen verschiedene Blattformen ausbildet, je nachdem, ob sie gerade aus dem Winterschlaf erwacht ist, ob sie blüht oder fruchtet.

Innerhalb eines pflanzlichen Individuums entsteht ein ganzer Blattzyklus, beginnend mit ziemlich kleinen und einfach dreiteiligen Blättern (Anfangsblätter), welche unmittelbar nach dem Winter austreiben. Etwa im April, wenn die Pflanze zu blühen beginnt, erscheinen die mehr oder weniger stark zerschlitzten Blattformen, die typischerweise zur Artbestimmung benutzt werden. Später im Jahr, wenn die Pflanze fruchtet, erscheinen wiederum weniger zerschlitzte Blattformen (Sommerblätter, Schlussblätter). Diese ähneln den Anfangsblättern, sind aber größer. Warum der Gold-Hahnenfuß eine solche Blattvielfalt innerhalb eines Jahres aufweist, bleibt unklar. Eine Anpassung an die Umwelt wie im Falle des Wasser-Hahnenfußes konnte hier nicht nachgewiesen werden.

Was ein Rätsel für die Pflanzenentwicklung bleibt, ist eine echte Herausforderung für die botanischen Systematiker:innen. Wie soll man eine Pflanzenart wie den Gold-Hahnenfuß überhaupt vernünftig morphologisch definieren, wenn sie sich im Laufe des Jahres ständig verändert? Eine harte Nuss (und Gegenstand fortlaufender Verbesserung) auch für Flora Incognita!

 

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Strandlingsrasen – Pflanzengesellschaft des Jahres 2023

Lebensraum nährstoffarmes Flachwasser

Die Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft e.V. rief die stark bedrohten Strandlingsrasen zur Pflanzengesellschaft des Jahres 2023 aus. Am Uferbereich klarer, flacher Heidetümpel, auf sand- und kiesreichen Rohböden oder torfigen Substraten fand man sie früher recht häufig – sie sind unscheinbar und an die speziellen Anforderungen des amphibischen Lebensraums gut angepasst. Durch menschliche Eingriffe wie Nährstoffeinträge und Entwässerung, aber auch durch die Folgen des Klimawandels sind Strandlingsrasen heute stark gefährdet. Viele ihrer Habitate sind bereits verloren oder stark zurückgegangen. Aufgrund ihrer Seltenheit und Schutzbedürftigkeit wurden Strandlingsrasen auch in die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union aufgenommen.

Zusammensetzung der Strandlingsrasen
Die Pflanzen leben in Ufernähe, in einem schmalen Streifen zwischen Röhricht und tieferem Wasser, entweder ganz untergetaucht und zeitweise im Trockenen. Schwankungen des Wasserstandes unterstützen die Ausbildung von Strandlingsrasen. Namengebend für die Gesellschaft ist der Europäische Strandling (Littorella uniflora). Ihn begleiten die noch seltenere, zarte, weißblühende Wasser-Lobelie (Lobelia dortmanna) und das zu den Bärlappen gehörende, Gewöhnliche Brachsenkraut (Isoëtes lacustris), allerdings ist dieses in Bayern und Baden-Württemberg bereits ausgestorben. Zur Artengesellschaft gehören aber auch Arten die häufiger zu finden sind, wie Zwiebel-Binse (Juncus bulbosus) oder der Gewöhnliche Wassernabel (Hydrocotyle vulgaris).

Isoëtiden

Die bestimmenden Vertreter dieser Pflanzengruppe werden auch als niedrigwüchsige Grundsprossgewächse (Isoëtiden) zusammengefasst. Sie alle verbindet eine kräftige und ausdauernde Grundrosette aus schmalen Blättern mit ausgeprägten Luftleitgewebe (Aerenchymen). Diese Anpassung an das Leben im Wasser bewirkt, dass im Gewebe Luft gespeichert werden kann und die Blätter dadurch Auftrieb erlangen. Durch diese Wuchsform überstehen die Pflanzen die jahreszeitlichen, ausgeprägten Wasserspiegelschwankungen: längere Überflutung im Winterhalbjahr, aber auch ausdauernde Trockenphasen im Spätsommer.

Strandlingsrasen finden

Schwankende Wasserstände sehr nährstoffarmer Stillgewässer sind in Deutschland selten, und in Verbindung mit dem unauffälligen Erscheinungsbild der meisten Arten wird man wohl nur sehr unwahrscheinlich über eine Population der Strandlingsrasen „stolpern“. Spannenderweise gibt es aber alte Talsperrenbauwerke im Herzen Deutschlands, deren Verlandungsbereiche nur auf den ersten Blick wie Mondlandschaften aussehen. Im Oberharz, im Raum Clausthal-Zellerfeld gibt es noch etwa 65 Stauteiche, die zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert angelegt wurden. 35 davon gelten als Talsperren und werden nun, lange nach dem Ende der wirtschaftlichen Nutzung, aus naturschutzfachlichen Gründen weiterhin mit schwankendem Wasserstand betrieben. Hier finden sich großflächige Strandlingsrasen, aber auch die ebenfalls sehr seltenen Zwergbinsengesellschaften mit Hirschsprung (Corrigiola litoralis), Knorpelmiere (Illecebrum verticillatum) oder dem Schlammling (Limosella aquati­ca). Wenn Ihr Strandlingsrasen findet, könnt Ihr das Abzeichen für die Pflanzengesellschaft 2023 sammeln! Mehr Informationen gibt es bei der Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft e.V.: https://www.tuexenia.de/publications/tuexenia/Tuexenia_2022_NS_042_0321-0350.pdf

 

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Petersilie – Giftpflanze des Jahres 2023

Eine giftige Nutzpflanze
Alljährlich lobt der Botanische Sondergarten Wandsbek in Hamburg die Giftpflanze des Jahres aus. Nach der Kartoffel im Vorjahr ist es für 2023 die Petersilie (Petroselinum crispum). Die Wahl der Petersilie zur Giftpflanze des Jahres soll uns daran erinnern, dass auch vermeintlich harmlose Pflanzen ihre Gefahren haben können. Es ist wichtig, sich über potenzielle Risiken und Nebenwirkungen von Pflanzen bewusst zu sein und diese erst nach sorgfältiger Recherche zu nutzen.

Giftige Petersilie?

Petersilie ist eine zweijährige Pflanze, die zuerst die bekannte, niedrige, grundständige Rosette bildet, die in vielen Küchen unverzichtbar ist. Im zweiten Jahr entwickeln sich die bis zu 70 cm hohen Blütenstiele, die unscheinbare, gelbgrüne Blüten tragen. Aus diesen Blüten entstehen giftige Saatkörner.  Die Saatkörner enthalten Petersilienöl, welches das Phenylpropanoid Apiol enthält. Die Aufnahme von Apiol kann zu allergischen Reaktionen führen und in hohen Dosierungen sogar zu Leber-, Herz- und Nierenschäden.

Abzeichen gesammelt?

Wenn Du mit Deiner Flora-Incognita-App dieses Jahr noch eine Petersilie bestimmst, erhältst Du das Abzeichen „Giftpflanze des Jahres 2023“ für Dein Profil!

 

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Phänologie: Hochsommer – lange Tage, laue Nächte

Denken wir an den Hochsommer, hören wir vielleicht summende Insekten, zwitschernde Vögel oder das fröhlichen Lachen von Kindern, die ihre Ferien in vollen Zügen auskosten. Der Hochsommer bringt uns eine Fülle von Aktivitäten im Freien und unvergessliche Momente, die uns hoffentlich noch lange in Erinnerung bleiben.
Aber der Klimawandel macht auch vor Veränderungen in der Natur nicht Halt. Es ist wichtig, jedes Jahr aufs Neue gewisse markante Zeitpunkte zu dokumentieren, um die Veränderungen sichtbar zu machen. Schauen wir uns also genauer an, was den phänologischen Hochsommer auszeichnet:

Die Sommerlinde blüht

Die Blüte der Sommerlinde kennzeichnet den Beginn des Hochsommers. Um sie nicht mit der Winterlinde zu verwechseln, schaust Du Dir am besten die Blattbehaarung an: Die Sommerlinde besitzt kleine weiße Härchen auf der gesamten Blattunterseite und an den Trieben, während die Winterlinde lediglich auf den Nerven und in den Nervenwinkeln der Blattunterseite behaart ist. Die Blüten der Linde kannst Du für Tee sammeln, aber natürlich sind sie aufgrund ihres hohen Zuckergehalts im Nektar auch eine wichtige späte Futterquelle für viele Insekten.

Johannisbeeren reifen

Reife Johannisbeeren sind die ersten süßen Sommerfrüchte, die man in Zentraleuropa „wild“ ernten kann. Die heutigen Kultursorten sind allerdings nicht mehr identisch mit der ursprünglichen Ribes rubrum– Um das Aroma zu verbessern und die Kultur zu optimieren, wurden andere Johannisbeerarten eingekreuzt. (oder die Farbe: Weiße Johannisbeeren sind nur eine Farbvariante der roten Schwester). Die Schwarze Johannisbeere (Ribes nigrum) ist übrigens näher mit der Stachelbeere verwandt als mit der Roten Ribisel, und ist – je nach Züchtung – etwas später reif als die Rote. Die Sträucher der Schwarzen Johannisbeere besitzen einen Geruch, der von manchen als „unangenehm“ empfunden wird. Allerdings wird aus den Blütenknospen ein wichtiger Parfüm-Extrakt gewonnen!

Süßkirschen pflücken

Süßkirschen (Prunus avium), auch Vogelkirschen genannt (der Artname verrät’s!), gehören zu den Rosengewächsen. Beliebt bei Kinderfingern und Schleckermäulern sind wohl vor allem die bekannten Zuchtformen Knorpelkirsche (Prunus avium subsp. duracina) und Herzkirsche (Prunus avium subsp. juliana), denn die Wildform Prunus avium L. subsp. avium hat nur winzige, schwarze und bittersüße Früchte. Sie gehört typischerweise in Eichen-Hainbuchen-Mischwälder und kann dort auf über 20m Höhe heranwachsen. Die Fruchtreife der Kultur-Süßkirsche ist ein markanter Zeiger des Hochsommers. Im Jahr 2021 wurden für Deutschland 27.340 t, für Österreich 6.210 t und für die Schweiz 4.415 t Ernte registriert – zum Vergleich: Die Türkei führt mit 689.834 t Jahresproduktion die Liste der größten Süßkirschenproduzenten weltweit an.

Wintergerste kann gedroschen werden

Die Gerste (Hordeum vulgare)  gehört zu den Süßgräsern (Poaceae). Mit einer beeindruckenden Anbaugeschichte von rund 10.000 Jahren zählt sie zu den Urgesteinen der europäischen Landwirtschaft. In der Phänologie spielt die Wintergerste eine bedeutende Rolle. Im Herbst gesät, gedeiht sie zunächst prächtig bei angenehmen 10°C und wird oft als erste Ernte vom Feld geholt, schon vor allen anderen Getreidearten. Dieser Erntezeitpunkt ist ein weiterer Anzeiger für den Hochsommer. In Deutschland wird Wintergerste auf ca. 1,24 Mio. Hektar angebaut, während die Sommergerste auf nur ca. 0,5 Millionen Hektar gedeiht. Insgesamt werden pro Jahr in Deutschland etwa 10 bis 12 Millionen Tonnen Gerste geerntet.

 

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Thymian – Lecker, aber ein Albtraum für Botaniker:innen

„Mediterraner“ Thymian?

Getrocknet in Tomatensauce, gespickt im Lamm-Steak, eingelegt in Olivenöl – Wer kennt ihn nicht, den unvergleichlichen Geschmack von Thymian? Oft ruft er Erinnerungen wach an einen Urlaub in Italien oder die mediterrane Küche. Aber wusstest Du, dass Thymian in Thüringen und Deutschland „wild“ verbreitet ist – sogar mit einer Vielzahl von Arten und Unterarten? Ein typischer Vertreter ist der Frühblühende Thymian (Thymus praecox).

Altbewährtes Heilmittel

Thymiane (*Thymus* L.) werden mindestens seit der Antike für kulinarische und medizinische Zwecke kultiviert – zahlreiche enthaltene ätherische Öle besitzen gesundheitsfördernde Eigenschaften: Sie sind antiseptisch, antibakteriell, antifungal, antioxidativ, und antikanzerogen. Thymiane sind eine der wirtschaftlich wichtigsten, aber auch eine der artenreichsten Gruppen innerhalb der Lippenblüter (Lamiaceae).

Botanischer Steckbrief

Thymianpflanzen sind ausdauernd, wachsen kriechend bis strauchförmig, und zeigen in Deutschland von Mai bis Juli weiße bis lilafarbene Blüten. Aus den durch Bienen und Hummeln bestäubten Blüten entsteht jeweils eine Zerfallsfrucht (genauer: Klausenfrucht) aus vier kleinen Nüsschen, welche vor allem durch Weidetiere verbreitet werden. Thymiane sind von Grönland, über Europa und Nordafrika, Zentralasien und Himalaya bis nach Ost-Sibirien anzutreffen, da sie an aride, temperate, und kalte Klimazonen angepasst sind.

Ist Thymian gleich Thymian?

Es gibt aktuell mehr als 350 akzeptierte Thymian-Arten, aber diese Anzahl ändert sich aufgrund neuer genetischer Untersuchungen ständig. Thymiane sind mittlerweile durch uns Menschen weltweit verbreitet. Wenn sie zusammen in einem Gebiet vorkommen, können sie sich oft untereinander kreuzen (hybridisieren). Durch Hybridisierung entstehen lokal und regional immer neue Arten – ein Albtraum für Taxonom:innen, die diesen Wirrwarr klassifizieren wollen! Der hier abgebildete Thymian ist ein Hybride aus *T. praecox* (Frühblühender Thymian) und *T. pulegioides* (Breitblättriger Thymian) (29.05.2023, © Kevin Karbstein), die ebenfalls beide in dem Gebiet vorkommen. Er besitzt Merkmale beider Elternarten – eine kriechende Wuchsform, Blätter mit starker Behaarung und dicker Wachsschicht (Kutikula) als Anpassung an sehr sonnige und trockene Standorte, und eine Sprossachse mit vierkantigem, unterschiedlich behaartem Stängel und mit einem Blütenstand aus zwittrigen oder teils rein weiblichen Blüten. Nimmt man alle heute bekannten Unterarten, Arten und Hybride zusammen, umfasst diese Liste mehr 1000 beschriebene Namen!

Die Herausforderung meistern

Der Schlüssel zur genauen Bestimmung von Thymianen liegt unter anderem in der regionalen Betrachtung. So untersuchte Kevin Karbstein, ein PostDoc unserer Forschungsgruppe, verschiedene Thymiane in den Badlands und Trockenrasen Mittelthüringens. Er konnte zeigen, dass die Thymiane dort genetisch differenziert sind und mit einem geringeren Wuchs, kleineren und robusteren Blättern, mehr Behaarung, und einem früheren Blühzeitpunkt auf das lokale Wüstenklima reagiert haben. Anpassungen an das lokale Klima können ein Startpunkt zur Bildung neuer Unterarten und schließlich Arten sein. Die Publikation ist frei verfügbar.

Arten neu verstehen lernen

Man weiß man bis heute nicht genau, welche „Arten“ innerhalb der Thymian-Gruppe wirklich vorhanden sind – denn Arten werden heutzutage anders definiert als vor 200 Jahren. Für moderne Wissenschaftler*innen bildet eine Art eine separate genetische Linie in Raum und/oder Zeit. Der bisherige Standard, Pflanzenarten anhand von sichtbaren (morphologischen) Merkmalen wie Blütenfarbe, Blattform oder Behaarung zu beschreiben, wird zunehmend von diesem neuen Verständnis abgelöst, spielt jedoch für die Artauftrennung („integrative Taxonomie“) und Identifizierung weiterhin eine große Rolle. In einem neuen Projekt unserer Arbeitsgruppe sollen nun mittels modernster genetischer, morphologischer als auch ökologischer Verfahren und Methoden der künstlichen Intelligenz (Machine Learning) die Artentstehung, Evolution und Ökologie der Thymian-Gruppe genauer untersucht werden – und das weltweit.

 

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Weltbienentag 2023

Warum sind Bestäuber wichtig?

Bienen und andere Bestäuber sind ein Pfeiler der Ernährungssicherheit – weltweit. Man sagt, jeder dritte Bissen Nahrung hängt von einer erfolgreichen Bestäubung ab. Zudem stellen die über 20 Millionen Bienenstöcke allein in der EU einen nicht zu verachtenden Wirtschaftszeig dar. Diese Bienenstöcke werden von etwa 615.000 Imker:innen betreut – Nach China ist die EU mit jährlich etwa 220.000 Tonnen der zweitgrößte Honigproduzent weltweit. Der Weltbienentag am 20. Mai soll dazu dienen, die Lage der Honigbienen, der Imker:innen und die Rolle der weiteren Bestäuber zu reflektieren, bekannt zu machen und Wege zu finden, sie zu schützen.

Sterben die Bienen aus?

Das „Bienensterben“ betrifft vor allem die Wildbienen: Solitärbienen wie Mauerbienen, Hosenbienen, Sandbienen, Furchenbienen, Maskenbienen und Hummelarten. Etwa 550 Wildbienenarten gibt es in Deutschland und die Hälfte von ihnen ist seit Jahrzehnten bedroht. Lebensraumverlust durch Versiegelung von Landschaften, Insektengift und das Wegfallen von Nahrungsquellen sind die Treiber des Bienensterbens. Aber jede und jeder von uns kann etwas tun. Ob auf dem Balkon oder im Garten, unsere Umwelt kann wildbienenfreundlicher werden! Hier sind drei Tipps, die leicht umzusetzen sind:

„Unordnung“ im Garten zulassen

In einem wilden Garten können Wildbienen eine Vielzahl von Blüten finden, die ihnen Nektar und Pollen liefern, sowie geeignete Nistplätze wie hohle Stängel, Löcher in Totholz oder einfach offenen Boden. Ein wilder Garten mit einer Vielzahl von Pflanzenarten und Strukturen bietet auch Schutz vor Fressfeinden und Witterungseinflüssen. Wenn Du einen wilden Garten schaffen möchtest, kannst Du zum Beispiel heimische Wildblumen säen, Trockenmauern oder Steinhaufen errichten, Totholz liegen lassen oder hohle Pflanzenstängel aufbewahren. Es ist wichtig, auf den Einsatz von Pestiziden zu verzichten und den Garten nicht zu häufig zu mähen, um den Wildbienen ein geeignetes Habitat zu bieten.

Keine „Saatbomben“ in den Garten!

Schau‘ genau hin beim Einbringen von „Blühmischungen“. Nicht selten sind in Samentütchen gebietsfremde Arten enthalten, die einheimische Pflanzen verdrängen und so die Artenvielfalt reduzieren können. Und weniger pflanzliche Artenvielfalt bedeutet: Weniger Insektenvielfalt! Saatmischungen sollten immer genau auflisten, was sie enthalten – idealerweise einjährige Ackerwildkräuter. Mehr als 1200 Tierarten haben sich an diese Blüten angepasst, so zum Beispiel die Raupe des Kleinen Perlmuttfalters, die ausschließlich an Acker-Stiefmütterchen frisst. Eine andere Art, die solitäre Zweizellige Sandbiene, ist auf den Pollen von einjährigen Kreuzblütlern wie dem Acker-Senf spezialisiert.

Insektenhotels: Gut machen, nicht nur gut meinen

Nur 30 bis 40 der über 500 Wildbienenarten nutzen Nisthilfen aus Schilf, Bambus oder gebohrten Hartholzgängen. Vielen Wildbienen hilft es schon, einen Haufen aus lockerem Sand liegen zu lassen, denn sie nisten am Boden und graben sich ihre Nistgänge selbst. Wer eine Nisthilfe für Wildbienen aufstellen möchte, sollte über einen geeigneten Standort verfügen: Beschienen von reichlich Sonne, geschützt vor Regen und vor allem: in der Nähe von reichlich Wildblumen, dass die Bienen Nahrung und Pollen finden können. Auf fertige Angebote aus dem Baumarkt kann man übrigens gern verzichten! Günstiger und bienengerechter ist es, Bambusstäbe mit einem Kabelbinder zusammenzubinden. Diese müssen am Einflugloch glatt geschliffen sein, etwa 15 cm lang, und an einem Ende durch einen Knoten oder mit Watte verschlossen. Fertig!

 

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Krautschau 2023- Rückblick auf den Aktionszeitraum

Warum Krautschau?

Sie sind unbeachtet, werden betreten, überfahren, widerstehen Hitze und Trockenheit – die (botanischen) Helden unserer Städte und Dörfer sind die Pflanzen in Pflasterritzen, Fugen und Mauern. Es sind etwa 550 Arten, die diesen Bedingungen trotzen, und sie bilden wertvolle Korridore, in denen Insekten Lebensraum und Nahrung finden. Sie führen außerdem Wasser in den Untergrund ab und binden Staub. Urbane Biodiversität ist groß und wichtig, deswegen gibt es die Krautschau, die sie in den Mittelpunkt rückt. Danke für einen großartigen Aktionszeitraum 2023, der geprägt war von gezielter Dokumentation, der Jagd nach Abzeichen und dem Zusammenkommen vieler toller Menschen.

Günsel, Hahnenfuß und 103x Gold

Für das Abzeichen zur Krautschau 2023 musstest Du in knapp zwei Wochen bis zu 40 verschiedene Arten aus einer Liste von über 80 möglichen finden. Viele haben sich dieser Herausforderung gestellt, und 103 Nutzer:innen können sich nun darüber freuen, das Abzeichen *Krautschau2023* in Gold im Profil zu haben. Herzlichen Glückwunsch! Willst Du wissen, welche der gesuchten Arten häufig dokumentiert wurden? Die Top-Plätze nehmen der Kriechende Günsel, der Kriechende Hahnenfuß, der Stinkende Storchschnabel, Schafgarbe, Echte Nelkenwurz, Schöllkraut, Knoblauchsrauke, Gänseblümchen, Löwenzahn und Berg-Ahorn ein.

Krautschau ist das ganze Jahr!

Unabhängig vom Abzeichen gibt es das Citizen-Science Krautschau-Projekt, welches Du noch immer in den App-Einstellungen mit dem Code KRA VT5 HAV freischalten kannst. Wenn Du an diesem Projekt teilnimmst, werden die Beobachtungen, die Du mit dem Stichwort „Krautschau“ versiehst, für die wissenschaftliche Auswertung durch Dritte freigegeben. Du kannst also gern weiterhin auf Krautschau gehen und dafür sorgen, dass die urbane Pflanzenvielfalt langfristig und detailliert dokumentiert wird.

 

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Krautschau 2023

Hast Du schon mal was von urbaner Biodiversität gehört?

Zwischen Pflasterfugen und Mauerritzen wachsen in unseren Städten und Dörfern über 500 Pflanzenarten. Angepasst an extreme Bodenbedingungen wie Tritt- und Fahrbelastung, Hitze und Verschmutzung bieten sie zahlreichen Kleinlebewesen wertvolle Ökosysteme, nehmen Regenwasser auf und binden Staub. Doch meistens sind wir uns kaum bewusst, was eigentlich vor unserer eigenen Haustür wächst. Mit der Aktion #Krautschau soll das Bewusstsein für Wildpflanzen in Siedlungsgebieten gestärkt werden.

Was bedeutet Krautschau?

Die Krautschau entstand als Bewegung von Botaniker:innen und Pflanzenliebhaber:innen als Reaktion auf die verbreitete Erscheinung der „Plant Blindness“. Diese „Blindheit gegenüber Pflanzen“ beschreibt das Phänomen, dass Pflanzen (im Gegensatz zu Tieren) in der Umwelt nicht bewusst wahrgenommen werden. Um das zu verändern, werden Pflanzen am Wegesrand in unseren Städten und Dörfern bestimmt und mit Kreide beschriftet, sodass ihr Name für Passant:innen sichtbar wird. Ursprünglich in Frankreich ins Leben gerufen, breitete sich diese Initiative über England nach Deutschland aus, und die Hashtags #Krautschau und #MoreThanWeeds haben sich insbesondere auf Twitter und Instagram etabliert.

Krautschau-Aktionszeitraum

Wir möchten Dir einen ganz besonderen Anreiz geben, bei der Krautschau 2023 teilzunehmen! Gemeinsam mit der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung und der Universität Freiburg haben wir vom 18.-29. Mai 2023 eine Aktionswoche ins Leben gerufen, bei der Du Dir in Deiner Flora-Incognita-App ein ganz besonderes Abzeichen verdienen kannst! Finde und dokumentiere bis zu 40 verschiedene Wildpflanzen Deiner Stadt, um alle fünf Level freizuschalten.

Forschungsdaten beitragen

Aber es gibt noch mehr! Wenn Du möchtest, kannst Du die Beobachtungen, die Du im Rahmen Deiner Krautschau sammelst, einem wissenschaftlichen Forschungsprojekt zur Verfügung stellen. Dafür musst Du die spezielle Projektfunktion freischalten, einfach über diesen Link: Krautschau-Projekt freischalten. Nach einer Pflanzenbestimmung kannst Du über den Knopf *+Stichwort* die Beobachtung dem Projekt Krautschau zuordnen. Dr. Julia Krohmer ist die Projektverantwortliche bei der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung und erhält die so erhobenen Bilder, Artnamen und Standortdaten zur wissenschaftlichen Auswertung – selbstverständlich vollständig anonymisiert! Dieses Projekt ist ganzjährig aktiv, unabhängig vom Aktionszeitraum.

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